biologe

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Kategorie: Argumentation

Berliner Jobcenter: eine düstere Mauer, gegen die man sich verrennt, anstelle sinnvolle Unterstützung zu erhalten? Bürger hoffen auf das Bürgergeld

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Hochqualifizierte Alg-II-Empfänger

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Forschungsgelder in der Grundlagenforschung, zum Beispiel der Biologie im Bereich Systematik und Taxonomie, sind in der Merkel-Ära geschrumpft. Ellbogenmentalität und Bevorzugung des eigenen Nachwuchses durch Forschungsinstitute konnten dadurch nur wachsen. Einer der möglichen Gründe dafür, dass Hochqualifizierte sich als Freiberufler durchschlagen und gegebenenfalls aufgrund zu niedrigen Einkommens sogar durch Alg-II aufgestockt werden müssen.

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Abteilung für Selbstständige

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Für Selbstständige gibt es in Berlin eine eigenständige Abteilung. Das Procedere verlangt, dass der bedürftige Selbstständige mit der Antragstellung eine besondere Anlage, die Anlage EKS, mit einreicht. In Form einer Prognose müssen darin betriebliche Einnahmen und Ausgaben für den kommenden Bewilligungszeitraum eingeschätzt werden. Auf dieser Basis wird die vorläufige monatliche Alg-II-Zahlung für die folgenden sechs Monate festgelegt. Am Ende des Bewilligungszeitraums muss erneut eine Anlage EKS vorgelegt werden, die dieses Mal die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben aufführt. Daraufhin wird der engültig zugestandene Leistungsbetrag errechnet. Die Vorgehensweise kann zu Nachforderungen durch das Jobcenter führen.

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Hohe Nachforderungen durch Negieren notwendiger betrieblicher Ausgaben

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Wer glaubt, es sei ja wohl selbstverständlich, dass ein Naturfotograf und -Filmer Kamera-Equipment absetzen und damit Einkommen, die höher als zuvor geschätzt ausgefallen waren, relativieren könne, der irrt. Die Jobcenter möchten nämlich Geld zurück. Also heißt es: Das war aus betrieblichen Gründen nicht notwendig. Glauben Sie, liebe Leser, ja nicht, dass es Ihnen dann hilft, das letzte Profi-Unternehmen, mit dem Sie zusammengearbeitet haben, um eine schriftliche Bescheinigung zur Notwendigkeit technischer Anschaffungen zu bitten. Das Jobcenter kann dann nämlich meiner Erfahrung gemäß zwar die Argumentation für die Ablehnung der Ausgabe ändern, ersetzt sie in der Folge aber wacker und furchtlos durch ein scheinbar beliebiges anderes Argument und bleibt bei der Ablehnung. Betriebliche Ausgaben sind nicht gerne gesehen, da sie die Summe einer Nachforderung beträchtlich schmälern können. Da scheint der Behörde jedes Mittel recht.

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Verzichtserklärung

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Wenn man bereits die Erfahrung gemacht hat, dass das Jobcenter rigoros auf hohen Nachforderungen besteht, warum nicht einfach den Leistungsbezug vollständig beenden, wenn sich ein entsprechendes längerfristiges Einkommen durch Honorare angekündigt hat? So bliebe man schließlich nichts schuldig, sofern man auch für seine sozialen Kosten (wie der Krankenversicherung) selbst aufkommt. Oder? Nein, so einfach ist die Rechnung nicht! Es ist nämlich einem Selbstständigen nicht gestattet, vorzeitig aus dem bereits bewilligten Leistungszeitraum von sechs Monaten auszutreten. Er kann lediglich eine Verzichtserklärung einreichen. Obwohl er in der Folge keinerlei Zahlungen mehr erhält, bedeutet dies dennoch, dass Einnahmen nach der Verzichtserklärung mit denjenigen Monaten des Bewilligungszeitraums verrechnet werden, die vor dem Verzicht lagen. Theoretisch müssen jedoch zumindest weiterhin auch Betriebsausgaben und zum Beispiel die selbst übernommene Krankenversicherung absetzbar sein. In der Realität kann das jedoch zum Nachteil des Selbstständigen ganz anders aussehen, wie ich zu meinem Entsetzen selbst erleben musste.

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Beschwerdewege

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Wie wehrt man sich denn, wenn man das Gefühl hat, dass das Jobcenter zu Unrecht in Form von hohen Nachforderungen ordentlich zuschlägt, so sehr, dass man sich geradezu in existenzieller Gefahr wähnen muss? Mir liegen schriftliche Ausführungen sowohl der (theoretisch) zuständigen Berliner Senatsverwaltung wie auch des (theoretisch) zuständigen Bundesministeriums vor, aus denen hervorgeht, dass beide Organe nicht für die Überprüfung von Einzelfällen zuständig seien. Beschwerdewege seien innerhalb der Hierarchien von Jobcenter und Bundesagentur für Arbeit zu beschreiten. Als von der Bundesagentur unabhängige Organe, die angerufen werden können, wurden lediglich ein Petitionsausschuss (ich war mit meiner Petition vom Petitionsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zum Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages weitergeleitet worden) und/oder das Sozialgericht benannt.

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Dienstaufsichtsbeschwerden

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Beschwerden innerhalb des Jobcenters oder der Bundesagentur seien zum Beispiel in Form von Dienstaufsichtsbeschwerden an vorgesetzte Stellen einzureichen, so wurde mir mitgeteilt. Tatsächlich, so meine Erfahrung, ist die übliche Beantwortung einer Dienstaufsichtsbeschwerde folgende: Zur Einleitung eines Dienstaufsichtsverfahrens ist ein persönliches Fehlverhalten eines Mitarbeiters notwendig… Nun gut, so denke ich mir, der Mitarbeiter hat ja zum Beispiel nachweislich zu Unrecht eine Aufforderung zur Mitwirkung verschickt, das wurde ja sogar zugegeben und mir eine Entschuldigung ausgespochen (die ich selbstverständlich nicht angenommen habe); also wende ich mich gleich an die Zentrale der Bundesagentur, wiederhole dort meine Dienstaufsichtsbeschwerde und verweise darauf, dass sich derlei Vergehen in meinem Falle so auffällig aneinanderreiht, dass ich nicht mehr von einem Zufall, sondern von Schikane ausgehen muss. Die Dienstaufsichtsbeschwerde wird dennoch abgeschmettert mit dem Argument, meine Ausführungen seien unsachlich.

Warum ist eine Dienstaufsichtsbeschwerde wichtig? Sie kann nicht als juristisch gültiges Rechtsmittel für das Opfer von Behördenwillkür eingesetzt werden, das heißt sie hat keine aufschiebende Wirkung, sollte es sich bei dem monierten Akt durch einen Behördenmitarbeiter beispielsweise um eine Aufforderung mit Fristsetzung, etwas beizubringen, handeln. Das Dienstaufsichtsverfahren richtet sich stattdesssen ausschließlich gegen den Mitarbeiter der Behörde, der sich fehlverhalten hat. Ist das Fehlverhalten nachgewiesen, muss der Mitarbeiter gegebenenfalls mit Sanktionen rechnen, bei denen es sich um personalrechtliche Konsequenzen handeln kann. Solche Karriere-relevanten Folgen können eine abschreckende Wirkung auf den betreffenden Mitarbeiter und seine Kollegen haben, was idealer Weise dazu führt, dass sich das gerügte Fehlverhalten nicht wiederholt.

Vor Jahren hat die Argentur für Arbeit ihre Mitarbeiterpforten auch für Bewerber mit niedrigeren Schulabschlüssen geöffnet. Es gilt gemäß meiner Lebenserfahrung, dass ein kurzer Bildungsweg den Zugang zu Erkenntnistheorien und ethischem Verantwortungsbewußtsein erheblich schlechter bereitstellt, als ein ein Abitur mit anschließender komplexer Ausbildung, wie zum Beispiel einem akademischen Studium. Daher muss es generell Maßnahmen geben, die verhindern, dass Mitarbeiter in Behörden, vor allem solche mit eher begrenzterem Bildungshorizont, glauben, ihre berufliche Position sei ein Freischein für eine willkürliche psychische oder indirekt sogar physische Mißhandlung und/oder Erniedrigung anderer Bürger. Es darf nicht geschehen, dass Personen, die mit sich selbst und/oder ihrem privaten Umfeld unzufrieden sind, ihre Fristration und ihre Wut ungefiltert auf den Kundenkreis der Behörde kanalisieren können, nur weil sie aufgrund ihrer Anstellung mit entsprechend weitreichenden Befugnissen ausgestattet wurden.

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Einstellung der Bundesagentur für Arbeit gegenüber den unabhängigen Organen Petitionsausschuss und Sozialgericht

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Die Jobcenter legen es meiner Erfahrung gemäß darauf an, dass der Leistungsbezieher, der klagen will, möglichst Fristen versäumt, was dazu führt, dass Klagen unzulässig sind. Die Jobcenter wissen, dass beispielsweise ihre willkürliche Ablehung von absetzungsfähigen Posten einem seriösen Gerichtsverfahren nicht standhalten würde. Bestreben der Behörde ist es daher, dass es aus formellen Gründen möglichst gar nicht erst zu einem Verfahren kommt. Gerne heisst es dann: Sie müssen trotz Ihres Klage-Wegs zahlen, da Ihre Klage offensichtlich unzulässig ist. Allerdings erfordert diese Strategie, dass entweder Sie selbst, lieber bedürftiger und selbstständiger Leser, oder das Gericht (im Vorfeld einer Verhandlung) dem zustimmen. Ist beides nicht der Fall, entscheidet alleine das Sozialgericht im Rahmen einer Verhandlung, ob die Klage zulässig ist oder nicht. So zumindest die Ausführungen eines Rechtsberaters, den ich konsultiert habe.

Doch die Inkasso-Abteilung der Bundesagentur schickt mir wacker Mahnungen, ich solle trotz laufender und meiner Einschätzung nach fristgerecht eingeleiteter und berechtigter Gerichtsverfahren zahlen. So beschwere ich mich bei der Zentrale der Bundesagentur, wo mir im Namen des Leiters der Bundesagentur mitgeteilt wird, meine beiden derzeit (in einem Fall schon deutlich mehr als über ein Jahr) ansässigen und sehr ausführlich begründeten Klagen seien offensichtlich unzulässig, des Weiteren wird im Schreiben der Sachbearbeiterin wild darüber spekuliert, welche gerichtlichen Hinweise das Gericht mir geschickt oder nicht geschickt haben könnte, dabei ganz ungeachtet der Tatsache, dass gerichtliche Hinweise nur für eine Partei bestimmt sind. Von einer offensichtlichen Unzulässigkeit meiner Klagen weiß ich jedoch nichts. Ich muss daher an dieser Stelle deutlich sagen, dass diese Reaktionsweise der Bundesagentur bei mir nichts anderes als den Eindruck erweckt, als halte sie nicht allzuviel von der Unabhängigkeit des Sozialgerichts. Was auf der anderen Seite verständlich ist, schließlich sind die Sozialgerichte insbesondere in Folge der Corona-Pandemie überlastet, Verfahren ziehen sich daher ewig in die Länge. Und wen benachteiligt dies? Natürlich die Bundesagenur mit ihren Jobcentern, denn die wollen und brauchen Geld, und zwar jetzt, sofort, und nicht etwa erst nächstes Jahr.

Und wie ist die Einstellung der Bundesagentur gegenüber dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags? Nun, auch der ist überlastet, auch hier zieht sich das Verfahren in die Länge. Und so darf es mich offenbar nicht verwundern, dass eine Jobcenter-Sachbearbeiterin der Beschwerdestelle für den Bereich Berlin/Brandenburg mein schon länger ansässiges Petitionsverfahren ohne jede geringste Form der Befugnis (über ein eindeutig externes und unabhängiges Organ zu entscheiden) in einem postalischen Schreiben an mich ein für allemal für beendet erklärt. Na, offenkundiger kann ein Fehlverhalten ja gar nicht sein, so denke ich mir und reiche eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Zentrale der Bundesagentur ein, gerichtet an die Leitung persönlich. In deren Namen teilt mir die zuständige Sachbearbeiterin mit, dass sie mir zustimme, die Beendigung eines Petitionsverfahrens obliege allein dem Petitionsausschuss. Meine Dienstaufsichtsbeschwerde allerdings nimmt sie nicht an. Ein nachvollziehbarer menschlicher Fehler wird angedeutet, schließlich sei die Behörde schon lange nicht mehr durch den Petitionsausschuss kontaktiert worden. Daraus könne man ja schon fälschlich schlussfolgern, dass es das Verfahren gar nicht mehr gäbe. Mein anschließender Verweis darauf, dass die betreffende Mitarbeiterin ja auf mein Schreiben reagiert hatte, in dem ich deutlich auf das noch laufende Petitionsverfahren verwies, und dass ich daher eher den Eindruck gewonnen habe, als solle mir die Allmacht und Unangreifbarkeit der Bundesagentur vorgeführt werden (was ein eindeutiges und unverzeihliches Fehlverhalten sei), führte zu einer Antwort, die der Leser wahrscheinlich bereits erraten hat: Meine Dienstaufsichtsbeschwerde sei unsachlich. Abgelehnt.

Selbst Berliner Häuser runzeln erstaunt die Stirn, erst recht, wenn sie das DDR-Unrechtssystem persönlich miterlebt haben.

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Bürgergeld

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Die Bundesregierung hat die Einführung eines sogenannten Bürgergelds angekündigt. Dies solle höhere Leistungen, bessere Möglichkeiten hinzuzuverdienen und eine Begegnung der Behörde auf Augenhöhe mit den Kunden beeinhalten. Böse Zungen haben bereits spekuliert, dass sich schlimmstenfalls unterm Strich gar nichts ändere, es sich also um eine bloße Umetikettierung handle.

Ich erhoffe mir vor allem, dass Arbeits-und Verdienstbestreben künftig nicht wie bislang bestraft, sondern gefördert werden. Der durch die Regierung öffentlich gemachte Entwurf zum Bürgergeld widmet sich allerdings oft dem Personenkreis, der aus einem Anstellungsverhältnis zunächst im Arbeitslosengeld I landet und mangels neuer Anstellung dann zu Alg-II abrutscht. Ich jedoch bin der Ansicht, dass vor allem Selbstständige eine bessere Behandlung erfahren müssen. So sollte es meiner Ansicht nach möglich sein, den Leistungsbezug jederzeit freiwillig vollständig zu beenden, also auch inmitten eines Leistungszeitraums. Es sind mehr unabhängige Kontrollgremien notwendig, ausserdem muss es der Bundesagentur und den Jobcentern erheblich erschwert werden, mit Hilfe von Fristsetzungen und ähnlich bürokratischen Vorgehensweisen verhindern zu wollen, dass Gerichtsverfahren sich mit Inhalten befassen. Nachweisliche Willkürhandlungen von Behördenmitarbeitern müssen zudem umgehend scharf sanktioniert werden, um die Rechtsstaatlichkeit dieser Sozialbehörden für die Zukunft zu gewährleisten.

Copyrights Stefan F. Wirth, Berlin 7.Mai 2022

Host specificy, host change and intermediate hosts in different organisms – with special reference to viruses and Sars-CoV-2

We recently read a lot about the pandemic consequences of infections with the new corona virus Sars-CoV-2, most are medical issues, hygienic advises and information about political reactions in different countries worldwide. But there is not much known about the biological host reservoir, putative intermediate hosts and how the human infections might be explained. It is a normal lack of information, because the scientific research about topics, being generally new to science, is time costing, especially, when life strategies and the population dynamics of organisms a concerned. Organisms? Viruses are per definitionem not considered organisms, because they lack important aspects, which characterize real life: they cannot reproduce on their own power, they do not have an own metabolism, no ingestion, no excretion. But they are organic and show traces of life by possessing a genome, which might indicate that they evolved from living cells. Viruses represent a diverse group of protein bodies containing nucleic acid, either DNA or RNA.

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New corona virus Sars-CoV-2, Wikipedia: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM / Public domain

Viruses in general, host specificity, host increase, host change

For reproduction viruses depend on living host cells, which they reprogram by inserting their virus genome into the cell’s genome in order to stimulate the forming of a number of virus copies, all that happening on cost of the host cell’s life. Thus viruses need to be named parasites as they harm their hosts to their own advantage. Different groups of viruses attack different kinds of cells using in detail different methods to enslave their host cells. There are plant viruses, viruses associated with bacteria (named bacteriophages) and animalistic viruses. They all show characters, which are typical for parasite – host – relationships. Parasitic partners of any kind of host – parasite – relationship can be exclusively associated with one host species only (host specificity) or a limited group of systematically closely related hosts, while others can have a wider range of different host species. The latter generally might have evolved out of the former, although also the opposite direction is thinkable. When former host-specific parasites make themselves one or even several further hosts accessible, then this phenomenon is named host-increase (Wirtserweiterung). In case an new host was infested as permanent host, while the former host is given up, then a so called host change (Wirtswechsel) happened. The same term is also used in a different context, namely when a parasite requires in its development a change between different hosts.

Host specificity: A parasite (or an organism with similar life-strategy) is associated with one host only, which requires a specialization and a competition between host evolution and parasite evolution (coevolution). This strategy needs to be separated from generalism, which means that a parasite has a very wide range of not related regular main hosts. Host specificity is more common than generalism. But this also depends on definitions. I herewith define the association with one main host species only as host specificity. But I furthermore consider host specificity also given, when parasite-host relations are specific on a higher taxonomic level, for example, when certain closely related genera of parasites are specialized for certain closely related genera of hosts. This part of my definition has variable borders. In the chapter after next, I describe the parasitic case of the trematode Leucochloridium paradoxum, whose main hosts are represented by different systematically not closer related bird species. A host specificy on the level of birds in general (Aves), then present in only some species with similar food preferences might already need to be named a limited generalism.

Obligatory host change in ticks and lifstyle-change in water mites

Some parasites need several hosts to be enabled to finish their life-cycles. This is another context, in which the German term „Wirtswechsel“ (host change) is used. In that kind of parasite – host – association, the host change is often obligatory, meaning that the parasite cannot survive in the absence of one of the required hosts. The castor bean tick Ixodes ricinus represents a parasite, which needs a host change to successfully go through its full development until adulthood, but there is a wider range of suitable hosts, as intermediate host and as final host. Thus the tick is a generalist with obligatory host change. Water mites (Hydrachnidia) are parasitic as first nymphs (juvenile instar, usually named „larva“) and predators as older nymphs and adults. A host specificity of „larvae“ can appear, but a wider range of host species is common. These mites perform a life style change during their development.

