biologe

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Monat: Juli, 2015

Gleichgeschlechtliche erotische Handlungen unter Männern in der Evolutionsgeschichte des Homo sapiens

In einem aktuellen Radiointerview äußerte sich der renommierte Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera zu den Themen Kreationismus und Gender-Mainstreaming (Genderismus). Ich unterstütze mit all meinen Kräften den Einsatz Kutscheras und anderer international bekannter Evolutionsbiologen gegen spirituell motivierte, alternative Erklärungsversuche zur Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten. Kirchliche Einrichtungen, Lobby-Verbände und sektenartige Zusammenschlüsse aller Art verfolgen mit der Verbreitung kreationistischen Gedankengutes die Bekämpfung der Aufklärung und Bildung in modernen Gesellschaften. Ziel ist es, das Niveau des Wissens und des Verstehens durch frei erfundene Wundergeschichten vorsätzlich herabzusetzen, um dadurch die Bereitschaft der Bevölkerung zu erhöhen, nicht mehr nach klaren Argumenten zu fragen, sondern unkritisch zu glauben. In der Regel verfolgt der Kreationismus daher Macht- und Wirtschaftsinteressen.

Im genannten Radiointerview äußerte sich Herr Kutschera allerdings auch zu seinem Verständnis zum Thema „Homosexualität“ (Anführungszeichen, weil der Begriff „Sexualität“ zurecht und auch gemäß Kutschera in diesem Zusammenhang biologisch inkorrekte Verwendung findet) bei Männern, und zwar aus der Sicht des Evolutionsbiologen. Von diesen Äußerungen muss ich mich jedoch distanzieren. Dies erscheint mir auch in dieser Schriftform notwendig zu sein, da Herr Kutschera und ich zusammen einen Artikel zum Thema Kreationismus veröffentlicht haben. Ich möchte nicht, dass Außenstehende daraus automatisch schlussfolgern, dass ich auch in anderen Äußerungen mit dem Fachkollegen übereinstimme.

Im Interview wird der Eindruck vermittelt, gleichgeschlechtliche erotische Neigungen („Homosexualität“) bei Männern seien ein äußerst seltenes Phänomen, das als eine Art zufälliger Fehlkonstruktion zu interpretieren sei. Aus den Erläuterungen geht ferner hervor, homophil veranlagte Männer seien grundsätzlich nicht befähigt zum sexuellen Akt mit einer Frau. Konsequenterweise seien sie also grundsätzlich nicht in der Lage, sich fortzupflanzen. Ein biologischer Nutzen homophiler Männer in menschlichen Gesellschaften wird daher bestritten. Als Beispiel wird die Biographie Tschaikowskis angeführt. Dieser habe zeitlebens vergeblich versucht, sich die Homosexualität abzugewöhnen. Obgleich er verheiratet gewesen sei mit einer deutlich jüngeren und vorgeblich attraktiven Frau, sei es ihm nicht gelungen, über seinen homophilen Schatten zu springen und die Gattin sexuell begehren zu können. Es wird der Eindruck vermittelt, diese Tragik veranschauliche das Dilemma aller homophil veranlagten Männer.

Alle diese Äußerungen weise ich vollständig als falsch zurück. Sowohl die Literatur, die Geschichtsbücher wie auch die alltägliche Wahrnehmung zeichnen nämlich ein völlig anderes Bild. So scheint mir der homoerotische Drang integraler Bestandteil männlichen Erotikverhaltens zu sein. Ich gehe davon aus, dass „Bisexualität“ den Normalzustand menschlicher Männer charakterisiert. Das Merkmal scheint dabei einer genetischen Variabilität zu unterliegen, an deren Randbereichen es selten auch zu vollständig „hetero-“ orientierten und vollständig „homo-“ orientierten Individuen kommt. Diese sind daher beide als Minderheiten zu interpretieren.

Der homophile Anteil im normalen männlichen Erotikverhalten ist durch Evolution entstanden. Merkmale, die durch Evolution hervorgebracht wurden, konnten sich nur deswegen in einer Population derselben Art etablieren, weil ein Selektionsdruck sie dauerhaft erhalten hat. Ein Merkmal erhält sich also, weil es einer Art in der Umgebung, in der sie lebt, Vorteile verschafft. Auch verhaltensbiologische Merkmale, denen erotische Handlungen zuzuordnen sind, unterliegen diesem Prinzip. Daher muss auch homoerotisches Verhalten unter Männern für frühe Hominiden-Gesellschaften vorteilhaft gewesen sein, sofern man nicht im Kutschera’schen Sinne von Missbildungen ausgeht. Welche Vorteile das gewesen sein mögen, ist noch zu erforschen.