Intermediate host, for example in the parasitic flatworm Leucochloridium paradoxum

An example for a parasite, obligatory requiring a specific intermediate host, is the flatworm Leucochloridium paradoxum („green-banded broodsac“, Trematoda, Platyhelmintes), whose larvae (miracidium) need to infest snails of the genus Succinea. This trematode parasite is host specific for a genus of snails, while there is no specificity for their main hosts. They parasite birds, but infest different bird species, which are not closer related to each other, such as finches, the crow family Corvidae or woodpeckers. Although there is a main host specificity on the very high taxonomic level of Aves, the use of the term (limited) generalism might in this case even be appropriate. Inside the smail’s midgut gland, miracidia (larvae) modify into another larva-form, named cercaria, which invade the liver, where they form so called sporocysts, sac-shaped muscular tubes, which grow through the entire snail host until they reach the snail’s tentacles, which they fill up with their tube-shaped bodies entirely. Lastly the snail is unable to retract her swollen organs. The snail tentacles are now well visible as conspicuous greenish stripes, pulsating permanently. The sporocysts as larval stage of this trematode parasite do even more than only increasing the visibility of the snail for bird predators, which represent the worm’s final host. They additionally manipulate the nervous system of the snail so far that the snail performs an unusual behavior and moves towards very well exposed elevated areas, such as leaves of adjacent plants. Thus the probability to be eaten by birds is remarkably increased.

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Parasite Leucochloridium paradoxum, sporocysts inside the tentacles of a snail of genus Succinea, Wikipedia: Thomas Hahmann / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Host specificity on humans with side-hosts and coevolution with the ancestor line of Homo sapiens: skin mite Sarcoptes scabiei

An interesting example of a host specificity with numerous side-hosts and even an additional host-increase is the skin parasitic mite Sarcoptes scabiei (also named the „seven-year itch“). It was originally exclusively specific for Homo sapiens and accompanied mankind over its entire evolution (e. g. J. R. H. Andrew’s Acarologia, 1983). Systematical relatives of that mite species can only be found within the Great Apes. Originating from the recent Homo sapiens, S. scabiei conquered the human’s domestic animals, such as dogs or bovine animals within long-term periods, in which humans and their domestic animals had shared the same buildings or even rooms. Domestic animals may transfer the mite-parasite subsequently to wild animals. In case main host (humans) and side hosts (domestic animals, wild animals) can supply everything, which the parasite needs for its development without the necessity to leave its host specimen, one might speak about real hosts. In case side hosts cannot supply the necessary basic equipment, they represent either intermediate hosts or dead-end hosts. It can for example be discussed, whether dogs might in fact be dead-end hosts, as the skin disease can harm them under certain conditions to dead.

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Mite Sarcoptes scabiei (Astigmata, Acariformes), Wikipedia: Kalumet / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Host increase due to the globalisation and human economic interests: example honey bee parasite Varroa destructor (mite)

Another example of a former host specificity on a species‘ level with host increase is the mite Varroa destructor (Parasitiformes, Mesostigmata). It was originally specific for the Eastern honey bee Apis cerana. The mite could only switch over to the Western honey bee Apis mellifera due to a human influence: Men transferred A. mellifera for economic reasons to the natural habitats of A. cerana in Eastern Asia, were it got infected by the mite V. destructor. A subsequent transfer of the Western honeybee back home established the mite parasite in Western countries. As A. mellifera colonies are much more harmed by V. destructor than its original host, our honey bee must be considered as an intermediate case between a new host and a dead-end host. Human international traffic enabled this host-increase primarily, although there are areas between Afghanistan and Iraq, where both bee species coexist due to natural distribution. But there is an almost insurmountable (allopatric) desert border between the population of both species of about 360 to 600 kilometers, although there are evidences for bees rarely surmounting this border. Thus a natural mite transfer between closely related bee species might have happened additionally. Species of animals, plants, fungi or bacteria and even viruses, which successfully established new (additional) living spaces are named neobiota or alien species.

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Mite Varroa destructor, Wikipedia: The original uploader was Tullius at German Wikipedia. / Public domain

Can viruses as non-living genome possessing lumps be subject of evolution and complex host – parasite relationships?

Can this high complexity of modes of parasite – host – relationships in living organisms also be found in virus – host – relationships, although viruses do not represent living organisms at all according to biological definitions? The answer is yes, because viruses do not only share a genome with living cells, but based on this genome even are subject to the mechanisms of evolution. And evolution was the most important factor in all the mentioned complex parasite – host – interactions.

Parasitism versus mutualism or harming the host or not harming the host

Two different life-strategies with similar mechanisms as organism – to – organism associations

Are there other organism – to – organism relationships, being subject to a similar complexity than found in parasites with their hosts? Yes, a superordinate term for other close associations between different organism species is mutualism. While parasites need to harm their hosts by using them as final living-sources, mutualists are considered to practice a more neutral host contact, which per theoretic definition means that nobody harms anybody. But the assumption of a neutrality is in fact an artificial construct, as in detail it can come out that some of these organism associations represent unrecognized parasite-relationships, while in other cases a benefit for both partners (symbiosis) or for one partner only might be discovered in future studies. At least so called mutualists share as a feature that harmfulness or benefit are not easily noticeable.

Phoresy: taking a ride on a taxi-host as example of mutualistic relationships

An example for a more neutral organism, at least not harming association is called phoresy. It is often performed by nematodes and mites. These tiny organisms take a ride on bigger animals in order to become carried from one habitat to another. This „taxi-association“ is considered being of advantage for the phoretic part and harmless for the carrier (in English also often named host). But there are seeming phoretic interactions known, which based on developing technical scientific standards could be identified as unusual cases of parasitism. An example is a phoretic instar of an astigmatid mite (Astigmata, Acariformes), which as all phoretic instars within this big mite clade has no functional mouth, but sucking structures to fix itself to its host. This specific mite species had evolved a mechanism for opening the host cuticle in order to incorporate blood of its host using these sucking organs. This is unlike the common use of homologous suckers in related mite taxa, where they (as far as known so far) only support the adherence.

Another interesting example of a phoretic mite is Histiostoma blomquisti (Histiostomatidae, Astigmata), which is specifically associated with the red imported fire ant (sometimes referred as RIFA) Solenopsis invicta, which worldwide appears as troublesome neozoon, again a result of human global traffic. I am the scientific describer of that mite, and my research about it’s biology and abundance in ant nests refers to populations in Louisiana (USA). An interesting aspect is that the ant is originally native to Southern America. We lack studies, whether the mite appears in the native habitats of the ant also as its specific cohabitant or whether it originally deals with a wider range of phoretic hosts. We do not even know, whether the mite is at all native to the same area, in which S. invicta had its natural distribution. On one hand, we hypothesise that, but there is also a theoretical option that the mite performed a subsequent host change in areas, for example in the Southern USA, where the ant was accidentally established via sandy ballast substrate of ships as neozoon. It is further more not known, whether the mite – ant – relationship is indeed neutral, at least with no noticeable harming features. I discovered (S. Wirth & J. C. Moser, Acarologia 2010) that mite deutonymphs (= phoretic instar) can attach to active nest queens in such extraordinary high numbers (hundreds of mite specimens) that mobility restrictions for the concerned queens were sometimes visible. On the other hand, my video documentations showed that even completely overcrowded queens could still freely move and, much more important: stayed reproductive. The purpose of the mites inside the fire ant nests is unknown. But generally, mites of the Histiostomatidae can appear as beneficial animals in ant nests. At least according to my findings about the mite Histiostoma bakeri, which is a phoretic associate of the leafcutter ant Atta texana in Southern USA. I discovered these mites improving the hygienic conditions inside specific nest chambers (detritus chambers) due to their fungi and bacteria feeding activities (Wirth & Moser, European Association of Acarologists proceedings, 2008).

I will in different chapters of this article repeatedly refer to examples with phoretic mites of the family Histiostomatidae (Astigmata, Acariformes). As mutualism and parasitism follow similar organism-host association patterns, I will in those chapters not each time mention again that examples with these mites do not concern parasitism, but mutualism. It is by the way no accident that both life-strategies share common features, as there are examples known, which indicate that one strategy can evolve out of the other.

Mite Histiostoma blomquisti Wirth & Moser, 2010 (Histiostomatidae, Astigmata, Acariformes) on queens of ant Solenopsis invicta, Pineville/ Louisiana, copyrights Stefan F. Wirth

Mutualism often used as neutral term for organism associations with unknown effect of both partners to each other.

The copepod (Crustacea) Ommatokoita elongata on Greenland and sleeper sharks

So called mutualistic associations can sometimes represent interactions of unknown benefits or damage regarding both of the associated partners. Another interesting example of such an association with a not yet understood status is the copepod Ommatokoita elongata (Crustacea), which was discovered as specific cohabitant on the Greenland shark (Somniosus microcephalus) and the pacific sleeper shark (Somniosus pacificus). Larvae of the crustacean in their copepodit stadium and adult females attach to the ocular globes of the shark, where they can cause visible tissue damages. They are thus considered being parasites, although alternating hypotheses assume a more neutral mutualistic copepod – shark – association, based on the sometimes high abundance of the crustacean on one shark specimen (B. Berland, Nature, 1961). There are even assumptions about a benefit contributed by the copepode to the sharks: reasearchers say that it might improve the shark’s hunting success by attracting suitable prey with bioluminescence signals.

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Shark Somniosus pacificus, Wikipedia: National Oceanic and Atmospheric Administration / Public domain

Greenland shark with copepod Ommatokoita elongata, hardly visible, when the shark turns to show his right eye, Youtube: copyrights The Canadian Press, video by Ben Singer, footage Brynn Devine, Marine institute of Memorial University of Newfoundland

Human parasites with mutualistic features: the mites Demodex folliculorum and D. brevis

Can viruses be compared with some mites, nematodes or copepodes by performing mutualistic virus – host – relationships? A priori it must be stated that they are unable for a neutral relationship with another organism, as they need the destruction of living cells for their own persistence. But indeed there are viruses known, causing no known diseases and thus being named passenger viruses. But first, an example of an organismic example of parasitism without harmfulness will be presented: the mites Demodex folliculorum and Demodex brevis (Trombidiformes, Prostigmata), which appear as so named „face mites“ inside hair follicles of humans, preferring eyebrows and eyelashes, but also other hairy body parts. The abundance in humans is high and grows with a human age. According to Schaller, M. (2004), new born children are free of Demodex, while over 70 years old people are at almost 100 percent infested with the mites. The mite in fact is a parasite and feeds on sebum from the sebaceous glands. Incorporating needed human gland secretions must be named parasitism. Nevertheless mites under normal conditions cause no visible damages nor do they seem to harm their host noticeably.

Demodex

Mite Demodex folliculorum, Wikipedia: Information |Description=Demodex folliculorum |Source|Date=2009-09-08 08:34 (UTC) |Author=: http://www.legart.ru/demodex

So called passenger viruses as mutualists with a more or less neutral affect to their human hosts

Such a parasitic relationship might be comparable with so called passenger viruses, which do not harm noticeably, although they destroy living tissue as all viruses do. They can accompany more harmful viruses and even might harm the pathological success of the diseases, caused by these harmful viruses, and for example might slow the disease’s progression. An example is the GB virus C (GBV-C), which was before known as Hepatitis G virus. The virus is common in humans and shows no pathogenic damaging effect. According to an US-study, about 13 percent of probands, whose blood was examined, possessed antibodies against the virus. GBV-C is considered to slow the effects of an HIV disease by negatively effecting the replication of the HI-virus.

Host increase towards systematically not closer related new hosts

Example for a transfer within related host taxa in mites is the bark-beetle-clade within Histiostomatidae (Astigmata), an example for non related side hosts is the mite Histiostoma maritimum (Histiostomatidae, Astigmata)

Do side-hosts or intermediate hosts as results of host increases commonly need to be systematically close relatives of the main host? The answer is no, although parasites are usually better pre-adapted in infesting a host, which shares a maximum of common characters with the main host. Within the mite family Histiostomatidae, there exists a clade of mites being associated with a clade of beetles. I named it bark beetle-clade (e.g. Wirth, phd thesis, 2004). Mites and bark beetles performed a parallel evolution, which required host increases and host changes towards related hosts and subsequent evolutionary adaptations to harmonize with these new hosts, either to become specific for a new host or to deal with a range of host species.

But the transfer of a parasite to new hosts can also happen towards not closely related host species, representing a scenery being based on a common ecological context between main hosts and side hosts. The phoretic mite Histiostoma maritimum for example is host specific for at least two closely related beetle-species of genus Heterocerus (Heteroceridae). But the mite regularly also appears on predatory beetles of genera Elaphrus and Bembidion (Elaphrus cupreus and Bembidion dentellum, Carabidae) (S. Wirth, phd thesis 2004 and subsequent studies). These beetles partly share the same habitats with Heterocerus: sapropel around ponds, being exposed to sunlight and warmth. In my research about the mite H. maritimum, I hypothesised that the phoretic mite instar might switch over to Elaphrus and Bembidion, for example when these predators feed on adult Heterocerus beetles, larvae or cadavers. Although I could regularly find mites in lower abundances over years on the side hosts (collected in the Heterocerus sampling sites), it is unknown, whether the „switch-over“-scenario was a starting event in an evolutionary past to establish the mite to new additional hosts, where they would today survive more or less independently from the original Heterocerus source, or whether the mites regularly need to switch over in the above mentioned situations, and in consequence side hosts with no Heterocerus-contact would thus lack the mite. A possible support for the latter hypothesis are my laboratory findings about the preferred developmental habitat of the mite, which was cadavers of died Heterocerus beetles. In my experiments the mite remained on its Heterocerus– carrier until this died. Mites subsequently developed on the beetle’s cadavers, feeding there on bacteria and fungi (the phenomenon is named necromeny). Mites under laboratory conditions developed also seemingly successfully on E. cupreus– and B. dentellum-cadavers. But I could so far never continue these studies and don’t know, whether or how well mite colonies with having only cadavers of these two side-hosts available would reproduce compared to mites being reared in Heterocerus settings. In case of a strict substrate specialization for Heterocerus cadavers, the side hosts would be dead-end hosts, and permanent reinfections from the original host source would be required to explain the regular mite abundance in Elaphrus and Bembidion.

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Histiostoma maritimum, a adult female with conspicuous copulation opening, b both adult genders in dorsal view, c, d copulation opening in dorsal and sideview, SEM, Berlin 2020/ ca. 2002, copyrights Stefan F. Wirth

Assumed transfer of virus SARS-CoV-2 from bat main hosts via a pangolin as intermediate host towards humans:

There is an ecological context between bats and pangolins

The new corona virus SARS-CoV-2 is assumed to be host specific to a group of animals and from there infesting another animal as intermediatehost, from which presumably humans were opened up as new host source. There are researchers interpreting us humans as an dead-end hosts, as unlike in bats human people can be harmed remarkably with the lung disease COVID-19 (corona virus disease 2019), triggered by SARS-CoV-2. As at least from a general statistical point of view a high majority of infested people shows no or only slight symptoms, thus it can up-to-date not be excluded that Homo sapiens is in order to become a fully potential side host, because all a parasite needs in order to „survive“ before all other requirements is the (statistically) surviving of its host.

There is evidence that bats (Chiroptera) represent the main host, thus representing the „natural virus reservoir“, while pangolins (Pholidota) presumably act as intermediate hosts. This main-host-to-intermediate host context is for example reported as putative scenario by Ye Z.-W et al. (Int Biol Sci, 2020), who stated that based on molecular features the bat Rhinolophus affinis (Rhinolophidae, Chiroptera) is hosting a virus most similar to SARS-CoV-2 differing from all other known corona viruses (Similarity 96.2 %, nucleotide homology). The pangolin species Manis javanica was identified to carry formerly unknown CoV genomes, being according to the same authors with 85-92 % similar to SARS-CoV-2 (nucleotide sequence homology).

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Megabat Cynopterus brachyotis as example for a species native to Southeast Asia, Wikipedia: Anton 17 / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

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Bat Rhinolophus affinis as known reservoir of a virus most similar to Sars-CoV-2. Wiki commons: Naturalis Biodiversity Center

Pangolins and Chiroptera (bats and megabats, this taxon subsequently sometimes refereed as „bats“) are systematically not closer related to each other. Pangolins (Pholidota) are considered to represent the sister taxon of the clade Carnivora. Chiroptera were reconstructed as sister taxon to the clade Euungulata (containing animals such as horses, cattle or whales). But both, Chiroptera and Pholidota, can be connected by an ecological context. Pangolins (Pholidota) are species, which are either adapted to live preferably on the ground, or to spent most of their time on trees. Both types are specialised ant and termite feeders, which use cavities on the ground or inside trees as hideaways. They additionally give birth to their offspring inside these burrows and subsequently use to stay there with their young for a while. Such cavities can accidentally be the same time aggregation and resting places for bats, excluding megabats, which use to rest during daytime on exposed areas on trees. Manis javanica has a semi-arboricol life-style, spending time in trees and on the ground. This pangolin uses different resting cavities, either subterranean burrows or tree cavities.

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Chinese pangolin Manis pentadactyla, a ground living species, Wikipedia: nachbarnebenan / Public domain, Zoo Leipzig, Tou Feng

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Pangolin Manis javanica as known host of a virus similar to virus SARS -CoV-2. Wikipedia: creative commons Piekfrosch / CC BY-SA

Chiroptera and Pangolins are in South Eastern counties often subject to hunting, as both for example play a role in the traditional Chinese medicine. Thus a virus transfer to humans via main host or via the putative intermediate host is assumed to have happened on animal markets (in the province Wuhan in China).

Which indications point to animal hosts as original source of virus SARS -CoV-2 ?

The scientists Andersen et. al (2020) explain there was no virus-engineering instead of a natural evolution

But which proofs exist that animal hosts sources such as Chiroptera and pangolins are involved in the transfer of the virus SARS -CoV-2 to humans? The lack of general knowledge is still fundament for conspiracy theories, such as an artificial creation of the new corona virus in laboratories with biological warfare purposes.

K.G. Andersen et al. („The proximal origin of SARS-CoV-2“, Nature Medicine, 2020) concluded based on their molecular research that the genetic template for specific spike proteins forming structures, which the virus body possesses on its outside for holding on and penetrating into the host cells, showed evidence for a natural evolution and not for an engineering. They argue with the strong efficiency of the spikes at binding human cells, which makes an engineering implausible and evolution based on natural selection highly probable. The authors additionally examined the overall molecular structure of the backbone of SARS-CoV-2. Backbone can be explained as the „skeleton spine“ of a macromolecule as a continuous row of covalent bond atoms. This overall backbone structure of the new corona virus is according to the authors similar to viruses, which were isolated from Chiroptera and pangolins and dissimilar to other corona viruses, which are already known to science.

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Spikes (here in red) in Sars-CoV-2 hold on and penetrate into host cells, Wikipedia: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM / Public domain

Can a host increase happen more or less spontaneously with a subsequent enormous success (as for example in virus SARS-CoV-2)?

And: Can the complexity of adaptations to a main host decide for the option of a host increase?

An example for a tendency to spontaneous temporary host changes is mite Histiostoma piceae (Histiostomatidae, Astigmata)

Is it imaginable that a host change or a host increase happens spontaneously and subsequently having such a remarkable impact to the new host, as it is recently ongoing with the SARS-CoV-2 pandemic? Host specificity, host changes and parasitism or mutualism in general are result of evolution. The most common case of evolutionary changes in organisms or viruses is a slow process of stepwise modifications being based on mutations and natural selection.

But it needs also to be stated that as more complex the pattern of characters is (genome, morphology, behavior, function-morphology, reproduction biology etc.), which binds a parasite or mutualist to a specific host, as more evolutionary steps are necessary to perform a host change and as longer an exposure to mutation and selection would need to take place. However it is alternatively possible that a host specificity is only based on a few, but important features. Slighter ecological pressures focusing towards these features might then theoretically allow rather fast host changes.

As an example with a putatively reduced complexity of host adaptations I herewith introduce the phoretic mite Histiostoms piceae (Astigmata, Histiostomatidae), which I repeatedly studied and reared under laboratory conditions. The scientific describer of this species (Scheucher, 1957) discovered a strict host specificity to the bark beetle Ips typographus. According to my and her research, the mite has along the geographic distribution of that bark beetle a high abundance, beetles without the mite are rare. In 2016 I discovered H. piceae being additionally associated with Ips cembrae as a second regular host. I cembrae represents the sibling species of I. typographus (Wirth, Weis, Pernek, Sumarski List, 2016). Exceptions are smaller bark beetle species, which regularly burrow their galleries into those of I. typographus or I. cembrae. It is unknown, whether these small bark beetles as cohabitants of I. typographus carry the mite temporarily or regularly. But the former might be confirmed by the following interesting phenomenon in the mite H. piceae:

In case of very high numbers of mites inside bark beetle galleries and a relatively low numbers of corresponding Ips species, the phoretic instar of the mite attaches under natural field conditions all available arthropods inside or adjacent to the galleries of the main hosts, including bigger mite species, different beetle species or – as already mentioned – smaller bark beetle species (for example my studies in the area of the city Tyumen, Siberia, Russia, 2015-2016). This indiscriminateness for specific hosts under certain conditions might indicate that the substrate specificity of the mite H. piceae is more developed than the phoretic specificity for the host insect itself as a carrier . In such a case, I would generally expect that a host change or a host increase might faster happen in future evolutionary steps than in mite species, which are strictly choosy for their specific host carrier. In H. piceae the tolerance for a variety of carriers (unlike the specificity for substrate conditions) might in a future evolution even succeed as pre-adaptation, which under suitable circumstances might spontaneously allow a regular transfer to new hosts. A second important step towards a real host increase would require that the mite becomes able to stay permanently on its new host. In the H. piceae context the evolution of a tolerance for different substrate conditions might once become an important selective factor in may be opening up new permanent host-associations.

Temporary side hosts, as described in the above explained observations, would represent nothing then dead-end hosts, as they are unable to carry the phoretic mite to suitable habitats for its development. But under favorable circumstances, a former dead-end host might even become a new permanent host.

Histiostoma piceae, a adult female in side view, b in dorsal view, c mouthparts and digitis fixus, d adult male in dorsal view, e in ventral view, Berlin 2020/ ca. 2002, copyrights Stefan F. Wirth

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Phoretic instar of Histiostoma piceae, ventral view, lightmicroscope with dig contrast, Tyumen (Siberia, Russia), 2016, copyrights Stefan F. Wirth

Two possible ways of virus transfer from bats to humans according to Andersen et al. (Nature Medicine, 2020)

Did the virus evolution towards the recent state happened prior to a first human infection, namely inside animal main host populations, or did it happen afterwards inside human populations?

As there is not yet much known about the presumed host specificity of the virus SARS-CoV-2, Andersen et al. (Nature Medicine, 2020) reconstructed based on their up-to-date knowledge two possible ways of a virus transfer from bats to humans and finally to the recent pandemic situation in the world:

The virus might have evolved its recent human-pathogenic features within the main host populations of bats. Natural selection must have been the corresponding major driving force. The relevant adaptations are represented by the above mentioned two molecular characters of the spike proteins in SARS-CoV-2 (receptor-binding domain for host cell binding and cleavage sites for an opening up of the virus). Under such circumstances the authors expect that the infection of humans could have happened with an immediate effect, leading at once into the pandemic situation of today. An intermediate host would in this option be not obligatory. A direct transfer from bats to humans might be imaginable.

The second option is based on findings that corona viruses in pangolins possess similar receptor-binding domains (RBD) as in the human SARS-CoV-2 version. Thus the authors reconstruct a version according to which a non or less pathogenic form of the new corona virus was via pangolins transferred to humans and circulated there for an unknown period of time. Even further possible intermediate hosts, such as ferrets or civets, are considered to have been involved in that scenario. During its time inside human populations the virus would have developed its recent features due to evolution and finally was able to be spread explosively between human populations on a pandemic level.

A higher probability for one of the two scenarios can according to the up-to-date knowledge not be assumed

I am not sure, whether the authors take under consideration with their second option that pangolins might even represent a main host and whether bats would not necessarily be involved in the animal-human transfer of the virus. But according to Ye Z.-W. et al. (Int Biol Sci, 2020) the context between bats, pangolins and humans was stated: „We cannot exclude the possibility that pangolin is one of the intermediate animal hosts of SARS-CoV-2“. But whether the pangolin is intermediate host or main host would at this point not effect the general conclusion of each of the two scenarios. The virus was either pre-adapted regarding efficient spike protein characters and then infested human populations rapidly or was transferred to humans via an animal host and subsequently evolved its key-features for a pandemic „success“ within human populations. Although the authors have up-to-date no indications allowing a preference for one of the scenarios, they point out that the potential of new SARS-CoV-2 outbreaks after the extinction of the recent human pandemic would be much higher in case of the scenario one, as the pathogenic virus would under these conditions survive in the animal main host populations.

I would as addition to scenario two suggest to test a modified hypothetic scenario, in which the non pathogenic ancestral version of the virus did not only circulate between human populations until it reached its pandemic key-features, but even circulated between humans and animal hosts forth and back for a longer time. This would according to my understanding of evolution improve the probability of a stepwise evolution of important key-features.

Special and unusual features of main hosts can improve the diversity within their parasites, important conditions for subsequent host changes: a very efficient immune system in bats pushes the evolution of their viruses

Chiroptera (bats and megabats) are not only known as putative main hosts for SARS-CoV-2, but also for Mers, Sars, Marburg and ebola viruses. Scientists did a research about the question, whether there are specific features existing, which explain, why Chiroptera are favorable hosts for viruses with a seemingly potential for epidemic and pandemic effects in human populations.

C. E. Brook et al. (eLife, 2020) discovered an unusual efficient immune system in Chiroptera, which they think protects these hosts from harmful diseases by their virus parasites. This bat immune system is considered being the evolutionary driving force for the variety of viruses and their relatively fast modifications, as they would need to compete with immune system responses by regularly evolving new adaptive features.

The authors discovered that the antiviral messenger substance interferone-alpha is released in most mammals as a response to the detection of viral genetic material inside body cells. Whereas they found Chiroptera releasing this messenger substance permanently. This would according to the scientists enhance the virus defense in bats and might explain that the above named viruses do not trigger noticeable diseases in their main host recervoir.

I would resume that such conditions might support the scenario one of Andersen et al. (Nature Medicine, 2020), according to which viral key features to infest humans had evolved prior inside the animal host populations. Regular new virus modifications as result of the competition between these viruses and their bat-host immune responses might support the randomness of the development of features, which as pre-adaptations could support a relatively fast host change. Even when I generally prefer scenarios of stepwise adaptations of organisms to new conditions, a higher probability of the availability of suitable pre-adaptations might at least accelerate evolutionary proceedings.

Longtime parasite – host – relationships, a dead-end for the parasite?

Are relationships between organisms over longer time periods of advantage or disadvantage for parasitic or mutualistic passengers? A longtime host specificity of a parasite (or mutualist) requires a strict specialisation, which means complex morphological, ecological and behavioral adaptations.

According to the acarologists P. B. Klimov & B. Oconnor (Systematic Biology, 2013) long-term specialisations could impede the flexibility of such organisms to react to environmental changes via evolutionary adjustments. Thus parasites with long-term relationships to the same hosts might be endangered to reach a dead-end. They would die out. A possible way out from such a disastrous end can be a re-evolution of the parasite back to its ancestral free living conditions, a situation prior to the evolution of its parasitic host specificity. But Dollo’s law states that a complex trait cannot re-evolve again. Thus long-term parasitism could according to the law not other than leading into a dead end. Nevertheless the authors could present an impressive example as proof to the contrary: based on their complex research about house dust mites, the acarologists reconstructed that these mites were originally parasites of warm blooded animals and subsequently evolved into free living associates of mammals, as which they are of medical relevance due to the remarkable allergic reactions in humans.

I think that the access of this paper does contain enough general biological aspects to ask, whether the dead-end scenario of long-term parasite relationships might also concern viruses, which don’t have an option for a free living existence, as they don’t live at all and are unable to perform independent strategies. At least might this long-term scenario support the findings of C. E. Brook et al. (eLife, 2020) that only unusual and regularly changing features of a long-term host might trigger regular corresponding responses by the parasite, another option to prevent a parasite from a dead-end due to a long-term host relation. This might explain, why certain viruses often parasite bats and successfully persist there, while other suitable hosts lack the very efficient immune system of bats and thus cannot host a specialized virus permanently. Regarding SARS-CoV-2 such theories might indicate that the virus would finally move towards dead-ends in humans and other host species, but might permanently survive in chiropterans. It’s a statement only being worth of consideration, in case of scenario one of Andersen et al. (Nature Medicine, 2020). And only in case, it would come out that the virus adapts well to humans, which would require a much reduced harmfulness, as parasites cannot survive by killing their hosts. In case of a dead-end host due to high mortality rates instead of a normal host increase, aspects of a long-term relationship with such a host don’t need to be discussed, as a shorter temporary outbreak and no beginning of a long-term relationship at all would result out of it. One needs additionally to consider that viruses as non living organic bodies with genome and with an unusual ability for fast modifications might often not fit into biological models based on living organisms.

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House dust mite Dermatophagoides pteronyssinus. Wikipedia creative commons: Gilles San Martin from Namur, Belgium / CC BY-SA

Summary

Host specificity must be differed from generalism. Known host-parasite specializations include a complexity of strategies. And even different kinds of hosts must be named, such as main host, side-host, intermediate host or dead-end host. Evolutionary steps such as host increase, host change or temporary hosts can appear. Parasitism and mutualism differ from each other as life-strategies, but share common features as association between different organisms: host specificity follows similar rules, an indication that both life-modes can evolve out of each other. The human globalization sometimes supports the spreading of parasites or their hosts over the world, host changes or host increases can thus be performed including organisms, which would under normal conditions get no contact to each other.

Viruses do not represent living organisms, but protein lumps with a genome and depend on living host cells for their reproduction and „survival“. like in living organisms, also viruses underlay the mechanisms of natural selection and evolution. Viral parasite – host – relationships show general similarities with features in living organisms, including options for a host change or host increase, the use of intermediate hosts or a kind of mutualism (passenger viruses).
There is evidence that the main host reservoir of SARS-CoV-2 are Chiroptera, while pangolins (and other mammals) might represent intermediate hosts. Humans are either dead-end hosts (preferred by most authors) or result of a successful host increase. Researchers could not yet decide, whether features to infest humans in a pandemic context evolved prior to the transfer to humans inside animal main host populations or whether a harmless version changed to humans and in their populations evolved its pandemic potential. A major drive motor for a long-term successful relationship with bats is the unusual immune system in chiropterans.

Copyrights Dr. Stefan F. Wirth (phd), all rights reserved, excluding photos labeled as creative common content from Wikipedia sources. Berlin, 2 April 2020

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Pavel B. Klimov, Barry OConnor, Is Permanent Parasitism Reversible? (2013): —Critical Evidence from Early Evolution of House Dust Mites, Systematic Biology, Volume 62, Issue 3, Pages 411–423.

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https://www.sciencedaily.com/releases/2020/03/200317175442.htm

Bildungsministerin Karliczek hinterfragt altbacken die gleichgeschlechtliche Familie und wird dafür zurecht, aber zu irrational kritisiert

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In modernen westlichen Gesellschaften lösen sich konservative Dogmen zur Definition, was als Familie zu betrachten ist, zunehmend auf. Urheberrecht Stefan F. Wirth

 

In modernen westlichen Gesellschaften herrschen Toleranz und Gleichberechtigung. Zumindest, wenn es darum geht, welche Geschlechter einander das Ja-Wort geben oder gar, wie das einzelne Individuum sein biologisches Geschlecht überhaupt interpretiert und tituliert haben möchte. Doch auch diese in Liebesangelegenheiten so offenen Gesellschaften sind von einem Komplettpaket zeitgemäß aufgeklärter Lebensführung oft noch weit entfernt. In den USA erinnern drakonische Bestrafungssysteme und dubiose Gesetze zum Waffengebrauch an mittelalterliche Szenarien, während viele europäische Länder vor Nationalempfinden, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in einer Weise geradezu überborden, die vermutlich selbst das Mittelalter so nicht kannte.

 

Politisch korrekte Dogmen und die Biologie des Menschen

 

Es gibt also viele Themen, die in den Fernsehshows dieser Welt für Zündstoff sorgen können. Und dennoch erhitzt die Frage, wer mit wem eine Ehe abschließen darf und welche Rolle Kinder dabei spielen, die Gemüter immer wieder in ganz besonderer Weise. Die Gründe für solche Befindlichkeiten sind steinalt, so alt wie unsere Biologie selbst. Denn wie bei anderen Säugetieren auch, ist die Erhaltung unserer Art davon abhängig, wie erfolgreich unser Nachwuchs heran wächst. Die Frage nach einem geeigneten familiären Umfeld berührt uns dabei zumeist sehr emotional, schließlich geht es nicht in erster Linie um Wissen, sondern schlicht um einen angeborenen Instinkt.

Doch Instinkte allein taugen nicht als sachliche Argumente. Auch Dogmen, die autokratisch festlegen, was gerade als politisch korrekt anzusehen ist, verhindern oft auf Fakten basierende, ernstzunehmende Diskussionen. Dabei gilt jedoch die präzise Suche nach fundiertem Wissen in vielen – ursprünglich – aufgeklärten Kreisen heutzutage oft nicht mehr als „en vogue“ . Und das, obwohl es ein fester Bestandteil der speziellen Biologie des Homo sapiens ist, Zusammenhänge verstehen zu wollen. Unsere im Vergleich zu nächst verwandten Primaten voluminöse Großhirnrinde ist bestens dafür ausgestattet, komplexe und auch widersprüchliche Befunde zu ordnen und sinnvoll zu analysieren.

 

Eine Bildungsministerin fordert mehr Wissenschaft

 

Und hier kommt die Bildungsministerin Anja Karliczek ins Spiel, die im Format „Klamroths Konter“ des Fernsehsenders n-tv ihrem politischen Amt gerecht werdend mehr Wissen einforderte und dafür nun mächtig Kritik einstecken muss. Wer nach wissenschaftlich haltbaren Argumenten fragt, hat zunächst einmal grundsätzlich  gar nichts falsch gemacht. Der sofort in Gang gebrachte linkspolitische Shitstorm ist daher zu relativieren. So bezeichnet beispielsweise die Politikerin Doris Achelwilm der Partei „Die Linke“ den Wissensdrang der Bildungsministerin als „ärgerliche Realitätsverweigerung“. Der Grünen-Abgeordnete Sven Lehmann spricht von „hinterwäldlerischer Haltung“ und davon, dass es längst hinreichend viel Wissen gebe. Die Ministerin habe „offenbar die letzten Jahrzehnte geschlafen“.

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Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) fordert mehr Forschung zur Auswirkung gleichgeschlechtlicher Eltern auf ihre Kinder. Quelle Foto: Wikipedia

 

Die Form der Kritik seitens der genannten linken Parteien führt anschaulich vor, dass es derzeit offenbar im Trend liegt, in Phrasen anstelle der Zuhilfenahme von Fakten zu debattieren. Wissen wird zur Seifenblase degradiert, zu einer Blackbox. Agiert wird nach dem Prinzip: Unser Wissen ist besser als Deins, oder: Unsere Kenntnisse sind zeitgemäßer als Deine. Wissen darf jedoch nicht zur Glaubensangelegenheit verkommen. Richtig wäre es hingegen, zu erwidern: Ich kenne zum Beispiel die Studie soundso, derzufolge Wissenschaftler auf die und die Weise zu folgenden Erkenntnissen gelangt sind, die Deine Fragen aus meiner Sicht hinreichend beantworten. Doch leider treibt der manchmal fragwürdige moderne Zeitgeist mitunter gar absurde Blüten. Denn nicht alles, was sich selbst heutzutage als Wissenschaft bezeichnet und hierfür in der Tat mit exorbitant hohen Forschungsgeldern ausgestattet wird, ist seriös. Das betrifft nicht nur bestimmte Richtungen der Geschichtsforschung. So wurde beispielsweise ein naher Verwandter von mir für eine historische Arbeit promoviert und sitzt dennoch rechts außen innerhalb der AfD im Bundestag. Es betrifft auch Teile der so genannten Genderforschung, in denen eine vorwiegend glaubensbasierte Wissensfindung stattfindet, die beispielsweise die biologischen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen des Homo sapiens negiert.

 

Welche Auswirkungen üben gleichgeschlechtliche Eltern auf ihre Kinder aus?

 

Und damit wären wir zurück beim eigentlichen Thema. Worüber hat sich Frau Karliczek in besagter Fernsehsendung eigentlich inhaltlich geäußert? Die sogenannten Forscher des Gender-Mainstreaming würden wohl sagen, es ging um eine „Gender-Thematik“. Dass die Ministerin ihre von Beginn an eher negative Beurteilung der Homo-Ehe einräumte, war dabei keineswegs vorrangig Stein des Anstoßes. Vielmehr ging es um ihre Äußerung, es sei noch immer eine „spannende Forschungsfrage“, welche Auswirkung gleichgeschlechtliche Eltern auf ihre Kinder ausüben.

Damit geht sie aus meiner Sicht unzweifelhaft über das reine Einfordern wissenschaftlicher Erkenntnisse hinaus, indem sie kaum verhohlen die Befähigung gleichgeschlechtlicher Elternpaare zur gesunden Erziehung ihrer Kinder von vornherein bezweifelt. Ihr pauschaler gedanklicher Ansatz verrät, dass neben einer rein wissenschaftlichen Hinterfragung in der Tat auch eine gewisse hinterwäldlerische Haltung verborgen ist. Frau Karliczek ist eine römisch-katholische CDU-Politikerin. Als solche pflegt sie offenkundig ein Weltbild, das auf dogmatischen Konstrukten der katholischen Kirche basiert. Die Position deren Oberhauptes ist unmissverständlich. So sagte Papst Franziskus im Juni 2018 gemäß der italienischen Nachrichtenagentur Ansa, nur Mann und Frau seien zur Bildung einer Familie imstande. Belege hierfür benötigt ein Papst nicht, denn er betrachtet sich als Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Sein Wort ist daher Gottes Wort und somit ein Beleg an sich.