Eine mögliche Hypothese könnte sein, dass erotische Handlungen unter Männern Spannungen in männlichen Gemeinschaften auf friedliche Weise abbauen konnten. Denn auch den Lehren Kutscheras zufolge ist davon auszugehen, dass in frühen Hominiden-Gesellschaften Männer- und Frauengruppen häufig voneinander getrennt waren.

Da durch Aggression in den Männergruppen hervorgerufene Gewaltakte mit Verletzungen und womöglich sogar dem Tod mancher Individuen einhergegangen wären, hätte dies die Fitness dieser Gruppe und somit auch der gesamten Population gefährdet. Friedliche Aggressionsbewältigung erhielt hingegen diese Fitness. Daher könnte in diesem Zusammenhang die Erklärung für die Entstehung homorerotischer Aktivität unter Männern zu finden sein. Zumindest ist dieser Zusammenhang aus der Forschung an Menschenaffen bekannt, und zwar genauer: Das Phänomen ist bei Bonobos in diesem Sinne interpretiert worden, betrifft dort allerdings Akte unter Weibchen und ist daher eventuell eher als ein analoges Szenario zu betrachten denn als besonderes Verwandtschaftsargument.

In der Evolutionsbiologie muss man sich übrigens gleich zwei Fragen stellen, wenn es um Erklärungsansätze für die Entstehung von Merkmalen gehen soll: Unter welchen Bedingungen konnte sich das Merkmal etablieren? Und warum hat es sich auch bei veränderten Bedingungen weiterhin erhalten? Diese zweite Frage lässt sich speziell für die Evolutionsgeschichte des Menschen oft nur schwer beantworten. Dies betrifft aber zahlreiche menschliche Eigenschaften (= Merkmale), so zum Beispiel den aufrechten Gang.

Doch zurück zu meiner These der Ausprägung eines Merkmals, hier der Homoerotik unter Männern, in Form einer sogenannten genetischen Variabilität. Laien mag dieser Ausdruck ebenso befremdlich erscheinen wie die Kutschera-These einer Missbildung oder eines Konstruktionsfehlers. In der Tat jedoch sind beide Erklärungsansätze in der Evolutionsbiologie völlig legitim. Denn Zwei- oder Vielgestaltigkeit eines Merkmals in derselben Population einer Art kann über das gesamte Tierreich hinweg grob nur auf drei Weisen erklärt werden. Zwei davon wurden schon genannt. Tritt ein Merkmal in vielfältigen Ausprägungen auf, die sich graduell in allen Zwischenformen voneinander unterscheiden, spricht man von genetischer Variabilität. Erscheint ein Merkmal hingegen in zwei oder mehreren Ausprägungen, die sich distinkt, also ohne Zwischenstufen, voneinander unterscheiden, bezeichnet der Evolutionsbiologe das Phänomen als Dimorphismus oder Polymorphismus. Ist eine bestimmte Ausprägung eines Merkmals, es können auch mehrere Erscheinungsformen dieses Merkmals sein, signifikant deutlich seltener als eine andere Ausprägung auf, die dann den Standard repräsentiert, birgt sie zudem offensichtliche Fitness-Nachteile für die betroffenen Individuen, muss die begründete Vermutung einer Missbildung (oder mehrerer Missbildungen = Konstruktionsfehler)) überprüft werden.

Meiner Hypothese zufolge ist das Beispiel der Tschaikowsky-Biographie alles andere als eindeutig. Da Tschaikowsky offenbar an dem Versuch scheiterte, eine bestimmte Frau sexuell begehren zu können, darf nicht ausgeschlossen werden, dass ihm Selbiges mit einer anderen Frau womöglich gelungen wäre. Er kann aber auch zu jener Minderheit gehört haben, die tatsächlich ausschließlich zur homophilen Erotik befähigt ist.

Der von mir verwendete Begriff der Variabilität darf nicht missverstanden werden. Es handelt sich nämlich um einen Fachterminus, den ich hier ausschließlich gemäß der oben benannten Definition verwende. Mit Variabilität ist ausdrücklich nicht gemeint, dass dasselbe Individuum beliebig variieren kann, welche erotischen Neigungen es pflegt. Dies entspräche lediglich dem Wunschgedanken der Genderismus-Anhänger, für den es jedoch keine Belege gibt und den ich daher negieren muss. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich dem Individuum Lern- und Erfahrungsprozesse absprechen möchte, die dazu führen können, seine erotischen Praktiken im Rahmen seiner genetisch festgelegten Veranlagung im Verlaufe eines Lebens ausreifen zu lassen.