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Papst Franziskus sieht nur in der Verbindung aus Frau und Mann eine Familie. Quelle Foto: Wikipedia

 

Männer und der Mutterinstinkt, allein erziehende Väter

 

Mehr sachliche Fachkenntnis und echten Wissensdurst hätte Frau Karliczek zum Ausdruck gebracht, wenn sie beispielsweise die Frage aufgeworfen hätte, inwieweit speziell zwei Männern die Erziehung ihrer Kinder zuzumuten sei, ist doch schließlich der Mutterinstinkt – wie der Name bereits andeutet – ein Merkmal, das bei Männern weniger stark ausgeprägt ist. Seriöse Forschungsberichte hierüber sind nämlich in der Tat rar bis nicht existent. Allerdings ist eine inhaltlich beinahe gleichwertige Fragestellung diejenige, ob Männer generell die Erziehung ihrer Kinder im Alleingang bewältigen Können. Hierzu gibt es sehr wohl Forschungsberichte. So beschreibt der Wissenschaftler Dr. Christoph Paulus aus dem Fachbereich Bildungswissenschaften der Universität Saarbrücken, der akademisch unter anderem in den Bereichen pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften ausgebildet wurde, dass sich über 90 Prozent der alleinerziehenden Väter aus einer wissenschaftlichen Stichprobe von ihren Kindern akzeptiert fühlen. Allerdings wird seinen Studien zufolge das Bedürfnis der Kinder nach Schutz und Geborgenheit weiterhin vorwiegend durch die getrennt lebenden Mütter befriedigt. Allgemein kommt er in seiner Studie jedoch zu dem Schluss, dass Kinder allein erziehender Väter eine emotionale Stabilität aufwiesen, die sich im Vergleich mit Kindern gemischter Elternpaare und geordnet nach Altersgruppen stets im Durchschnittsbereich bewegte.

https://www.familienhandbuch.de/familie-leben/familienformen/alleinerziehend/entwickelnsichkinderalleinerziehendervaeteranders.php

Der Forschung zufolge erreichen auch allein erziehende Väter eine emotionale Stabilität ihrer Kinder

 

Der zitierten Forschung ist auch zu entnehmen, dass mit dem Eintritt der Funktion als allein erziehender Vater Veränderungen der Vater-Kind-Beziehung einhergingen. So sei die Bindung „viel enger“ geworden und die Aufmerksamkeit des Vaters gegenüber den Kindern werde „viel aktiver“ zur Verfügung gestellt. Allerdings sei die materielle Situation allgemein als eher „unbefriedigend“ beschrieben worden.

Interessant wären Studien an solchen allein erziehenden Vätern, die in vollständiger Abwesenheit weiblicher Bezugspersonen auch den kindlichen Drang nach Schutz und Geborgenheit erfüllen müssen. Solche Studien sind mir ebenso wenig bekannt wie ernst zu nehmende Forschung an der Situation zweier Väter, die gemeinsam ihre Kinder großziehen. Ich würde allerdings erwarten, dass ein schwules Elternpaar imstande ist, wirtschaftliche Defizite effizienter zu vermeiden als ein Single-Mann. Da eine Rollenteilung im Männer-Doppelpack leichter einzurichten ist, könnte unabhängig von der natürlichen Wesensnatur des Mannes mit Jäger- und Kämpfer-Natur womöglich auch die Vermittlung von Geborgenheit an Kinder leichter umgesetzt werden.

 

Allein erziehende Mütter

 

Forschungen zur Befähigung zweier Mütter, erfolgreich Kinder zu erziehen, sind aus biologischer Sicht eher weniger notwendig. Denn die Beteiligung mehrerer Frauen an der Betreuung von Kindern, besonders der jüngeren Altersgruppen, wurde bereits in urzeitlichen Hominiden-Gruppen praktiziert.

Das konventionelle Familienbild mit Mann, Frau und Kindern, wie es beispielsweise die katholische Kirche predigt, ist aus evolutionsbiologischer Sicht ein künstliches Konstrukt. In archaischen Hominiden-Gruppen lebten Männer- und Frauengruppen in ihrem Alltag weitgehend voneinander isoliert. Während die Männer etwa jagten und Kriege führten, versorgten Frauen in Gruppen den Nachwuchs und gingen auch darüber hinaus anderen Tätigkeiten nach als die Väter ihrer Kinder. Dies kann unter anderem dem starken Geschlechtsdimorphismus entnommen werden, der bei Homo sapiens erheblich deutlicher ausgeprägt ist als bei unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen. Weibchen-Gruppen des modernen Menschen verfügen daher über mehr als 315.000 Jahre Erfahrung in der gemeinschaftlichen Erziehung ihrer Kinder. Väter müssen dabei nicht anwesend sein.

 

Unsere nächsten Verwandten im Reich der Primaten

 

Auf sogenannten phylogenetischen Stammbäumen erscheinen die Schimpansenarten gemeiner Schimpanse und Bonobo beide zusammen als Schwestergruppe des Menschen. Die Erforschung ihrer Verhaltensweisen kann daher unter bestimmten Bedingungen Aufschluss darüber geben, wie die Stammart des Menschen in etwa gelebt haben muss. Diese Rekonstruktion ist allerdings nur dann möglich, wenn es gelingt, spezielle Eigenarten, die nur in den jeweiligen Schimpasenarten ausgeprägt sind, von jenen zu unterscheiden, die bereits auf der Ahnenlinie zum Menschen hin evolvierten und die sich daher die Stammarten von Schimpanse und Mensch teilten.

Generell ist das Sozialverhalten des gemeinen Schimpansen Pan troglodytes dem des Menschen ähnlicher als jenes des Bonobos Pan paniscus. Letzterer weist diesbezüglich also Merkmalskonstellationen auf, die im Verhältnis zur gemeinsamen Stammart beider Schimpansenarten „weiter abgeleitet“ sind, wie Evolutionsbiologen es ausdrücken würden. Gemeint ist, dass sie in Bezug auf bestimmte Systeme von Merkmalen häufiger  Neuerungen evolvierten, die nur ihnen eigen sind, als sich dies beim gemeinen Schimpansen vollzog. Der kann daher in mancher Hinsicht leichter Hinweise auf die frühe Evolution des Homo sapiens liefern. Ein solches Merkmal, das er möglicherweise mit ursprünglichen Menschenarten teilt, ist eventuell die Tatsache, dass mehrere weibliche Schimpansen auch ohne Männer Jungtiere effizient zu komplexen Handlungen erziehen können, und zwar unabhängig davon, ob es sich um die eigenen Kinder handelt oder nicht.

Ein Beispiel hierfür liefern die Forscher S. Hirata und M. L. Celli in ihrer Arbeit aus dem Jahre 2003, die im Wissenschaft-Journal Animal Cognition veröffentlicht wurde. Darin wurde die Rolle von Müttern bei der Vermittlung des Werkzeug-Gebrauchs an Jungtiere untersucht. Dem Ergebnis der Studien zufolge sind junge Schimpansen bereits ab einem Alter von 20 bis 22 Monaten dazu in der Lage, den Vorgang der Nutzung eines Tools zur Gewinnung von Honig perfekt zu imitieren. Dies funktionierte auch, wenn das Weibchen, das die Handlung im Experiment vorführte, nicht leiblich mit dem Jungtier verwandt war. Ein Befund, der meiner Ansicht nach darauf hinweisen könnte, dass die gemeinsame Erziehung von Jungtieren durch Weibchen-Gruppen beim Homo-sapiens deutlich älter ist als der Mensch selbst.

Ein Schimpansen-Junges hat erfolgreich einen Werkzeuggebrauch erlernt, indem es das Verhalten erwachsener Weibchen imitiert. Das lehrende Weibchen muss dabei nicht unbedingt die leibliche Mutter sein. Quelle und Urheberrecht: S. Hirata und M. L. Celli, Wissenschafts-Journal Animal Cognition.

 

 

https://langint.pri.kyoto-u.ac.jp/ai/en/publication/SatoshiHirata/Hirata_and_Celli_2003.html

Studie zum Lernverhalten bei Schimpansen-Jungtieren durch Imitation des Werkzeuggebrauchs erwachsener Weibchen

 

Homosexualität in beiden Geschlechtern ist keine Erfindung des Homo sapiens

 

Homoerotische Verhaltensweisen zwischen Männern oder Frauen sind keine Ausgeburt moderner dekadenter Lebensart. Dies beweisen Beispiele aus der Antike, in der insbesondere auch die männliche Homosexualität in verschiedensten Kulturkreisen weit verbreitet war. Doch auch das Tierreich ist voller Beispiele gleichgeschlechtlicher Akte. Dabei müssen wir uns keineswegs auf jene Tiergruppen fixieren, deren Reproduktionsbiologie generell verschieden von der unsrigen ist. Organismen wie Regenwürmer, Schnecken oder Nematoden oder gar Milben können in diesem Zusammenhang getrost außer Acht gelassen werden. Allein innerhalb der Säugetiere tritt Homoerotik in beiden Geschlechtern häufig genug auf. Doch ist das ein Hinweis auf eine einmalige evolutive Entstehung des Homo-Sex und der entsprechenden Beibehaltung in den verschiedensten Säugetiergruppen? Davon ist aus evolutionsbiologischer Sicht eher nicht auszugehen. Hilfreicher zur Beantwortung der Frage, ob menschliche Homosexualität ein altes Merkmal darstellt, das in der gemeinsamen Ahnenschaft mit rezenten Primaten entstand, ist natürlich die Betrachtung der Verhaltensweisen der mit uns nächst verwandten Menschenaffen.

Berühmt ist die homoerotische Vielfalt an Aktivitäten bei Bonobos. Regelmäßige und manchmal sehr spontane Erotik-Kontakte in allen Lebenslagen sind bei ihnen Normalität. Sexuelle Handlungen dienen bei Pan paniscus nicht nur der Fortpflanzung, sondern auch der Förderung sozialer Bindungen und dem Abbau aggressiver Stimmungen. Bei all dem tritt insbesondere homosexuelles Verhalten besonders häufig auf, sowohl unter Männchen wie auch unter Weibchen. Bonobos sind somit vorwiegend bisexuell veranlagt. Wie häufig und ob überhaupt bei ihnen rein homosexuell lebende Individuen auftreten können, ist mir allerdings nicht bekannt.

Homoerotik tritt beim Bonobo in beiden Geschlechtern häufig auf und dient der Bindung sozialer Kontakte sowie dem Abbau von Spannungen in der Gruppe. Homosexualität ist allgemein häufig im Tierreich anzutreffen. Quelle und Urheberrecht: J. Menendez et al.

 

Über homoerotisches Verhalten beim gemeinen Schimpansen hingegen weiß man meinen Recherchen gemäß erstaunlich wenig. Jedoch gibt es Beobachtungen gleichgeschlechtlicher Handlungen zwischen Gorilla-Weibchen. Es ist aus evolutionsbiologischer Sicht daher durchaus nahe liegend anzunehmen, dass der Trieb des Homo sapiens nach gleichgeschlechtlicher Erotik ein altes Erbe aus dem Reich der Menschenaffen darstellt. Denn ihn betrieb womöglich bereits die letzte gemeinsame Stammart von Gorillas und der geschlossenen Gruppe aus Schimpansen und Mensch.

Lesbische Kontakte könnten dabei eine besonders große Rolle gespielt haben, was bedeuten würde, dass die Jungenaufzucht in Gegenwart von Müttern, die zumindest unter anderem gleichgeschlechtliche Beziehungen zueinander pflegten, bereits unseren menschlichen Urahnen eine Selbstverständlichkeit war. Dass verhältnismäßig wenig über männliche Homosexualität bei Menschenaffen bekannt ist, muss jedoch nicht unbedingt dem tatsächlichen Zustand geschuldet sein. Sex unter Männern ist auch heute noch häufiger ein Tabu-Thema als Lesben-Erotik, und zwar, weil der Akt aus anatomischen Gründen heraus immer besonders explizit ausfällt. Eine instinktive Neigung, aus moralischem Entsetzen heraus wegzuschauen, wenn zwei Affen-Männer miteinander zur Sache kommen, könnte auch modernen Primatologen immer wieder unterlaufen sein. Bei Bonobos, die geradezu in allen Lebenslagen nur so vor Sex strotzen, ist ein Übersehen hingegen schon allein aufgrund der Häufigkeit der Akte gar nicht möglich.

Hinweise auf einen ahnengeschichtlichen Zusammenhang zwischen männlicher Homo-Sex-Paare und Kindererziehung werden aber wohl auch bei aufmerksamen Studien an gemeinen Schimpansen und dem Gorilla eher wenig erhellend sein, da bei ihnen die Kindererziehung vorwiegend Frauensache ist. Dennoch wäre es spannend zu wissen, inwieweit es auch in den beiden Schimpansenarten und dem Gorilla erfolgreich alleinerziehende Väter geben kann, zum Beispiel wenn die zugehörigen Weibchen aufgrund von Unfällen, Bejagung durch den Menschen oder Seuchen alle verstorben sind.

 

Das Konzept der Queer-Family und Geschlechterrollen beim modernen Menschen

 

Auch trotz des Fehlens von Langzeitstudien zur Auswirkung gleichgeschlechtlicher Eltern auf den Erfolg der Erziehung ihrer Kinder: Die Existenz der sogenannten Regenbogenfamilien ist längst Realität. Zwar halte ich wissenschaftliche seriöse Studien für wichtig, um das Phänomen in Gänze beurteilen zu können.

Jedoch können wir Zusammenhänge manchmal auch korrekt intuitiv bewerten. Der Mutterinstinkt erlaubt es Frauen in ganz besonderem Maße, durch bloßes Beobachten feststellen zu können, ob sich ein Kind wohlfühlt oder nicht. Das hat nichts mit Glauben oder faulem Zauber zu tun, sondern ist eine durch Evolution entstandene Fähigkeit, zu der weibliche Gehirne unter normalen Bedingungen nun einmal befähigt sind. Aber wie ist das mit den Männern? Können auch sie stumme Signale eines fremden Kleinkindes richtig beurteilen? Die weiter oben zitierte Studie des Forschers C. Paulus weist darauf hin, dass auch Männer mit dem Grad ihrer Anforderungen gegenüber Kindern wachsen können. Wenn nötig, erwacht daher unter Umständen auch im Mann eine Art Muttergefühl, wenn er das leidvolle Gesicht eines Kindes erblickt. Zumindest wäre gemäß der Publikation von solchen Männern, die aufgrund ihrer speziellen Lebenssituation besonders eng an die eigenen Kinder gebunden sind, eventuell auch zu erwarten, dass irgendwann eine Prägung einsetzt, mit Hilfe derer letztlich auch der Zustand fremder Kinder beurteilt werden kann. Schwule Väter und lesbische Mütter zeigen sich und ihren Nachwuchs heutzutage stolz der Öffentlichkeit. Frau und eventuell auch Mann können sich unter Zuhilfenahme ihrer Instinkte und Prägungen dabei ein Bild machen, ob ein Kind glücklich gedeiht oder leidet. Und dazu muss man Fremde nicht einmal auffällig im Supermarkt anstarren. Zahlreiche queere Familien gehen auch vor die Kameras. So gibt beispielsweise die unten aufgeführte Reportage des Senders N24, der jetzt in „Welt“ heißt, recht ausführliche Einblicke in den Alltag lesbischer Mütter und schwuler Väter.

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Regenbogenfamilie: schwule Väter. Quelle: Wikipedia

 

https://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/wenn-schwule-maenner-eltern-werden-vaeter-sein-dagegen-sehr/12931662.html

Wenn schwule Väter Eltern werden, Quelle und Urheberrecht: Der Spiegel

 

Ursprünglich lebende weitgehend isolierte Ethnien

 

Nützliche Hinweise auf das natürliche n- also durch Evolution beeinflusste – Verhaltensspektrum des Menschen, liefern nicht nur wissenschaftliche Befragungen oder Betrachtungen der nächst verwandten Primatenarten. Auch das Studium vollständig oder weitgehend isoliert lebender Ethnien der Jetzt-Zeit kann Aufschluss über die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen der Vergangenheit gewähren, die sich unter wissenschaftlich sinnvollen Voraussetzungen hierdurch manchmal rekonstruieren lassen.

So ist beispielsweise bekannt, dass Homosexualität in zahlreichen afrikanischen Ethnien eine lange Geschichte hat. Absurde Theorien, denen zufolge afrikanische Homo-Neigungen erst durch weiße Kolonialherren auf den Kontinent eingeführt wurden, sind natürlich nicht im Mindesten haltbar.

Stattdessen sind homoerotische Spielarten in unterschiedlichen afrikanischen Stämmen fest verwurzelt. Die Bandbreite entspricht derjenigen, die aus modernen westlichen Sozietäten bekannt sind. So haben bereits die ersten Erforscher des afrikanischen Kontinents, Portugiesen, aus ihrer Sicht „unnatürlichen“ Sex unter Männern im Kongo beobachtet. Der englische Reisende Andrew Battell entrüstete sich in den 1590-er Jahren über eine Ethnie in Angola: „Sie leben wie wilde Tiere, so haben sie Männer, die wie Frauen auftreten, und die sie auch zusammen mit ihren Frauen halten“.

 

https://www.theguardian.com/commentisfree/2014/mar/08/african-homosexuality-colonial-import-myth

Homosexualität bei Urvölkern des afrikanischen Kontinents ist häufig und entspricht ihrem natürlichen Verhaltensspektrum. Quelle und Copyrights: The Guardian

 

Und wie sieht es eigentlich mit den Geschlechterrollen in isolierten Volksgruppen aus. Unterstützen sie das prähistorische Szenario, das ich weiter oben beschrieben habe, demzufolge Männer und Frauen häufig und jeweils für längere Zeit voneinander getrennt lebten und dabei unterschiedlichen Tätigkeiten nachgingen?

Recherchiert habe ich den Wissensstand über Geschlechterrollen in separierten Volksgruppen nicht. Jedoch ist mir eine interessante Filmszene ins Auge gesprungen, die ich einen Bericht wert finde.

So ist der besonders abgeschottet lebende Stamm der Sentinelesen, die auf der indischen Andamanen-Insel North Sentinel Island beheimatet sind, jüngst in die Schlagzeilen geraten. Trotz eines Kontaktverbotes durch die indische Regierung hat ein junger US-Amerikaner den Versuch unternommen, den gegenüber Fremden als besonders feindselig geltenden Stamm aufzusuchen. Diese Kontaktaufnahme hat er nicht überlebt.

In diesem Zusammenhang interessierte ich mich dafür, alte Filmaufnahmen zu sichten, auf denen Miglieder der Sentinelesen zu sehen sind. Viel Material gibt es allerdings nicht zu entdecken, denn seit den 1990-er Jahren lebt der Volksstamm in völliger selbstgewählter Isolation. Gemäß Wikipedia handelt es sich bei ihm offenbar um direkte Nachfahren, die der ersten Welle der großen Auswanderungen aus Afrika vor etwa 100000 Jahren entstammen. Fast nichts ist über ihre Lebensweise bekannt, außer dass sie Jäger, Sammler und Fischer sind. Eindringlinge werden häufig unverzüglich attackiert.

Dennoch gelang es verschiedenen Expeditionen, sich den Sentinelesen zu nähern. Ein im Internet kursierendes Video zeigt eine Kontaktaufnahme durch Vertreter indischer Behörden in den 1990-er Jahren, in deren Verlauf versucht wurde, das indigene Volk mit Kokosnuss-Geschenken gütlich zu stimmen.

Der isolierte Volksstamm der Sentinelesen auf der Andamaneninsel North Sentinel Island. Das Video zeigt eine Kontaktaufnahme der indischen Regierung aus den 1990-er Jahren, bei der den Ureinwohnern Kokosnuss-Geschenke überreicht wurden. Die Aufnahmen zeigen auch ein wenig über die Geschlechterrollen des Volksstamms auf. Quelle: Wikipedia-Nutzer „VVeerla“, Urheberrecht mir unbekannt

 

Die kaum geschnittenen Szenen zeigen männliche und weibliche Vertreter der Sentinelesen, die am Strand die ihnen angebotenen Kokosnüsse entgegen nehmen, beziehungsweise aufsammeln. Manches, was man von archaisch lebenden Volksstämmen erwarten würde, ist in dem Filmmaterial auch zu sehen. Die Männer treten als durchtrainierte und kraftstrotzende Kämpfer auf, die mit Pfeil und Bogen stets kampfbereit zu sein scheinen. Auch uns bekannte Gebärden lassen sich ausmachen. Wie zeigt ein stolzer und Testosteron-schwangerer Krieger denn bei uns seinen seinen Triumph an? Er fasst sich mitten auf der Straße in den Schritt. Das ist nicht ungezogen und vulgär, sondern eher schlichtweg ein evolutionsgeschichtlich urtümliches Verhalten zur Präsentation der reifen Mannbarkeit, das in frappierend ähnlicher Weise auch die Sentinelesen beherrschen. In der Szene 3:57 zeigt ein Krieger den Besuchern nämlich deutlich und unmissverständlich, was er von ihnen hält, indem er seinen ohnehin offen liegenden Penis mit einer gekonnten Geste kurz in die Höhe hält.

Wie sehr sich Männer und Frauen der Sentinelesen im Alltagsleben voneinander durch unterschiedliche Tätigkeiten isolieren oder auch nicht, ist – wie so vieles an ihnen – auch weiterhin unbekannt. Unterdrückt werden Frauen jedoch ganz offensichtlich nicht, sondern scheinen ihren Männern sichtbar auf Augenhöhe zu begegnen. Manchmal gewinnt der Zuschauer sogar den Eindruck, als seien eher – wenn überhaupt- dann die sehr selbstbewusst auftretenden Frauen die Unterdrückerinnen.  Szene 1:34 zeigt, wie eine aufgebrachte amazonenhaft wirkende junge Frau einen irgendwie hilflos umher stehenden Krieger resolut, ja geradezu unter Anwendung körperlicher Gewalt, zur Umkehr zwingt.

Auch unabhängig von derlei Einzelbeobachtungen kenne ich aus evolutionsbiologischer Sicht ganz allgemein keine Indizien für eine biologische Natur der Frauen-Diskriminierung durch ihre Männer. Eher halte ich es für eine sehr ursprüngliche biologische Besonderheit des Menschen – ganz im Gegensatz zu seiner Menschenaffen-Verwandtschaft – dass sich seine Geschlechter zwar erheblich unterscheiden, sich im Gruppen-Ranking jedoch gleichermaßen behaupten können. Dass geradezu frauenfeindliche Kulturkreise weltweit dennoch so verbreitet sind, legt aus meiner Sicht nahe, dass Traditionen zur Unterdrückung von Frauen mehrfach sekundär entstanden, und zwar nachdem die wichtigsten Schritte in der Evolution des Homo sapiens längst abgeschlossen waren. Unmündigkeit müssen Frauen daher nicht als ihr Schicksal betrachten, sondern sollten weltweit selbstbewusst dagegen aufbegehren. Ebenso wenig besteht nicht der geringste Anlass für gleichgeschlechtliche Paare, diffamierende und unwahre Charakterisierungen wie „widernatürlich“ oder „Familien-untauglich“ hinzunehmen. Auch ist mir bislang kein vernünftiger wissenschaftlicher Grund dafür bekannt, warum sich Homo-Paare die Fürsorge für eigene Kinder versagen lassen sollten.

 

Berlin, 22.11.2018, Copyrights für den Text Stefan F. Wirth

 

 

 

„Gondwana – Das Praehistorium“, meine Anstellung als Wissenschaftler und künstlerischer Modell-Entwickler in einem saarländischen Dino-Park, ich biete nun meine Kompetenzen und Dienstleistungen für naturkundliche Ausstellungen aller Art an

Von 2010 bis 2011 war ich als wissenschaftlicher Berater in den Bereichen Zoologie, Biologie, Systematik und Evolutionsbiologie in dem saarländischen Dinosaurierpark Gondwana – Das Praehistorium angestellt. Eine Einrichtung, die sich bemüht, Landschaften vergangener Erdzeitalter darzustellen und mit Rekonstruktionen damaligen Lebens anzureichern. Es blökt und zischt und dampft und rauscht, für manch kindlichen Besucher womöglich eher ein Licht-gewaltiges Grusical anstelle eines Bildungserlebnisses aus künstlichen Gerüchen, Roboter-Animationen, Pappmaché und Gips sowie museal anmutenden Abschnitten.                                                                       Zuständig war ich zudem für die Einrichtung und Organisation einer wissenschaftlichen Vortragsreihe, die ich auch moderiert habe. Des Weiteren bot ich im Namen des Dino-Parks ein Unterrichtsprogramm zur Fortbildung von Schülern an saarländischen Gymnasien an. Ich war auch zuständig für zeichnerische Entwürfe für Modelle zur Veranschaulichung wichtiger evolutionsbiologischer Schritte des Tierreich. Die selbst konzipierten und gezeichneten Modellentwürfe habe ich zusammen mit einem angestellten Künstler des Unternehmens in dreidimensionale Modelle aus Gips und Kunststoffen zur Umsetzung gebracht. Darüber hinaus habe ich monatliche Fachartikel für die Webseite des Entertainment-Parks verfasst und wissenschaftliche Führungen durch die Ausstellung durchgeführt, mitunter auch auf Französisch.

Ich stand zudem für ausstellungpädagogische sowie ausstellungsästhetische Fragestellungen zur Verfügung und habe selbst Säugetierschädel zur Präsentation in Ausstellungsvitrinen präpariert.

In die Planung der inzwischen umgesetzten Erweiterung des Ausstellungskonzeptes war ich ebenfalls als konstruktiver Ideengeber involviert. Dem Unternehmen stellte ich eine Kombination aus wissenschaftlichen Expertisen und künstlerischer Kreativität zum Sonderpreis zur Verfügung. Das Nettogehalt lag deutlich unter 1300 Euro pro Monat für eine knappe Dreiviertelstelle. Mein damaliger Anwalt deutete in diesem Zusammenhang Sittenwidrigkeit an, und zwar in Anbetracht meines Ausbildungsniveaus, meiner wissenschaftlichen Leistungen und meiner vielfältigen Fähigkeiten.

Die Arbeit im sogenannten Praehistorium war für mich zunehmend nicht angenehm. Ich nahm den damaligen Leiter des Unternehmens, Herrn Kuhl, als jemanden wahr, der schnell seine Meinungen und Ideen änderte und häufig zwischen seriösen Planungen und einer Neigung zu Jahrmarkts-Entertainment schwankte. Zunächst glaubte ich daran, das sich die noch junge Einrichtung in Richtung einer sinnvollen Bildungsinstitution entwickeln könnte. Daran wollte ich teilhaben. Später glaubte ich hieran nicht mehr, spätestens, seit ich von dem geplanten vollautomatisierten Dino-Puppenspektakel erfuhr. Dennoch engagierte ich mich bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses für die Einrichtung. Das saarländische Personal im „Praehistorium“ nahm ich teilweise als nicht hinreichend qualifiziert war.

Zunehmende kritische Äußerungen meinerseits führten zu Unstimmigkeiten mit Herrn Kuhl und letztlich zu einer Kündigung, die das Arbeitsgericht allerdings aus gutem Grunde nicht hinnahm, sondern stattdessen einen Vergleich erwirkte. Diesem stimmte mein Anwalt in meiner Abwesenheit zunächst zu. Da ich die Vergleichsbedingungen in der beschlossenen Form jedoch als nicht angemessen empfand, widerrief ich diesen Vergleich nachträglich, und zwar aus reinem Selbstbewusstsein für meine Leistung heraus.

Das Gerichtsverfahren wurde durch meinen Anwalt auch genutzt, um ein gutes Arbeitszeugnis innerhalb der dafür vorgesehenen Frist zu beantragen. Die Beantragung eines Arbeitszeugnisses mit guter Beurteilung ist ein Grundrecht eines jeden Arbeitnehmers. Sie kann daher nicht Bestandteil einer gerichtlichen Auseinandersetzung sein und somit auch nicht mit einem vor Gericht erzielten Vergleich nachträglich widerrufen werden. Dennoch verweigert mir das Unternehmen ein entsprechendes Zeugnis bis heute.

Daher entschied ich mich, meine Leistung in Form dieses Artikels selbst darzustellen und betone hiermit meine Distanz zu jenem „Praehistorium“, das aus meiner Sicht nicht hinreichend seriös mit einem hochqualifizierten Arbeitnehmer wie mir umging und meiner fachlichen Wahrnehmung gemäß auch bis heute nicht hinreichend die vorgebliche Bildungsfunktion erfüllt.

 

Entstehung meiner Modelle

 

Das Konzept, welcherlei Modelle notwendig sind, um die Evolution der Tiere sinnvoll und verständlich darzustellen, habe ich selbstständig entwickelt, zurückgreifend auf meine Kenntnisse als Evolutionsbiologe. Die schrittweise Entstehung durch mich entworfener Modelle wird am Beispiel einer Cryptomonaden-Zelle vorgeführt, die gleich zwei biologische Fakten veranschaulicht, die Anatomie einer Eukaryotenzelle sowie das Phänomen der Endosymbiose, in diesem Falle sogar einer sekundären Endosymbiose. Das sehr große Modell wird nach Aussagen mir bekannter Personen noch immer ohne Benennung meiner Urheberschaft bei „Gondwana“ ausgestellt. Tatsächlich sind Benennungen meiner Urheberschaft während meiner Anstellung stets unterblieben. Ob das noch immer so ist, habe ich selbst nicht überprüft.

Vorgehensweise:

Zunächst fertigte ich anhand mehrerer wissenschaftlicher Darstellungen aus Facharbeiten eine zusammenfassende und selbst ästhetisierte dreidimensionale Zeichnung an. Ich verwendete stets Kugelschreiber, einfach, weil ich gerne mit Kugelschreibern zeichne.

cryptomonade

Im nächsten Schritt wurde ein durch „Gondwana“ angestellter Künstler mit Schwerpunkten in der dreidimensionalen Modellarbeit durch mich bei der Herstellung einer Gussform regelmäßig beratend und korrigierend unterstützt. Da die Leitung der Ausstellung keine anderen Mittel zur Verfügung stellte, waren sowohl die Gussform wie auch das Gussmedium Gips. Klingt ungewöhnlich, funktionierte aber.

gussform

Um ein zu starkes Verkleben von Negativ- und Positiv-Form zu verhindern, wurden unterschiedliche Gips-Härten verwendet.

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Nach Abnahme des Positivs ließen sich die gewünschen Zellstrukturen bereits gut erkennen.

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Um wichtige Zellbestandteile jedoch klarer voneinander unterscheiden zu können, wurde die Gipsoberfläche farbig ausgestaltet.

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In weiteren Schritten war es notwendig, die Farbgebung mehrfach zu verändern, um ein zur Ausstellung passendes anschauliches Modell zustande zu bekommen.

cryptomonade fertig

Eine Glastafel erlaubte schließlich die ästhetisch überzeugende Beschriftung der einzelnen Zellstrukturen. Beratend wirkte bei der Prozedur nebenbei im Übrigen zudem der Nicht-Biologe Dr. Andreas Braun mit. Das Prinzip der primären Endosymbiose wird im Fotoübrigens anhand dreier separater kleinerer Modelle vorgeführt, die ich ebenfalls entworfen und gestalterisch mit betreut habe.

Zahlreiche Modellentwürfe habe ich entworfen und gezeichnet. Zum Teil befand sich deren dreidimensionale Ausgestaltung im Prozess, als ich die Arbeitsstelle für immer verließ.

Entworfen habe ich beispielsweise das Modell einer Kragengeißelzelle, die in der Evolution des echten tierischen Gewebes eine wichtige Rolle spielte. Zunächst entwarf ich eine solitäre Einzelzelle, dann einen urtümlichen Zellverband

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Umgesetzt wurden diese Entwürfe durch den Modellbau-Künstler unter meiner ständigen Mitsprache zunächst mithilfe einer Modelliermasse im Kleinformat. Die Fertigstellung als Ausstellungsstücke fand nicht mehr während meiner Anstellung statt, doch vermutlich danach. Heutzutage lassen sich Miniaturmodelle hervorragend als Vorlage für einen 3D-Scan nutzen. Der 3D-Druck erlaubt bei der Ausgestaltung des fertigen Modells eine größere Bandbreite hinsichtlich des verwendeten Materials. Auch verschiedene Kunststoffe sind hierdurch kombinierbar. Im Gegensatz zur Gips-Modellierung in Relief-Gestalt ist so auch ein stärkerer 3D-Effekt darstellbar, und zwar natürlich bis hin zu einer vollständig freistehenden Struktur.

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Komplexere gewebeartige Zellverbände finden sich in Schwämmen.

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Echtes Tiergewebe finden wir im Tierreich erst im Taxon der Nesseltiere (Cnidaria), daher entwarf ich einen Cnidaria-Polypen,…

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Namengeben für diese Tiergruppe ist die Nesselzelle. Auch hierfür habe ich einen Entwurf gemacht, an den Beginn einer dreidimensionalen Umsetzung erinnere ich mich jedoch nicht.

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Die „höher entwickelten“ bilateralsymmetrischen Tiere setzen sich zusammen aus den beiden Gruppen Protostomia und Deuterostomia, die Schwestergruppen bilden.

Der „Urbilateria“ ist fossil nicht erhalten und kann lediglich anhand rezenter Tiergruppen nach den Prizipien der phylogenetischen Systematik rekonstruiert werden. Zur dreidimensionalen Ausgestaltung dieses Stammartvertreters der Bilateria muss auch Fantasie eingesetzt werden. Auch hierzu wurde nach meiner Zeichnung, von der keine Kopie erhalten ist, ein Modellentwurf modelliert.

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Ein wichtiges Merkmal in der Stammart der Arthropoda, die zu den Proterostomia gehören, ist das Komplexauge. Eine Umsetzung liegt mir nicht vor.

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urtümliche Vertreter der Ahnenlinie der Arthropoda oder der Ahnenlinie der Arachnida sind die nur fossil erhaltenen Trilobiten.

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In der 3D- Umsetzung wurde zunächst mit der leichter zu gestaltenden Oberseite der Tiere begonnen, die am häufigsten fossil erhalten ist.

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Selbstverständlich gingen meine Entwürfe auch über Einzelprojekte hinaus. Nämlich im Zusammenhang mit der Frage, wie eine mögliche Raumausgestaltung mithilfe verschiedener Modelle aussehen kann.

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Ich biete mich hiermit seriösen naturkundlichen Ausstellungen europaweit als wissenschaftlicher Berater, künstlerischer Entwickler neuer Ausstellungskonzepte und Ausgestalter für dabei skizzierte Modelle an, die wissenschaftliche Zusammenhänge veranschaulichen sollen. Auch als Organisator für Vortragsreihen mit wissenschaftlichen Schwerpunkten und für Führungen mit wissenschaftlichem Hintergrund in Englisch und Deutsch bin ich aufgrund meiner Erfahrungen gut geeignet. Bitte melden Sie sich bei Interesse über das Kontaktformular dieser Seite. Für Kontaktaufnahmen kann auch gerne mein Facebook-Auftritt genutzt werden.

 

Copyrights Stefan F. Wirth, März 2018

 

Ich unterstütze das Adoptionsrecht für alle

Es geschieht häufig genug, dass Frauen unerwünscht schwanger werden, oft in einem so jungen Alter, dass weder Außenstehende noch sie selbst sich eine Mutterrolle vorstellen können. Um einem solchen Kind dennoch eine Zukunft zu ermöglichen, kann die Freigabe zur Adoption eine Lösung sein. Wird das Kind direkt nach der Geburt Adoptiveltern zugeführt, erlebt es möglicherweise trotz eines widrigen Starts ins Leben eine glückliche und behütete Kindheit.

Doch das Adoptionsrecht in Deutschland ist kompliziert. Nicht jedes interessierte Paar erfüllt die Bedingungen, um ein Kind adoptieren zu dürfen. Die Jugendämter willigen häufig nicht in die Vermittlung an Ersatzeltern ein. Stattdessen gibt es wenig Skrupel, das elternlose Kind in ein Kinderheim zu überstellen. Dort herrschen Schichtdienst und Massenabfertigung. Es fehlt eine dauerhafte Bezugsperson, betroffene Heranwachsende flüchten sich in der Folge nicht selten in die Drogenabhängigkeit oder gar die Welt der Kriminalität.

Ich bin daher der Ansicht, dass Adoptionsgesetze zu lockern sind. Grundsätzlich sollten alleinstehende Männer oder Frauen ebenso adoptionsberechtigt sein wie gleichgeschlechtliche Paare. Ein liebevoller Adoptivvater, eine liebevolle Adoptivmutter und liebevolle schwule oder lesbische Paare können für ein Kind, das sonst im Heim landet, nur die bessere Option sein.  Jede Form der verantwortungsbewussten Elternschaft ist besser als ein Kinderheim oder gar wechselnde Pflegefamilien.

Und dennoch regt sich auch von wissenschaftlicher Seite her Widerstand, insbesondere gegen die Möglichkeit einer Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare. Vertreten wird zum Beispiel die These aus biologischer Sicht, dass Kinder insbesondere unter schwulen Adoptiveltern zu leiden hätten. Aufgrund des fehlenden Mutterinstinktes neigten Männer zu mangelnder Geduld und Gewaltbereitschaft. Es wurde sogar geäußert, die Neigung zu pädophilen Annäherungen an die eigenen Adoptivsöhne stelle eine nicht selten zu erwartende und für das Kindeswohl bedrohliche Gefahr dar.

Eine mir vorliegende grundlegende wissenschaftliche Publikation, die obige Thesen in der Tat untermauert, erscheint mir jedoch auf sehr wackeligem Fundament gebaut. Eine weitere ist mir nicht bekannt. Es handelt sich bei dem Fachartikel um eine reine Literaturrecherche, die in ihrem Diskussions-Teil selbst darauf hinweist, dass die Methoden der zugrunde liegenden Einzelarbeiten mitunter dubios sind. Das Paper eignet sich somit aus meiner Sicht nicht als Referenz für Behauptungen, die schwule Paare in den Generalverdacht der pädophilen Neigung stellen. Vielmehr ist die Publikation dazu prädestiniert, Homophobie zu schüren. Denn in der Tat ist die Unterstellung der pädophilen Neigung schwuler Männer nicht neu. Die rechtsextreme und kriminelle russische Gruppierung „Occupy Pedophilia“ lockt beispielsweise junge Homosexuelle mit Hilfe gefälschter Profile in einschlägigen Online-Netzwerken in die Falle, um sie dort zu erniedrigen und zu quälen. Ziel soll eine Umerziehung hin zur Hetero-„Normativität“ sein, da Homosexualität und Pädophilie dieselbe Personengruppe betreffe. So etwas möchte doch in Deutschland hoffentlich niemand haben!