Auch in anderem Zusammenhang kollidiert eine wissenschaftliche Herangehensweise übrigens mit den Thesen der Genderismus-Bewegung: Da es als mit höchster Wahrscheinlichkeit erwiesen gilt, dass frühe Hominiden-Gesellschaften aus häufig oder sogar weitgehend voneinander getrennten Männer- und Frauengruppen bestanden haben, müssen auch die Phänomene weibliche Homoerotik und männliche Homoerotik voneinander unterschieden werden. Es handelt sich um zwei verschiedene Phänomene, die in unterschiedlichen Kontexten entstanden sind. Hierin stimme ich mit den Thesen Kutscheras wieder überein.

Political Correctness und wissenschaftlich fundierte Thesen lassen sich nun einmal oft nicht miteinander vereinbaren. Dies beinhaltet jedoch keine moralische Bewertung der Vielfalt von Verhaltensformen in menschlichen Gesellschaften, die ich selbstverständlich alle gleichermaßen toleriere und respektiere.

Zahlreiche Hinweise aus unterschiedlichen Kulturkreisen heutiger Zeit unterstützen im Übrigen meine These, dass „Bisexualität“ den Normalzustand männlichen Erotikverhaltens darstellt. Auf nur einen davon möchte ich jedoch hiermit näher eingehen.  In zahlreichen modernen Kulturen ist männliche Homoerotik, meist nicht weibliche Homoerotik, unter drakonische Strafen gestellt. Es wird offenbar befürchtet, dass erotische Spiele unter Männern so stark ausufern können, dass diese nicht mehr die Zeit finden, ihren gesellschaftlichen und biologischen Aufgaben nachzugehen. Solche Befürchtungen wären jedoch redundant, ginge man in diesen Kulturkreisen davon aus, dass von jener Form der erotischen Versuchung lediglich eine vernachlässigbar kleine Minderheit betroffen sei.

Solche gesetzlichen Kontrollen männlicher Homoerotik lassen sogar sich bis in die Antike verfolgen. So argwöhnte Kaiser Augustus in Zeiten seiner späteren Regentschaft – sicherlich zu Unrecht – , dass die bis dahin erstaunlich frei und offen gelebte erotische Vielfalt römischer Bürger deren biologischen Fortbestand gefährden könnte. Daher führte er eine Heiratspflicht für Männer über 25 ein und verordnete zudem, dass jede Ehe drei Kinder zustande bringen musste.

Abschließend ist mir in diesem Artikel nur noch wichtig zu betonen, dass biologisches Vokabular im richtigen Zusammenhang verwendet werden muss. Das Gender-Mainstreaming, das vorgibt, ein eigener Wissenschaftszweig zu sein, verfügt nicht über das Recht, klar festgelegte Fachbegriffe aus den Naturwissenschaften umzudefinieren.

Die Bedeutung des Begriffes der Sexualität definiert und erläutert Herr Kutschera sehr ausführlich. Zwar bin ich der Ansicht, dass die Umgangssprache schon immer dazu neigte, Begrifflichkeiten zu lockern und zu vereinfachen. Jedoch halte ich es für wichtig, in der offiziellen Sprache ein korrektes Vokabular zu verwenden. Hierin stimme ich mit Herrn Kutschera und anderen Biologen völlig überein.

Schulbücher aus dem Dunstkreis des Genderismus, die Schüler lehren, das Geschlecht sowie erotische Neigungen seien nicht Ergebnis biologischer, sondern ausschliesslich gesellschaftlicher Phänomene, lehne ich genauso wie andere Kollegen ausdrücklich ab. diese tückische Form eines modernen Kreationismus darf nicht Einzug in unser Bildungssystem halten!

Gottesglaube und Wissenschaft? Neue Formen des Kreationismus bedrohen die Bildung in Deutschland!

Welcher Zoologe hat sich jemals mit der wichtigen Frage auseinandergesetzt, ob Tiere ebenso wie der verstorbene Mensch Zugang zum ewigen Himmelreich erhalten können? Keiner? Ein Versäumnis! Obwohl man als Naturwissenschaftler natürlich gute Argumente vorbringen kann, die den nicht gedachten Gedanken plausibel erklären: Denn der aufgeklärte Biologe tut sich auch mit dem göttlichen Paradies für verstorbene Menschenseelen schwer. Wissenschaftler sind es nämlich gewohnt, zu verstehen, zu argumentieren und begründete Thesen auszuformulieren. Eine begründete These zur Existenz eines himmlischen Paradieses lässt sich jedoch nicht aufstellen. Es existieren nämlich nicht die geringsten Indizien für die Wahrhaftigkeit einer Seele, geschweige denn für die Realität eines göttlichen Ortes, der durch Seelen bevölkert wird.