Ich warne daher davor, unbegründete Hypothesen zu verbreiten, die Gewalt und Abneigung gegen Andersartigkeit fördern können. Tatsächlich ist mir keine einzige seriöse wissenschaftliche Arbeit bekannt, aus der sich ableiten ließe, dass Homo-Männer ihren eigenen Adoptivsöhnen erotisch nicht widerstehen könnten. Ich gehe zudem davon aus, dass Männer sehr wohl dazu befähigt sind, einen Schutzinstinkt gegenüber ihren Kindern aufzubauen. Erfolgreich allein erziehende Väter belegen dies aus meiner Sicht.

Es ist meiner Ansicht nach völlig inakzeptabel, unvorsichtige und nicht hinreichend begründbare Thesen zu formulieren, die Homo-Männer der Gefahr ausliefern, noch mehr diskriminiert zu werden als ohnehin schon.

Copyrights Stefan F. Wirth, Berlin/ Saarland November 2017

Eine absurde Bestrafung für den Tatbestand der Geschichtsverfälschung?

Im alltäglichen Leben muss grob zwischen zwei verschiedenen Formen von Thesen unterschieden werden: Die einen sind durch nachprüfbare Fakten begründet, die anderen durch Glauben. Die Existenz eines christlichen Gottes und der wundersame Niedergang des Heiligen Geistes über die Jünger Jesu Christi gehören dabei eindeutig zu Letzterem.

Nun ist in der deutschen Gesetzgebung ein Paragraph verankert, der die so genannte Volksverhetzung unter Strafe stellt. Wo jedoch beginnt jene strafbare Hetze? Die Grauzone ist groß. Überschritten wird sie ganz eindeutig durch die absurde Behauptung, die über den Religionsunterricht an Kinder weitergegeben wird, eine Jungfrau irgendwo im heutigen Israel habe vor rund 2020 Jahren in Form einer Jungfernzeugung ein Kind durch Gott empfangen. Dieses Kind sei schließlich im Erwachsenenalter zum Tode durch Kreuzigung verurteilt worden, hernach jedoch von den Toten auferstanden.

Die Lehre im Zusammenhang mit dieser fantasievollen Hokuspokus-Geschichte wird auch heute noch ungehindert an deutschen Schulen, Universitäten und kirchlichen Einrichtungen gelehrt. Opfer dieser Volksverhetzung sind vor allem Kinder, die aufgrund ihrer nicht vorhandenen Lebenserfahrung besonders leicht vom Wahrheitsgehalt eines Märchens überzeugt werden können. Und doch bestraft niemand die Verantwortlichen wegen des Vergehens der Volksverhetzung .

Märchen kann jeder fantasiebegabte Mensch leicht erfinden, durch klare Fakten gestützte Hypothesen aufzustellen, das hingegen erfordert besondere Erfahrung und ein adäquates Bildungsniveau.

Jeder könnte beispielsweise die frei erfundene Hypothese verbreiten, in Berliner Wäldern gäbe es keine Eichen. Niemand würde dieser Lüge jedoch besondere Beachtung schenken, denn alle kundigen Berliner können das Gegenteil leicht beweisen, in dem sie einfach die nächst beste Eiche durch geeignete Mittel dokumentieren.

Es unterscheidet allerdings die deutsche Gesetzgebung im Unterschied zur Biologie ganz klar zwischen Pflanze, Tier und Mensch. Wenn also Ursula Haverbeck (87) eine absurde Geschichte erfindet, die der törichten Leugnung der Existenz Berliner Eichen im Grunde sehr ähnlich ist, gehen die möglichen Konsequenzen ihres Aktivismus jedoch deutlich über diejenigen aus meinem Baum-Beispiel hinaus. Denn hier sind die Opfer der Falschbehauptung nicht Pflanzen, sondern reale Menschen. Es könnte nämlich Menschen geben, die Haverbecks Geschichten Glauben schenken, ohne nach den zugrunde liegenden Fakten überhaupt nur zu fragen. Im Falle der Holocaust-Leugnung durch Frau Haverbeck könnte es also geschehen, dass leichtgläubige Zuhörer und Leser ihrer Vorträge und Publikationen die Nicht-Existenz des Holocaust als wahre Tatsache missinterpretieren und somit einer ethnischen Volksgruppe, den Juden nämlich, konkretes Unrecht zufügen. Wäre nämlich der Holocaust in Zeiten des deutschen Nationalsozialismus kein historischer Fakt, hätte man zahllose Menschen zu Unrecht für ihre Beteiligung an diesem frei erfundenen Holocaust bestraft. Eine wichtige treibende Kraft der Holocaust-Verfahren waren jüdische Kläger und jüdische Zeitzeugen. Gemäß der Haverbeck’schen Thesen wären diese dann nicht Opfer und rechtmäßige Kläger, sondern menschenverachtende Täter.

Frau Haverbeck erklärt also unschuldige Menschen zu Verbrechern gegen die Menschlichkeit, was ihre frei erfundene Holocaust-Leugnung ganz grundsätzlich zu einem sehr folgenschweren Vergehen macht. Und dennoch ist Haverbeck’sches Gedankengut durchaus gut mit meinem Beispiel der Leugnung der Berliner Eichenbestände vergleichbar. Nämlich durch die leichte Widerlegbarkeit einer fantastischen Behauptung.  Hinsichtlich seiner schwerwiegenden Konsequenzen für heute lebende Menschen ist das Gedanken-Konstrukt Haverbecks allerdings eher den christlichen Wunder-Dichtungen ähnlich. Wer tatsächlich dem spirituellen Mumpitz Glauben schenkt, mit dessen Erfindung der Vatikan in Rom seit beinahe zweitausend Jahren befasst ist, der geht auch davon aus, dass Masturbation eine Sünde und gleichgeschlechtliche Liebe wider Gottes Willen sei oder dass die Frau dem Manne Untertan sein und jeder Andersgläubige in der Hölle schmoren müsse. Der religiöse Wahn kann nicht anders, als Unwissen, Unfriede, Misstrauen und Hass in der menschlichen Gemeinschaft zu schüren. Und doch hilft dagegen nicht, die Verantwortlichen ins Gefängnis zu schicken.

Stattdessen muss die Glaubensbereitschaft in der deutschen Gesellschaft durch eine bessere Bildung verringert werden. Bildung ist dabei zu definieren als durch Fakten begründete Erkenntnis. Es ist eine moderne Geisteshaltung in der Bevölkerung erforderlich, die nicht nach Glauben, sondern nach Wissen fragt. Seriöses Wissen kann sich immer nur auf nachprüfbare Argumente stützen.

Warum also Frau Haverbeck ins Gefängnis schicken, wo doch ihre Holocaust-Leugnung so leicht zu widerlegen ist wie die Existenz der Berliner Eichen aus meinem Beispiel für eine nicht belegbare und daher unseriöse Hypothese?

Statt mit fundierter Aufklärung auf ihre willkürlichen Thesen zu reagieren, verurteilt man Haverbeck aufgrund eines dogmatischen Gesetzes. Der Holocaust ist aber kein Dogma, sondern eine belegbare historische Tatsache. Dies der Bevölkerung immer wieder im Detail vorzuführen ist doch wesentlich hilfreicher, als ein mittelalterlicher Hexenprozess in moderner Zeit.

 

Copyrights Stefan F. Wirth, September 2016

Biologie des Menschen und politisch korrektes Gender-Mainstreaming, ein Konflikt?

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Am vierzehnten Mai 1429 geschieht etwas Ungewöhnliches. Französische Truppen, denen einige Tage zuvor der Durchbruch in das von englischen Soldaten umzingelte Orléans gelungen war, wagen  einen halsbrecherischen Angriff auf die Belagerer. Vornweg reitet eine siebzehnjährige Frau:  Jeanne d’Arc, auch bekannt als die „Jungfrau von Orléans“ (1412 – 1431). Trotz einer Verwundung und eines Sturzes vom Pferd kämpft die wackere Jugendliche auf dem Schlachtfeld und motiviert ihre Truppen dadurch, eigentlich Unmögliches zu vollbringen. Bereits einen Tag später verlassen die besiegten Engländer ihre Stellung.

In der Endphase des Spätmittelalters sind Frauen eigentlich noch weit davon entfernt, sich als große Kämpferinnen in Augenhöhe mit männlichen Zeitgenossen zu verwirklichen. Jeanne ist eine Ausnahmeerscheinung. Nur durch Vortäuschung göttlicher Visionen und einer nachweisbaren Jungfräulichkeit gelang es ihr nach einem dreiwöchigen Prüfungsverfahren, den französischen Kronrat davon zu überzeugen, sie in militärischem Auftrag zu entsenden.

Wer als Frau keinen göttlichen Auftrag glaubhaft machen kann, lebt in Europas Mittelalter allerdings unter unangenehmen Bedingungen. Frauen sind unter anderem aufgrund des religiösen Dogmas dem Manne Untertan, insbesondere in der Ehe. Die übliche Trauungsformel betonte dies wortwörtlich, um in den zwangsverheirateten sehr jungen Mädchen auch ja keine Missverständnisse aufkeimen zu lassen. Die Ehefrau unterstand der  Vormundschaft ihres Gatten, er kontrollierte in der Regel über ihr volles Vermögen und konnte sie nach Lust und Laune züchtigen oder verstoßen. An ein weibliches Mitspracherecht in Fragen der Politik war schon überhaupt nicht zu denken

Bis in die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts dauerte die Versklavung der Frau in der europäischen Gesellschaft an, ohne auch nur im Mindesten für ernsthafte kontroverse Diskussionen unter Männern zu sorgen. Erst 1865 bewegte sich etwas, das die Situation der Frau in der deutschen Gesellschaft schrittweise verbessern sollte.  Der Allgemeine Deutsche Frauenverein (ADF) wurde gegründet und war stark beeinflusst durch das intellektuelle Wirken der Frauenrechtlerin und Pazifistin Hedwig Dom, die sich besonders für ein Recht der Frau auf Bildung und Arbeit engagierte. Doch die gesellschaftliche Gleichstellung der Frau war ein langwieriger und steiniger Prozess. Vom Wahlrecht für Frauen war noch gar nicht die Rede. Diesbezügliche Forderungen durch den Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) stießen erst nach Ende des Ersten Weltkrieges auf fruchtbaren Boden. In der Folge erließ der Rat der Volksbeauftragten ein Dekret, das das Frauenwahlrecht im Gesetz verankerte.

Das Dritte Reich jedoch erwies sich zunehmend als erneuter Tiefpunkt  der Emanzipation der Frau, ein ideologisches Frauenbild wurde umgesetzt, das weibliche Bürger zu Gebärmaschinen und Putzzofen männlicher Haushalte degradierte. Zwar wurde unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkrieges in Westdeutschland das Grundgesetzt erschaffen, das die Gleichberechtigung von Mann und Frau verbindlich vorschrieb, jedoch konnte der moderne Feminismus erst ab 1968 in Folge der Studentenbewegung  Fuß fassen. Umzusetzende Forderungen zur Ent-Diskriminierung  der weiblichen Bevölkerung gab es nämlich noch immer zuhauf. Dazu gehörten das Recht auf Abtreibung oder eine geschlechtsunabhängige Gleichsetzung  der Löhne.

Anders als Frauen, die auch in der römischen und griechischen Antike Unterdrückung durch die Männerwelt erfuhren, war  männliche Homoerotik in jenen Epochen durchaus gesellschaftlich akzeptiert, wenn auch seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert in Rom per Gesetz unter bestimmten Bedingungen unter Geldstrafe gestellt. Der größte Feldherr der Antike, Alexander der Große (356 – 323 v. Chr.), liebte Hephaistion (um 360 – 324/23 v. Chr.) . Und über die Liaison Julius Cäsars (100 – 44 v. Chr.) mit dem bithynischen König Nikomedes IV (bis 74 v. Chr.) wurde zwar  bereits von den Zeitgenossen getratscht, was jedoch über ein gehässiges Spötteln nicht hinausreichte.

Erst ab dem frühen Mittelalter, einhergehend mit der gesellschaftlichen Vormachtstellung der christlichen Kirche, wurde praktizierte Homoerotik als todeswürdiges Verbrechen behandelt.

Nahezu nahtlos wurde die Diffamierung gleichgeschlechtlicher Liebe, insbesondere der männlichen, in der Neuzeit in Form eines Gesetzesparagraphen übernommen. So erschuf das Deutsche Kaiserreich im Jahre 1872 den Paragraphen 175, der den Beischlaf unter Männern mit einer Gefängnisstrafe ahndete. In einer abgemilderten Form war dasselbe Gesetz immerhin bis zum 10. März 1994 in Kraft.

Die moderne Gleichstellung der Geschlechter und die gesellschaftliche Akzeptanz  gleichgeschlechtlicher Lebensformen sind das Resultat  eines politischen Kampfes, den mutige Streiter zu Gunsten einer gerechten,  bunteren und harmonischeren Gemeinschaft ausgefochten haben. Alle Belange der Gleichstellung werden heutzutage unter dem Begriff Genderismus oder Gender-Mainstreaming zusammengefasst.

Allerdings sind menschliches Sexualverhalten und die Geschlechterrollen grundsätzlich Folgen der Biologie des Menschen, und so ist ein Verständnis ihrer Zusammenhänge abhängig von den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, explizit der biologischen Forschung.

Daher wehren sich Naturwissenschaftler zunehmend zurecht gegen Trends des modernen Gender-Mainstreamings, die nicht mehr darauf ausgerichtet sind, durch die Gesellschaft begangenes Unrecht zu beseitigen, sondern inzwischen bedauerlicher Weise quasi-religiöse Züge angenommen haben. Es ist für Aktivisten offenbar problematisch, sich das vollständige Erreichen ihrer ursprünglichen Ziele eingestehen zu müssen. In der Folge entbehren Forderungen jeder argumentativen Grundlage und verkommen zu idealisierten Überzeichnungen mit kreationistisch-dogmatischem Charakter.

Aktivistische Organisationen wie LGBT lösen den Menschen aus seiner Biologie und der Systematik des Tierreichs heraus und formulieren Thesen, denen zufolge der Homo sapiens mystische Fähigkeiten besitzen soll. Es wird ihm unterstellt, sein Geschlecht und seine erotischen Präferenzen frei wählen zu können.  Doch genauso wenig wie sich der Hahn durch Willenskraft in eine Henne verwandeln kann, ist es dem Menschen möglich, sich sein Geschlecht selbst zu erschaffen. In der Tat gesteht das Gender-Mainstreaming dem Menschen schöpferische, im Sinne göttlicher Fähigkeiten zu.

Daher überzeugt der renommierte Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera mit seiner Schlussfolgerung, dass der Genderismus eine moderne Form des Kreationismus sei.

Wie Kutschera in seinem Buch „Das Gender-Paradoxon“ kompetent und mit einer Kaskade naturwissenschaftlicher Argumente darlegt, sind es genetische, hormonelle, anatomische und neurologische Determinanten, die bei H. sapiens sowohl für die Ausprägung der erotischen Präferenzen wie auch für die Ausbildung des biologischen Geschlechts verantwortlich sind.

Längst übt der Genderismus weltliche Macht aus und vermag sich daher effizient gegen begründete Einwände zur Wehr zu setzen, ohne selbst jemals auch nur den Hauch eines Arguments dargelegt zu haben. Wer die Genderismus-Bewegung unter Vorweisung naturwissenschaftlicher Fakten kritisiert, wird isoliert, hämisch der Diskriminierung von Minderheiten beschuldigt oder gar  demonstrativ in das rechtsextremistische politische Umfeld eingeordnet.

Und in der Tat wird eine Genderismus-Kritik beispielsweise gerne in den rechtsextremistischen Kreisen des AfD vorgetragen. Es gilt jedoch stets, dass wenn zwei Menschen mehr oder weniger dasselbe sagen, keineswegs notwendiger Weise dasselbe gemeint ist. Der Rechtsextremismus möchte eine multikulturelle Lebensvielfalt mit allen Mitteln diffamieren und diskreditieren, wozu keine neutralen Argumente vonnöten sind. Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie werden ganz im Gegenteil durch  leicht eingängige und innen hohle Parolen propagiert. Pauschaler Hass benötigt keine aufzuführenden Fakten.

Seriösen Naturwissenschaftlern wie Herrn Kutschera oder mir liegen jedoch Diskriminierungen und Diffamierungen aller Art vollständig fern. So bin ich beispielsweise bekannt dafür, selbst einer der genannten Minderheiten zugehörig zu sein und außerdem ausschließlich der Partei Die Linke eine sozial-gerechte Regierung zuzutrauen.

Ulrich Kutschera ist bekennend heterosexuell, parteilos und Nicht-Wähler. Er betont, dass ihn stets nur Fakten interessierten und belegt diese Aussage auch eindrucksvoll in seinem hervorragend recherchierten Lehrbuch „Das Gender-Paradoxon“.

Kein seriöser Wissenschaftler bezweifelt, dass Frauen dem Mann juristisch gleichgestellt sein müssen. Daraus jedoch zu schlussfolgern, Mann und Frau seien auch biologisch gleich, ist falsch. Kutschera erklärt detailreich, dass der Homo sapiens  einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus aufweist.

Neben den bekannten genetischen, hormonellen und morphologischen Geschlechtsunterschieden wird auch auf die Hypothese der „primären Weiblichkeit des Menschen“ mit dem Mann als sekundärem Geschlecht ausführlich eingegangen. Es geht hierbei beispielsweise um die Existenz der männlichen Brustwarzen, die einer wissenschaftlichen Hypothese aus dem Jahre 2014 zufolge auf einen Entwicklungsweg in der frühen Embryogenese hinweisen, der erst später in die „männliche Linie umprogrammiert“ werde. Genau genommen handelt es sich um das sogenannte SRY-Gen, das im Verlaufe der frühen Embryonalentwicklung aktiviert wird und einen Anstieg des Testosterons zur Folge hat.

Nachweislich zeigen die beiden Geschlechter des Menschen auch unabhängig von einer elterlichen Prägung signifikante geschlechtstypische Verhaltensweisen, die sich deutlich voneinander unterscheiden.

Völlig anders hingegen lautet die Erklärungsweise zur Existenz zweier menschlicher Geschlechter aus der Feder des Genderismus. So äußerst sich beispielsweise die US-Gender- und Sprachforscherin Judith Butler wie folgt zur von ihr postulierten Festlegung des Geschlechtes nach der Geburt: Die Geschlechtsfeststellung durch die Hebamme sei  keineswegs „eine Beschreibung oder bloße Feststellung, sondern zugleich eine Anweisung, ein weibliches Geschlecht zu sein“. Ein Baby ohne Geschlecht wird hernach durch einen Sprechakt einem bestimmten Geschlecht zugewiesen. Butler folgt dabei  in ihrer Denkweise dem Moneyismus, der auf den US-Psychologen und Erziehungswissenschaftler John Money (1921 – 2006) zurück geht. Der vorgebliche Wissenschaftler gelangte zu dem Schluss, dass geschlechtsneutrale Wesen erst ab dem zweiten Lebensjahr über Erziehungsmaßnahmen und kulturelle Einflüsse einem Geschlecht zugeordnet würden und dass davon auszugehen sei, dass der Schöpfergott der Bibel nur ein Hermaphrodit gewesen sein könne.

Ähnliche bizarre Genderismus-Thesen werden auch auf das Erotikverhalten des Menschen übertragen. So sei die erotische Präferenz für ein Geschlecht, beispielsweise das eigene, völlig willkürlich wählbar. Seriöse Forschungsansätze in den letzten hundert Jahren haben jedoch klar dargelegt, dass beispielsweise die homoerotische Veranlagung bei Männern genetisch determiniert ist. Exemplarisch kann in diesem Zusammenhang auf die Forschung an eineiigen Zwillingen durch den Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld (1868-1935) verwiesen werden.

Bis heute ist allerdings das Phänomen der Bisexualität bei Männern wissenschaftlich schlecht untersucht, weswegen in seriösen Fachpublikationen Häufigkeit und Vielfalt des Auftretens dieser Erotik-Präferenz aus meiner Sicht eventuell unterschätzt wird. Herr Kutschera verkennt die Vielfalt in der Welt der gleichgeschlechtlichen männlichen Liebe, in der die Bisexualität meiner Erfahrung gemäß eine wichtige Rolle spielt. Es klingt daher diffamierend, die Existenz von Männern, die zunächst Kinder gezeugt haben, sich dann aber ausschließlich oder  vorwiegend der Homophilie widmen, zu leugnen. Fehlende seriöse Publikationen zum Thema weisen nicht hin auf dessen Nicht-Relevanz. Aus meiner Berliner Erfahrung sind homophil veranlagte Männer, die eigene Kinder gezeugt haben, häufig. Dass sie in wissenschaftlichen Studien kaum oder gar nicht auftauchen, liegt daran, dass Betroffene nicht selten ein Doppelleben führen und ihre Homophilie bei wissenschaftlichen Befragungen nie eingestehen würden. Auch bisexuelle Männer folgen, was den Grad ihrer Veranlagung zum einen und zum anderen Geschlecht angeht, vorwiegend einer genetischen Information. Die freie Wählbarkeit der erotischen Vorliebe bleibt ein unbegründetes Märchen.

Das detailierte, dabei aber leicht verständliche Lehrbuch „Das Gender-Paradoxon“ erlaubt vielseitige und kompetent dargestellte Einblicke in die Biologie des Menschen, jedoch auch in die relevante Wissenschaftsgeschichte und legt nachvollziehbar und gut begründet dar, wieso Wissen und Erkenntnis einem religiösen Dogma, das also allein auf Glauben beruht, vorzuziehen ist.

Autoren wie Kutschera, die mit unerbittlichem Engagement und klaren Argumenten gegen den derzeit überall auf der Welt populären spirituell motivierten Mainstream vorgehen, verdienen meinen Respekt. Als ein Verfechter der Wissenschaft befindet man sich heutzutage immer häufiger in einer Höhle des Löwen, so wie einst der italienische Dichter, Priester und Philosoph Giordano Bruno (1548 – 1600), der in einer Zeit des Glaubens trotz der drohenden Hinrichtung  an seinen Erkenntnissen, es gäbe keine Gottessohnschaft Christi und auch kein jüngstes Gericht, festhielt. Zudem beharrte er auf dem Ergebnis seiner astronomischen Beobachtungen und postulierte auch im Angesicht des Todes seine wahre These, dass nicht eine, sondern viele Welten existierten.

 

 

 

 

 

 

Mein Plädoyer gegen die Todesstrafe

Der US-Bundesstaat Utah erregt erneut Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit einem Todesurteil. Ein Gericht hat befunden, dass die neuerliche Durchführung der Giftinjektion an einem verurteilten Mörder nicht gegen das Gesetz verstoße, demzufolge ein Straftäter für dasselbe Vergehen nicht zweimal bestraft werden dürfe.

Eine Umsetzung des Todesurteils musste nämlich 2009 abgebrochen werden, nachdem es den Ärzten nicht gelungen war, geeignete Blutgefäße zum Ansetzen der Injektionsnadel zu finden. Einer erneuten Umsetzung der Strafe stehe nun jedoch nichts mehr im Wege, da im Jahre 2009 ja zu keinem Zeitpunkt Gift injiziert worden sei. Eine Bestrafung habe daher zu jenem Zeitpunkt gar nicht stattgefunden.

Als humanistisch gebildetem Europäer erscheinen mir solche „juristischen“ Geplänkel in den USA als höchst bizarr. Ich halte, wie allgemein zahlreiche moderne Zivilisationen auch, die Todesstrafe in der westlichen Welt für einen barbarischen Akt gegen die Menschlichkeit.

Es ist ein Akt, der dazu dient, Rache für die kapitale Straftat, die ein Mensch begangen hat, auszuüben, im Namen des Opferkreises und auch im Namen der Staatsgewalt. Die tatsächliche Motivation geht dabei noch weit über die Befriedigung dieser Bedürfnisse hinaus. Das Anhängsel „Strafe“ ist daher lediglich ein inhaltsleeres Füllwort.

Die Todesstrafe hat eine lange Geschichte, die bereits in frühzeitlichen Kulturen beginnt. Die Faszination des gesellschaftlich begangenen Mordens war damals wie heute dieselbe: Machthaber und Voyeure ergötzten sich an einem Tabubruch, zu dem der Mensch aufgrund seiner willentlichen Selbstbestimmung ab einem gewissen Zeitpunkt der Evolution seines Gehirns in der Lage war. Ein Urinstinkt, nämlich die angeborene Hemmung, einen Artgenossen zu töten, konnte nun bewusst unterdrückt werden. Das Ergebnis diente seit jeher nicht nur einer absoluten Machtdemonstration, die Untergebene einschüchtern sollte, sondern erfüllte auch stets erotische Gelüste.

Denn legale Tötungen gingen schon immer einher mit einer erniedrigenden Zur-Schau-Stellung des Delinquenten, und zwar vor den Augen einer möglichst großen Öffentlichkeit. Die totale Erniedrigung eines Artgenossen als ein Phänomen, das im Alltag unter normalen Umständen nicht öffentlich stattfinden durfte, da ein fruchtbares soziales Miteinander dadurch behindert wurde, findet und fand nur im Rahmen der privaten Erotik eine regelmäßige Umsetzung. Der Mensch ist daher darauf geprägt, Erniedrigung mit Erotik in Verbindung zu bringen.

In frühzeitlichen menschlichen Kulturen waren solche Schauveranstaltungen zumeist offizieller Ausdruck einer Spiritualität. So wurden Delinquenten in der Regel Göttern geopfert. In damaligen Zeiten konnten die Vorzüge solcher Opferungen gut kommuniziert werden, war doch alles zu erhoffende Wohlergehen einer Gesellschaft ausschließlich Ausdruck gut gestimmter Götter.

Doch bereits in der Antike verstand man es, die Aspekte Genuss und erotische Befriedigung ganz offiziell mit öffentlichen Exekutionen in Verbindung zu bringen. So wurden die Opfer in den römischen Schauarenen in der Regel entkleidet und in Form besonders grausamer Inszenierungen vor ekstatisch geifernder Zuschauerschar dem Tode zugeführt.

Spätestens von da an blieb die legale öffentliche Tötung von Menschen bis heute in der westlichen Welt entkoppelt von spirituellem Rausch, der sowohl Tätern wie auch Opfern in urtümlichen Gesellschaften noch eine gewisse Eintracht verlieh.

Zwar steht gerade das düstere Mittelalter für viele Menschen häufig im Zusammenhang mit religiös motivierten Massentötungen im Namen Jesu Christi. Doch die Geschichte der katholischen Kirche offenbart bis heute, dass es sich bei den vermeintlich christlichen Orden und ihren Würdenträgern, die viele Morde an ihren Bevölkerungen beauftragt haben, spätestens seit dem Mittelalter vorwiegend um elitäre (homo-) erotische Gruppierungen handelte.

Hinrichtung und Folter waren daher wie schon in der römischen Antike auch zu jenen Zeiten nichts anderes als Ausdruck eines ganz besonderen erotischen Thrills, der umso erfolgreicher befriedigt werden konnte, je grausamer und erniedrigender die öffentliche Strafe ausfiel.

Die Geschichte der Todesstrafe in der westlichen Welt geht seit Jahrhunderten einher mit der Befriedigung niederer erotisch-sadistischer Gelüste.

Daher haben moderne westliche Gesellschaften dieses Töten längst abgeschafft, weil die Todesstrafe selbst ein Verbrechen darstellt, ein aus Lust begangenes Verbrechen. Ein Verbrechen, das in einer echten Rechtsstaatlichkeit keinen Platz hat. Straftäter verdienen in einem gerechten Staat dasselbe Recht auf körperliche Unversehrtheit wie ihre Opfer.

In modernen westlichen Gesellschaften gehört die Befriedigung niederer Triebe daher in die Schlafzimmer, die Sexbars und SM-Clubs der großen Städte, jedoch nicht in die öffentliche Rechtsprechung.

Konsequenter Weise muss man jenen Staaten der USA, die noch immer prinzipiell durchaus in antiker Manier die Todesstrafe praktizieren, den Rang einer modernen westlichen Zivilisation in Abrede stellen.

 

 

 

Die PISA-Studie und Deutschlands Bildungsarmut

Sie ist blond und selbstbewusst. Sie verfügt über eine beachtliche Oberweite und ist es gewohnt zu bekommen, was sie gerne möchte (Haarfarbe verfremdet, um keine individuelle Person durch diesen Artikel erkennbar werden zu lassen). Und sie ist verärgert, redet sich geradezu in Range. Doch was war geschehen?

Wir befinden uns in meinem Kurs „Ökologie und Evolution“ für Lehramtsstudenten im Masterstudiengang an der FU Berlin vor ungefähr drei Jahren. Eigentlich beginnt der Kurstag mit einer Vorlesung und geht dann in ein mehrstündiges Praktikum über.

Doch am ersten Tag der Lehrveranstaltung verschiebt sich üblicher Weise alles erheblich nach hinten, an ein konzentriertes Arbeiten während des praktischen Teils ist daher meist kaum zu denken. Denn auf den ersten Kurstag pflegten sich die Studenten stets so außergewöhnlich gut vorzubereiten, dass die damit verbundenen Diskussionen leicht Stunden in Anspruch nehmen konnten. Die Anlässe des Gesprächsbedarfs waren immer ähnlich und ließen sich unter einem gemeinsamen Nennern zusammenfassen: Lehramtsstudenten, insbesondere im fortgeschrittenen Studium, sind gerne faul. Sie möchten die zu erbringende Leistung schon von Beginn an erheblich verringert wissen. Denn vorgeblich sind sie durch die Anforderungen ihres Studiums bereits so sehr beansprucht, dass ihnen wahrlich nicht noch viel mehr aufgebürdet werden könne. In Wahrheit üben sie bereits für die nicht mehr ferne praktische Arbeit an deutschen Schulen. Und die sieht mehrheitlich bekanntermaßen so aus: hohe Gehälter, luxuriöse Urlaubsreisen in den Ferienzeiten der Schüler, kein Engagement und kein Interesse an der Lehre, häufige Krankschreibungen und Unkündbarkeit aufgrund des Beamtenstatus. Was für ein Leben!

An jenem Tage also ließ mich Sabine Schwund (Name geändert) gar nicht erst zu Wort kommen. Noch bevor ich meinen ersten Gruß an die neuen Studenten entrichten konnte, sprudelte es aus ihr heraus: Sie habe die im Vorlesungsverzeichnis offiziell angekündigte Gesamtstundenzahl, die für den Kurs veranschlagt worden war, überprüft und sei zu dem Ergebnis gelangt, dass der Kurs in seiner Gesamtdauer einige Stunden zu lang sei. Gut, natürlich hätte sie auch schweigen und sich darüber freuen können, mehr Lehre als normaler Weise vorgesehen erfahren zu dürfen. Doch das entspricht nun gar nicht der Neigung von Frau Schwund, auch nicht der Neigung der Mehrzahl ihrer Kommilitonen. Der Kurs sollte, so die unerbittliche Forderung, auf das rechte Maß hinunter gekürzt werden. Ich war beeindruckt und kündigte an, dies durch die zuständige Sachbearbeiterin der Universität überprüfen zulassen. Im Ergebnis war der Kurs dann in der Tat entsprechend zu verringern.

Doch das genügte Frau Schwund nicht, die diesen Erfolg sicherlich bereits vor Beginn der ersten Vorlesung absehen konnte. Denn auch an der täglichen Dauer der Kurstage störte sie sich empfindlich, und damit war sie unter ihren Kommilitonen nicht allein. Einen solch langen täglichen Praktikums-Teil wollte sich Frau Schwund nicht vorstellen müssen. Allerdings musste sie in diesem Anliegen trotz ihrer eisigen fordernden Blicke als Bittstellerin auftreten, denn die tägliche Stundenzahl entsprach exakt derjenigen, die von der Lehrveranstaltung erwartet wurde. Da ich zunächst entsprechend abweisend reagierte, sah sich Frau Schwund schnell gezwungen, andere Seiten aufzuziehen. Auf ein Zeichen von ihr hin fiel ein Großteil der Studenten in ihr Gezeter ein, so dass ich mich bedrängt fühlte und im Namen eines harmonischen Ablaufes zustimmte, den Praktikumsteil etwas zu verkürzen. Wahrhaft unglaublich, mag sich der Leser an dieser Stelle wohl denken. Doch dann kennt der Leser moderne Lehramtsstudenten noch nicht und insbesondere nicht Sabine Schwund. Denn noch vor Beginn meiner ersten Vorlesung kündigte ich an, über die Zeitdauer des gesamten Kurses hinweg gleich mehrere Exkursionen durchführen zu wollen.

Natürlich wusste ich längst, dass Lehramtsstudenten, vor allem, wenn sie bereits das Master-Niveau erreicht haben, für Inhalte ihres eigenen Lehrfachs eher nicht zu begeistern sind. Diese also durch anstrengende und unspektakuläre Exkursionen vertiefen zu wollen, kann nur zum Scheitern verurteilt sein. Also bot ich stets besonders attraktive Ziele an, um die Studenten zu ermutigen, sich in exklusivem Ambiente der Vertiefung ihrer Kenntnisse zur Ökologie und Evolutionsbiologie widmen zu können. So fanden in meinen Lehrveranstaltungen regelmäßige Sammelexkursionen ins „Tropical Islands“ statt, einer riesigen Wasser-Wellness-Freizeitanlage, die auch tropische Pflanzen in großer Zahl beinhaltet. Bekanntermaßen sind in der Einrichtung interessante kleine Organismen anzutreffen, die tropischen Ursprungs sind und über den internationalen Pflanzen-Versand verbreitet werden. Diese Organismen schaden niemandem, können auch nur innerhalb von Gewächshäusern überleben, sind aber aus biologischer Sicht oft sehr spannend. Als Beispiel hierfür sind die Zwerggeißelskorpione aufzuführen, die in der Einrichtung regelmäßig angetroffen werden können. Selbstverständlich war der Eintritt für Studenten frei. Außerdem war es erlaubt, nach Beendigung der offiziellen Exkursion privat im Tropical Islands zu verbleiben. Eine weitere Exkursion führte hinter die Kulissen des Berliner Naturkundemuseums oder in die Gewächshäuser des Botanischen Gartens, die ebenfalls eine tierische Artengemeinschaft tropischen Ursprungs zu verzeichnen haben. Im Sommer stand zudem eine Sammelexkursion in den Berliner Grunewald auf dem Programm. Hier galt es, sich dem komplexen Ökosystem eines Areals aus ehemaligen Kiesgruben zu widmen. Wer noch nie eine Ringelnatter, eine Blindschleiche und diverse Amphibien „in echt“ gesehen hatte, kam hier stets auf seine Kosten.

Und doch wurde mein Engagement, den Studenten mehr als üblich nahebringen zu wollen, keineswegs positiv gewürdigt. Schon erst recht nicht durch Frau Schwund, die sofort, nachdem die geplanten Exkursionen Erwähnung fanden, wusste, dass dies eine Überforderung von Lehramtsstudenten im Masterstudiengang darstellte. Also erkämpfte sich die wackere Sabine zusammen mit den ihr zur Seite stehenden Kommilitonen eine Exkursion weniger.

Doch bereits im Vorfeld hatte nicht nur Frau Schwund ein gutes Argument parat, um letztlich auch eine der noch verbliebenen Exkursionen schamlos schwänzen zu können. Denn irriger Weise gingen die Studenten dieser Kursreihe fast immer davon aus, ihnen stünde eine bestimmte Anzahl an Fehltagen per se zu. So nahmen also in jenem Semester nur 50 Prozent der Kursteilnehmer (also etwa 12 Studenten) an der Exkursion ins Tropical Islands teil.

Der Kurs wurde dann bei Ablauf des Semesters durch eine Klausur beendet. Und die unterschied sich stets deutlich von Klausuren anderer Lehrveranstalter im Institut. Denn das Multiple-Choice-Prinzip ist für mich indiskutabel, verhindert es doch, den Studenten zum Denken in klaren Zusammenhängen zu nötigen. Stattdessen war, sehr zum Missfallen von Sabine Schwund, neben Aufzählungen und Beschriftungen wissenschaftlicher Skizzen auch ein anderer Lösungsweg zu begehen: Fragen sollten in Form eines zusammenhängenden schriftlichen Textes beantwortet werden.

Die haarsträubenden Konsequenzen unseres desaströs schlechten Bildungssystems kamen hier nicht selten deutlich zum Ausdruck: Rechtschreibeschwäche, grammatikalische Unkenntnis der eigenen Sprache sowie die Unfähigkeit, in logischen Zusammenhängen zu formulieren, ließen meine Korrektur-Arbeiten häufig zu einem traurigen Erlebnis werden.

Heute sind Frau Schwund und ihre Kommilitonen von damals längst in deutschen Schulen unterwegs. Doch was können sie dort tatsächlich leisten, was sind sie imstande, unserem Nachwuchs zu vermitteln, mit auf den Weg zu geben?

Die inzwischen unter Lehrern verhassten Pisa-Studien zeigen im internationalen Vergleich eindeutig immer und immer wieder auf, dass nur wenig an die Schüler vermittelt wird. Die fehlende Allgemeinbildung der Erstsemester-Studenten an den Universitäten belegt dies zusätzlich, wie mir Kollegen immer wieder bestätigten.

Man darf von Lehrern, die einmal solche Studenten gewesen sind, wie ich sie oben beschreibe, auch nicht allzu viel erwarten. Im Grunde darf man von ihnen sogar nichts, absolut überhaupt nichts erwarten.

Da nutzt es gar nichts, dass wir derzeit so viele unterschiedliche Schulsysteme aufweisen können wie niemals zuvor. Denn auch bei herabgesetztem Autoritätsverhältnis zwischen Schülern und Lehrern kann nur dann der Lehrer dem Schüler ein rundes Wissen vermitteln, wenn er selbst auch über ein solches verfügt. Das ist aber oft nicht der Fall. Und die aktuelle Regierung scheint weit davon entfernt zu sein, diesen Zustand ändern zu wollen. Was durchaus nachvollziehbar erscheint, wenn man bedenkt, dass das Bildungsniveau selbst in den höchsten politischen Kadern derzeit eher nicht sehr hoch angesiedelt zu sein scheint.