Also ist es ausgemachter Humbug, sich als Zoologe wissenschaftlich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob Hundeseelen in den Himmel kommen. Oder nicht?

Nun, als ich im vorletzten Jahrzehnt mein Biologie-Studium in Berlin aufnahm, ging ich fest davon aus, mich in eine Welt des Wissens und der Beweise zu begeben. Das war damals auch der tatsächliche Stand der Dinge. Wundergläubige Zoologen, die öffentlich Gottes Schöpfung lehren, hätten uns Studenten demonstrierend auf die Straßen getrieben. Denn wir alle folgten dem Gedanken der Aufklärung. Scharlatanerie, das Verbreiten frei erfundener Wundergeschichten unter dem Deckmantel der Naturwissenschaften, das hätte uns alle in höchstem Maße empört.

Heute sieht das in weiten Kreisen der Biologie anders aus. Ein privates Institut, das sich selbst als Forschungsinstitut bezeichnet, und von einem katholischen Priester geleitet wird, der einst zusätzlich in Zoologie promoviert hat, kann heutzutage nahezu ungebremst über das Himmelreich für Hunde und den 5. Schöpfungstag in namhaften Printmedien fabulieren.

Eine Zeit, in der die organismische Biologie in Deutschland zurückgedrängt wird, in der niemand mehr Forschungsgelder in morphologische Artbeschreibungen, Verhaltensstudien und die Erforschung ökologischer Zusammenhänge investiert, in der vorwiegend Studien auf molekularem Niveau förderwürdig erscheinen,  ist der klare Gedanke auch in den Köpfen vieler Biologen verloren gegangen. Man argumentiert mit DNA-Sequenzen, einer Aneinanderreihung von Buchstaben also, ist häufig so einseitig gebildet, dass man einen Käfer nicht mehr von einer Schabe unterscheiden kann. Systematik ist zu einer Blackbox verkommen, in der einem Organismus keine anderen Aspekte mehr abgewonnen werden können als die, die das Genom bereithält. Für viele jüngere Biologen von heute sind Organismen amorphe Säcke, die alle gleich aussehen, jedoch unterschiedliche Buchstabenabfolgen beinhalten.

Moderne Biologen in Deutschland verfügen über keine Artenkenntnisse mehr, wissen nichts über die Lebensweise ihrer Organismen, interessieren sich auch nicht dafür. Phylogenetische Stammbäume sind verkommen zu bloßen statistischen Verzweigungsmustern, die Verwandtschaftsverhältnisse aufzeigen. Warum das Verzweigungsmuster dichotom ist, was die jeweiligen Linien bedeuten, was eine Ahnenlinie und was eine Stammlinie ist, welche Bedeutung die Stammart hat und was Apomorphien und Plesiomorphien sind, das weiß man nicht mehr, es scheint auch nicht mehr von Interesse zu sein. Dass phylogenetische Stammbäume in den 1950er Jahren eingeführt wurden, um die Evolution der Organismen nachvollziehbar werden zu lassen, hat man längst vergessen. Vorträge, die die Entwicklung der Vögel aus den Dinosauriern heraus an einem begründeten Kladogramm vorführen, findet man nicht mehr, der Ansatz gilt als gestrig.

Moderne Evolutionsbiologen argumentieren nicht mehr mit Stammbäumen als gut begründeten  Hypothesen für die schrittweise Evolution von Merkmalen, die geeignet sind, die Evolutionsgeschichte anhand konkreter Organismengruppen nachzuweisen. Sie konzentrieren sich stattdessen vorwiegend auf das Vortragen der evolutionsbiologischen Grundphänomene. In Vorträgen heißt es dann: So funktioniert die Evolution grundsätzlich. Und weil sie so funktioniert, müssen wir schlussfolgern, dass alle Organismen nach diesem Prinzip evolviert sind. Alles klar?

Äh, nein. Nichts ist klar. Wie sind die Vögel aus Dinosauriern evolviert? Sind sie überhaupt aus den Dinosauriern heraus entstanden? Diese Fragen bleiben offen. Der Nachweis für die Evolutionsgeschichte der Organismen bleibt offen. Und wer die Evolutionsgeschichte nicht klar vertreten kann, nicht vor anderen und nicht vor sich selbst, der öffnet dem Kreationismus die Tore!