Ein weitreichendes Bildungssystem, wie es Deutschland einmal besessen hat, würde wohl kaum Wähler hervorbringen, die ihr Kreuz für die aktuellen Regierungsparteien setzen würden.

Aber auch einer Regierung aus Bräsköpfen muss doch klar sein, dass Unbildung einer breiten Bevölkerung letztlich zu ökonomisch unvorteilhaften Konsequenzen führen muss.

Ich sehe das Problem an unseren Schulen nicht bei den Schülern und auch nicht in deren familiärem Umfeld. Die schlechte Schulbildung in Deutschland ist ganz alleine auf inkompetentes und unmotiviertes Lehrpersonal zurückzuführen. Dies wird zudem durch eine kontraproduktive und hilflose Politik gefördert.

Es besteht daher dringender Handlungsbedarf. Es müssen die richtigen Charaktere motiviert werden, sich für das Lehramt zu entscheiden. Nicht die Faulen und Hirnentleerten sollten auf unseren Nachwuchs losgelassen werden. Nur die richtigen Arbeitsvoraussetzungen werden dazu führen, bereits im studentischen Vorfeld die Spreu vom Weizen zu trennen.

Lehrer müssen bei Fehlverhalten, nachweislicher Inkompetenz und ungewöhnlicher Urlaubsfreudigkeit unkompliziert kündbar sein, so wie in anderen Berufen auch. Daher muss der Beamtenstand für Lehrer deutschlandweit vollständig abgeschafft werden!

Zwar haben sich bereits einzelne Bundesländer, wie zum Beispiel Berlin, dazu entschieden, entsprechende Schritte einzuleiten, doch dies bleibt ohne Erfolg, solange der Umweg über andere Bundesländer ins Beamtentum noch möglich ist. Üblich ist es beispielsweise, den fehlenden Beamtenstatus in Berlin zu umgehen, in dem man sich über Hamburg anstellen und dann nach Berlin versetzen lässt.

Doch nicht nur unkündbares Lehrpersonal belastet unseren Nachwuchs. Auch ausgeprägte Renitenzen bezüglich der Verweigerung, an regelmäßigen Fortbildungen teilzunehmen, verschlimmern die fehlende Wissensvermittlung durch Lehrer an ihre Schüler. Daher sind solche Lehrer, die die Ferienzeiten ihrer Schüler als eigene Urlaubszeiten betrachten, umgehend fristlos zu entlassen.

Leider sind für viele Lehramtsstudenten die guten Verdienstmöglichkeiten im Zusammenhang mit häufigen Urlaubszeiten ein großer Ansporn, diesen Berufsweg überhaupt einschlagen zu wollen. Dies ist unter anderem auch dadurch zu verhindern,  Lehrergehälter auf ein vernünftiges Maß zu kürzen.

Im Beamten-Stand verdient ein Gymnasiallehrer (abhängig von der konkreten Besoldungsstufe) netto mindestens um die 2800-3000 Euro. In Ländern wie Sachsen oder Berlin, in denen Lehrer nicht mehr verbeamtet werden können, liegt das Gehalt deutlich niedriger. Ein Einstiegsgehalt von netto um 1900 Euro ist für Lehrer weiterführender Schulen offenbar nicht ungewöhnlich.

Ich sage: Wer Reichtum anstelle fleißigen Engagements anstrebt, ist im Lehrberuf Fehl am Platze. Derjenige sollte lieber mit Aktien spekulieren oder eine Manager-Laufbahn in einer Bank absolvieren.

Der Blick auf einschlägige Internet-Foren zeigt klar, wofür sich angehende Lehrer interessieren: die Höhe der Gehälter in den verschiedenen Bundesländern, die Anzahl an Schulferien-Tagen sowie die Möglichkeit der Verbeamtung. All diese Anwärter auf das Lehramt müssen bei ihren Recherchen bereits im Vorfeld so sehr enttäuscht werden, dass sie sich für Tätigkeiten in anderen Berufsfeldern entscheiden. Nur hochmotivierte Idealisten können ein Bildungssystem voran bringen!

Wenn es dann auch noch gelingt, die zahlreichen Pädagogik-Veranstaltungen, die angehende Lehrer während ihres Studiums zu absolvieren haben, stark zu reduzieren, und zwar zugunsten der fachlichen Ausbildung, wird man feststellen, dass sich ganz andere Persönlichkeiten berufen fühlen, ihr Leben dem Lehramt zu widmen. Bessere Leute werden dies sein, die Freude an der Vermittlung von Wissen haben und eben nicht nach luxuriöser Faulheit streben. Wer aus Überzeugung und Begeisterung für das eigene Fach Wissen an Heranwachsende vermitteln möchte, wird automatisch nach etwas Übung dabei auch pädagogisch überzeugen. Überbordende Schwerpunkte der Lehramtsstudenten im Bereich der theoretischen Pädagogik sind redundant.

Auch die neueste Pisa-Studie fällt ernüchternd für Deutschland aus, und das, obwohl leichte Fortschritte hervorgehoben werden. Die Förderung leistungsschwacher Schüler habe sich nämlich immerhin verbessert. Dies ändert jedoch offenbar nichts daran, dass Schüler allgemein auch einfachste Aufgaben nicht zu lösen imstande sind (Quellen: z. B. Berichte der „Tagesschau“).

Ein Regierungswechsel (nach links, nach deutlich links!) scheint mir deutlich angeraten, um Deutschland nicht in einer breitgefächerten Bildungsarmut versumpfen sehen zu müssen.

Copyrights Stefan F. Wirth, 2016

Warum Flüchtlinge in Deutschland ein Recht auf freundliche Behandlung verdienen und durch Wirtschaftsflüchtlinge dem deutschen Steuerzahler keine dauerhafte Gefahr droht

Ich reise viel, meist aus beruflichen Gründen. Daher weiß ich, wie es sich anfühlt, Gast in einem fremden Land zu sein. Oft bin ich dauerhaft auf die Gastfreundlichkeit in anderen Kulturkreisen angewiesen und mache die Erfahrung, dass mir diese auch stets freundlich entgegen gebracht wird.

Selbstverständlich kann dies nur erwarten, wer die Bereitschaft besitzt, sich den Gegebenheiten anzupassen. Dies jedoch wird den Flüchtlingen, die Deutschland derzeit in großer Zahl erreichen, von vielen pauschal abgesprochen. Es gibt zwar keine Fakten, die diese Vorurteile fremdenfeindlicher deutscher Bürger zu begründeten Anschuldigungen machen. Doch das scheint wenig von Belang für all diejenigen zu sein, die schon immer mit sich selbst unzufrieden waren und nun nach schwächeren Sündenböcken für das eigene verpfuschte Leben suchen.

Nur sehr selektiv interessiert sich der kleingeistige deutsche Wutbürger für die Verwendung seiner Steuergelder. Häufig fürchten sogar insbesondere diejenigen Steuerzahler eine Veruntreuung ihrer Abgaben, deren Steuerleistung aufgrund eines dauerhaften Arbeitslosengeld-II-Bezuges kaum der Rede wert ist.

Vieles geschieht mit Steuergeldern in diesem Land, das kritikwürdig ist, aber kaum je Kritik erfährt. Dies liegt in der tumben Bräsigkeit vieler Bürger begründet, die sich nur dann den Mund zerreißen, wenn ihnen die Medien entsprechende mundgerechte Häppchen vor die Nasen setzen.

Die sozialen Netzwerke schäumen über vor unreflektiertem Unfug. Äußerungen wie „bevor Du Gäste in Dein privates Zuhause einlädst, überlegst du Dir doch auch, ob Du Dir das überhaupt leisten kannst“ oder „die können sich doch alle Handys leisten, was wollen die also hier?“ lassen mir vor Entsetzen und Fremdscham regelmäßig die Nachkenhaare aufrecht stehen.

Deutschland ist seit jeher ein Land, dessen Bevölkerung sich aus verschiedenen Kulturen zusammensetzt, die meist miteinander harmonieren konnten. Wer will denn heute  noch ernsthaft die Nachkommen all derjenigen Gastarbeiter, die in den 1960-er und 70-er Jahren in Deutschland dringend benötigt wurden, verunglimpfen? Das wäre doch absurd, zahlen doch viele von ihnen heute längst mehr Steuern als mancher Deutsche. Auch Muslime tragen mindestens seit jenen Zeiten mit dazu bei, dass unsere Gesellschaft reichhaltiger geworden ist.

Und dennoch muss leider manchmal auch davon berichtet werden, dass gewisse muslimische Mitbürger die Aufklärung, die Freiheit und die hart erkämpften Menschenrechte in Deutschland mit Füßen treten, und dadurch sogar nicht selten schlicht gegen das deutsche Grundgesetz verstoßen. Dies darf natürlich nicht hingenommen werden, ganz im Gegenteil muss unsere freie und demokratische Gesellschaft rigoros seine modernen Werte verteidigen. Das steht immer außer Frage.

Dennoch ist es inakzeptabel, unter verschiedenen Deckmänteln der Ausländerfeindlichkeit zu frönen, zu verallgemeinern, zu pauschalisieren und zu diffamieren.

Unwillkürlich gelangt man in solchen Diskussionen zur Thematik der Religionen. Ich halte alle Religionen für gleichermaßen gefährlich, denn ihr Feind ist die Bildung, ihr Feind ist auch die Kritikfähigkeit. Religionen funktionieren dann am besten, wenn den Gläubigen ihre Mündigkeit vorenthalten werden kann. Religionen sind Machtinstrumente, die sich mit allem, nur nicht dem Jenseits befassen.

Doch zu kritisieren ist in diesem Zusammenhang nicht allein der Islam. Zwei Jahrtausende lang war man beispielsweiser als männlicher Homosexueller, der seine erotische Neigung frei ausleben wollte, ohne Diskriminierungen und eingeschränkte Karrierewege befürchten zu wollen, bestens damit beraten, in einen katholischen Orden einzutreten. Das sogenannte „Zölibat“ war in Wirklichkeit stets ein Deckmantel für ein homoerotisches Leben, das in der Öffentlichkeit zu Unrecht als sittenwidrig galt, als nicht gottgefällig diskriminiert wurde. Es waren die katholischen Mönchsorden schon immer elitäre Geheimbünde, exzentrische Erotikgemeinschaften im Namen eines Gottes, die über schier unmenschliche Reichtümer verfügten. Daran haben auch die Orden, die vorgeblich die Armut predigten, nichts geändert. Religionen sind immer rein weltlicher Natur.

Und doch sind die Religionen nur als Institutionen scharf zu kritisieren. Vorbehalte gegen ihre Anhänger dürfen niemals als Scheinargument für tatsächlichen Menschenhass dienen. Diejenigen nämlich, die andere mit blinder Wut übersäen, hassen in Wahrheit sich selbst für ihre Inkompetenz, ihre Talentlosigkeit, ihren beschränkten Intellekt und ihre allgemeine Hilflosigkeit, im eigenen Leben einen Sinn zu finden.

Eben jene Eigenschaften, Frustration, Depression, Selbsthass, das Empfinden eines unerfüllten Lebens, sind aber oft die Ursachen für ablehnende Reaktionen, die Flüchtlinge in Deutschland erdulden müssen. Wahre Flüchtlingsströme scheinen nämlich derzeit das Land zu überfluten. Und doch droht hierdurch keine Gefahr. Allerdings ist die kritische Frage nach den Ursachen, die ausgerechnet Deutschland zum beliebtesten aller Flüchtlingsziele gemacht haben, durchaus mehr als legitim.

Flüchtlinge nehmen alle denkbaren Strapazen auf sich, um auf unerhörten Umwegen letztlich nach Deutschland gelangen zu können. Warum nur, wenn nicht, weil Deutschland schlicht die falschen Signale setzt, sich mit einer erlogenen Fassade der Welt präsentiert, die im Ausland den Eindruck erweckt, als sei dies ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

Die Wahrheit ist: Deutschland ist reich, und doch hat die breite Bevölkerung kein Geld. Die Lebenshaltung ist in vielen Bereichen geradezu unverschämt teuer. Das wird einen Großteil jener Flüchtlinge, die durch vorwiegend wirtschaftliche Interessen beflügelt wurden, sehr rasch enttäuschen, ja vermutlich geradezu bestürzen. Insbesondere solche Gäste müssen wir daher besonders freundlich und hilfsbereit empfangen. Denn sie sind keine potentiellen Täter, sondern vielmehr Opfer deutscher Großkotzigkeit. Selbstverliebtes Auftreten nach außen, internationale Machtdemonstrationen und skrupellose Vertuschung der eigenen stetig zunehmenden sozialen Verelendung werden nicht dauerhaft über die wahren Zustände im Land hinweg täuschen können.

Sklavenarbeit war hier bis Anfang 2015 noch völlig legal. Erst danach wurde der sogenannte Mindestlohn eingeführt. Noch heute müssen Praktikanten häufig hinnehmen, schwere Arbeit ganz ohne finanzielle Vergütung zu verrichten.

Flüchtlinge dürfen in Deutschland maximal mit Einkünften in Höhe des Regelsatzes nach ALG II rechnen. Dieser beträgt derzeit 399 Euro und soll zum 01.01.2016 auf 404 Euro erhöht werden. Insbesondere Alleinstehende erwarten trotz dieses geringen Aufschlages auch weiterhin starke Einbußen in der Lebensqualität, mit denen sie gerade in Deutschland sicher nicht gerechnet hätten.

Zwar werden vom Staat auch die Kosten für eine Unterkunft übernommen. Aber der ALG II Regelsatz erlaubt es Alleinlebenden nur schwerlich, einen Monat gut zu überstehen.

Ein gutes und frisches Brot kostet in Deutschland zwischen 6,20 € und mehr als 10 €. Hiervon benötigt eine einzelne Person, die sich gesund ernähren möchte, zwei Leiber pro Woche. Gehen wir vom genannten Höchstpreis aus, verschlingt der monatliche Bedarf allein an Brot um die 80 Euro. Ein passender Belag ist darin jedoch noch nicht enthalten. Käse, beispielsweise ein „Gouda jung am Stück“, kostet ab 5, ein Rinderhüftsteak (375 g) sogar mindestens 6 Euro. Ein namhafter Dresdner Christmas Stollen schlägt mit um die 30 Euro ins Leder. Für ein Kabeljau-Filet sind luxuriöse 17 Euro zu berappen. Eine Biosalami kann in Deutschland schon einmal 35 Euro wert sein. Ein Postpaid-Handyvertrag kostet einschließlich notwendiger Flatrates mindestens 30 Euro monatlich, ein Festnetz-Internetzugang noch einmal dasselbe.

Auch der Besuch einer deutschen Apotheke kann einen unkundigen neuen Staatsbürger in Angst und Schrecken versetzen. Stolze 10 Euro blättert man für ein kombiniertes Arzeimittel gegen grippale Infekte hin. Nicht deutlich günstiger ist eine Standard-Packung des Schmerzmittels Ibuprofen 400. Wer gar ein Antibiotikum benötigt, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Im Land des überbordenden Kapitalismus ist das Leben für die Mehrheit der Bevölkerung kein Zuckerschlecken mehr. Ein „Billigflug“ von Berlin nach Saarbrücken kostet einfach um die 350 Euro. Für denselben Preis gelangt man von Berlin nach Sibirien und gleich auch noch einmal zurück. Der Extremkapitalismus hebelt sich in Deutschland zunehmend selbst vom Sockel.

Während die deutsche Kanzlerin monatlich brutto fast 16000 Euro einstreicht (und sich offenbar trotzdem keinen Rhetoriklehrer leisten kann), verdient ein Friseur netto 800 bis 1000 Euro bei Vollzeitanstellung. Das Einstiegsgehalt einer Bäckereifachverkäuferin beträgt in etwa dasselbe. Ihr Ausbildungsgehalt beläuft sich allerdings im ersten Ausbildungsjahr auf nur etwa 600 Euro (ich fürchte brutto). Der Mauerer erreicht dagegen immerhin ein Einstiegsgehalt von etwa 1200 Euro netto, muss dafür aber im ersten Ausbildungsjahr hungern, und zwar mit etwa 700 Euro monatlich.

Ein Assistenzarzt im ersten Jahr verdient in einem Krankenhaus an die 3000 Euro netto. Ein deutscher Jurist gehört ebenfalls zu den wenigen Gewinnern des modernen Superkapitalismus. Ein Bruttogehalt als Rechtsberater eines Unternehmens kann schon einmal bei 7000 Euro brutto angesiedelt sein.

Deutschland ist eine Zweiklassengesellschaft, in der die Armen nichts zu lachen haben. Und zu denen werden sich auch die neuen Bürger hinzugesellen müssen.

Die schrecklichen Gewaltorgien durch muslimische Radikalisten, die die Welt seit Oktober 2015 erneut in Atem halten (23. 10. Anschlag auf eine Moschee in Nigeria mit 28 Toten, 31.10 Bombenexplosion in einem russischen Passagierflugzeug mit 224 Toten, 13.11. Angriffe im Zentrum der französischen Hauptstadt Paris mit 130 Toten, 20.11. Geiselnahme in Malis Hauptstadt Bamako mit 22 Toten) werden nun, wen wundert es, zunehmend instrumentalisiert, um zusätzliche Stimmung gegen Flüchtlinge zu entfachen.

Doch diese Hilfe-Suchenden verdienen nicht nur deswegen das gesamte Repertoire unserer Gastfreundschaft, weil wir schlicht ein freundliches Land sein wollen. Wir haben als westlicher Bündnispartner sogar die Pflicht, mit unserer Hilfsbereitschaft für diejenigen Schäden aufzukommen, die die Westmächte, allen voran die USA,  im nahen Osten vorsätzlich verursacht haben.

Wer westliche Interventionen in arabischen Ländern, insbesondere dem Irak, neutral, aber konsequent beurteilen möchte, kann beispielsweise nicht umhin, eindeutige Angriffskriege durch die USA gegen den Irak einzuräumen. Der Hass, der sich daraufhin in Teilen der geschädigten Regionen ausgebildet hat, sollte daher nicht allzu sehr verwundern.

Nun ist es zwar leicht gesagt, dass der islamische Terrorismus in Teilen eine Schöpfung des Westens ist, andererseits muss dennoch die Frage erlaubt sein, wie gegen diese immer weiter um sich greifende Gewaltbereitschaft aus Gruppierungen des Nahen Ostens vorgegangen werden sollte. Kriege alleine können meiner Ansicht nach den Terror nicht besiegen. Die Unterstützung der Terrorgruppen in den dortigen Bevölkerungen ist schlicht zu groß. Neue Extremisten-Verbände würden schnell aus dem Boden spießen, da die Ursachen für die tief sitzenden Missstimmungen nicht durch immer weitere Gewaltakte seitens westlicher Großmächte ausgeräumt werden können.

Die USA und ihre Bündnispartner müssen endlich damit aufhören, nach antikem Vorbild weltweite Expansionen anzustreben.

Drastischere Worte hierzu fand der emeritierte Professor für Linguistik und Intellektuelle Noam Chomsky, der in einem Fernsehinterview nicht im IS die international bedeutsamste Terrororganisation sieht, sondern stattdessen vor allem Die USA beschuldigt, die Welt unentwegt mit globalen Terrorakten zu traktieren (Interview euronews: https://www.youtube.com/watch?v=Jm3fiiBMZ9w).