Die Evolutionsbiologie ist zu einer Wissenschaft verkommen, die ausschließlich für Insider halbwegs nachvollziehbar ist. Eine Nischen-Wissenschaft, voller wirrer Gedanken, in denen die Abfolge eintöniger Basenpaarungen, durch Buchstabenkombinationen dargestellt, alles und nichts erklären kann. Evolutionsbiologen, die ihre eigene Forschung nur im Rahmen einer Blackbox mit abstraktem Vokabular verstehen können, vermögen niemanden mehr vom ursprünglich klaren, argumentativen Gedanken der Evolutionsbiologie zu überzeugen. Nicht andere und auch nicht sich selbst.

Sie sind daher die Schwachstelle, die der moderne Kreationismus sich zunutze macht. Wenn Systematiker und sogar Evolutionsbiologen nicht mehr klar denken können, warum dann nicht gleich die Spiritualität wieder einführen? Gensequenzen hin oder her. Widersprechen sie denn klar nachvollziehbar der biblischen Schöpfungsgeschichte? Vielleicht ja nicht? Welcher der modernen Fachidioten, die sich heutzutage in Deutschland als Biologen bezeichnen dürfen, vermag das schon zu sagen?

Darum stört sich auch keiner an jener perfiden Innovation aus Münster, schleichend und zunächst unauffällig eingeführt durch die katholische Kirche, mit dem Ziel, die kirchliche Lehre wieder als vollwertige Alternative zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen anzubieten. Und wer ist dafür besser geeignet als der Theologe Dr. Rainer Hagencord, der nicht nur katholischer Priester, sondern zudem auch promovierter Zoologe ist? Ein knallharter Naturwissenschaftler also, der zudem das Wort Gottes predigt? Nun, ob die Dissertation mit dem Titel „Das Tier: Eine Herausforderung für die christliche Anthropologie. Theologische und verhaltensbiologische Argumente für einen Perspektivenwechsel“  als knallharte wissenschaftliche Leistung gewertet werden kann, halte ich für mehr als fraglich. Die meisten kompetenten Betreuer der älteren Schule hätten die Annahme einer spirituellen Fragestellung in einer naturwissenschaftlichen Disziplin schlicht verweigert. Und doch fand Herr Hagencord einen Betreuer, weswegen er sich völlig legal als promovierten Naturwissenschaftler bezeichnen darf.

Wenn ein promovierter Naturwissenschaftler über die Schöpfung spricht und die Dackel und Schäferhunde dieser Nation von einem friedlichen Hundehimmel träumen lässt, muss doch da was dran sein, an diesen Wundergeschichten. Schließlich werden sie immerhin durch einen Wissenschaftler vorgetragen.

Zwar spricht nach wie vor kein klares Argument für die Existenz eines biblischen Gottes, auch nicht für eine himmlische Erlösung oder einen Schöpfungsakt in wenigen Tagen.  Doch da moderne Systematiker und Evolutionsbiologen vor lauter Fachidiotie ebenfalls keine klaren Argumente mehr vorzubringen wissen, also argumentativ nichts  gegen ein angebliches göttliches Wirken einwenden können, begegnet man sich also heutzutage auf Augenhöhe mit den Verkündern spiritueller Zauberwelten.

Daher wird der Kreationismus in Deutschland zunehmend an Einfluss gewinnen, ein Phänomen, das ich mir noch vor 10 Jahren niemals hätte vorstellen können. Nur noch Wenige haben das Potential und die Kraft, sich zur Wehr zu setzen. Denjenigen gilt mein Aufruf: Lasst es im Namen der Aufklärung und unserer wertvollen Bildung nicht zu!

Lasst Euch nicht täuschen durch den Tarnmantel des Tierschutzes. Dies ist nicht, was das Institut für Theologische Zoologie in Münster tatsächlich antreibt. Lasst Euch auch nicht durch den prominenten Namen der Schirmherrin in die Irre führen. Noch vor Jahren schimpfte Jane Goodall in einem Fernsehinterview über ihre verstorbene Kollegin Dian Fossey. Zum Berggorilla sei sie mutiert und habe während einer Vortragsveranstaltung hinter den Kulissen einen Wutanfall erlitten und dabei gebrüllt wie ein gestandener Silberrücken.

Schaut Euch das Video an, das die Rede Jane Goodalls zur Eröffnung der Theologischen Zoologie in Münster zeigt. Da blökt sie plötzlich aus heiterem Himmel die Zuhörer an, denn sie glaubt allen Ernstes, im Verlaufe ihrer Arbeit die Sprache der Schimpansen erlernt zu haben. Wer sich als vermeintlicher Primatenforscher auf das intellektuelle Niveau von Schimpansen begibt, ist in der Konsequenz selbstverständlich für allen spirituellen Quatsch zu haben.