Welcher Zoologe hat sich jemals mit der wichtigen Frage auseinandergesetzt, ob Tiere ebenso wie der verstorbene Mensch Zugang zum ewigen Himmelreich erhalten können? Keiner? Ein Versäumnis! Obwohl man als Naturwissenschaftler natürlich gute Argumente vorbringen kann, die den nicht gedachten Gedanken plausibel erklären: Denn der aufgeklärte Biologe tut sich auch mit dem göttlichen Paradies für verstorbene Menschenseelen schwer. Wissenschaftler sind es nämlich gewohnt, zu verstehen, zu argumentieren und begründete Thesen auszuformulieren. Eine begründete These zur Existenz eines himmlischen Paradieses lässt sich jedoch nicht aufstellen. Es existieren nämlich nicht die geringsten Indizien für die Wahrhaftigkeit einer Seele, geschweige denn für die Realität eines göttlichen Ortes, der durch Seelen bevölkert wird.
Also ist es ausgemachter Humbug, sich als Zoologe wissenschaftlich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob Hundeseelen in den Himmel kommen. Oder nicht?
Nun, als ich im vorletzten Jahrzehnt mein Biologie-Studium in Berlin aufnahm, ging ich fest davon aus, mich in eine Welt des Wissens und der Beweise zu begeben. Das war damals auch der tatsächliche Stand der Dinge. Wundergläubige Zoologen, die öffentlich Gottes Schöpfung lehren, hätten uns Studenten demonstrierend auf die Straßen getrieben. Denn wir alle folgten dem Gedanken der Aufklärung. Scharlatanerie, das Verbreiten frei erfundener Wundergeschichten unter dem Deckmantel der Naturwissenschaften, das hätte uns alle in höchstem Maße empört.
Heute sieht das in weiten Kreisen der Biologie anders aus. Ein privates Institut, das sich selbst als Forschungsinstitut bezeichnet, und von einem katholischen Priester geleitet wird, der einst zusätzlich in Zoologie promoviert hat, kann heutzutage nahezu ungebremst über das Himmelreich für Hunde und den 5. Schöpfungstag in namhaften Printmedien fabulieren.
Eine Zeit, in der die organismische Biologie in Deutschland zurückgedrängt wird, in der niemand mehr Forschungsgelder in morphologische Artbeschreibungen, Verhaltensstudien und die Erforschung ökologischer Zusammenhänge investiert, in der vorwiegend Studien auf molekularem Niveau förderwürdig erscheinen, ist der klare Gedanke auch in den Köpfen vieler Biologen verloren gegangen. Man argumentiert mit DNA-Sequenzen, einer Aneinanderreihung von Buchstaben also, ist häufig so einseitig gebildet, dass man einen Käfer nicht mehr von einer Schabe unterscheiden kann. Systematik ist zu einer Blackbox verkommen, in der einem Organismus keine anderen Aspekte mehr abgewonnen werden können als die, die das Genom bereithält. Für viele jüngere Biologen von heute sind Organismen amorphe Säcke, die alle gleich aussehen, jedoch unterschiedliche Buchstabenabfolgen beinhalten.
Moderne Biologen in Deutschland verfügen über keine Artenkenntnisse mehr, wissen nichts über die Lebensweise ihrer Organismen, interessieren sich auch nicht dafür. Phylogenetische Stammbäume sind verkommen zu bloßen statistischen Verzweigungsmustern, die Verwandtschaftsverhältnisse aufzeigen. Warum das Verzweigungsmuster dichotom ist, was die jeweiligen Linien bedeuten, was eine Ahnenlinie und was eine Stammlinie ist, welche Bedeutung die Stammart hat und was Apomorphien und Plesiomorphien sind, das weiß man nicht mehr, es scheint auch nicht mehr von Interesse zu sein. Dass phylogenetische Stammbäume in den 1950er Jahren eingeführt wurden, um die Evolution der Organismen nachvollziehbar werden zu lassen, hat man längst vergessen. Vorträge, die die Entwicklung der Vögel aus den Dinosauriern heraus an einem begründeten Kladogramm vorführen, findet man nicht mehr, der Ansatz gilt als gestrig.
Moderne Evolutionsbiologen argumentieren nicht mehr mit Stammbäumen als gut begründeten Hypothesen für die schrittweise Evolution von Merkmalen, die geeignet sind, die Evolutionsgeschichte anhand konkreter Organismengruppen nachzuweisen. Sie konzentrieren sich stattdessen vorwiegend auf das Vortragen der evolutionsbiologischen Grundphänomene. In Vorträgen heißt es dann: So funktioniert die Evolution grundsätzlich. Und weil sie so funktioniert, müssen wir schlussfolgern, dass alle Organismen nach diesem Prinzip evolviert sind. Alles klar?
Äh, nein. Nichts ist klar. Wie sind die Vögel aus Dinosauriern evolviert? Sind sie überhaupt aus den Dinosauriern heraus entstanden? Diese Fragen bleiben offen. Der Nachweis für die Evolutionsgeschichte der Organismen bleibt offen. Und wer die Evolutionsgeschichte nicht klar vertreten kann, nicht vor anderen und nicht vor sich selbst, der öffnet dem Kreationismus die Tore!
Die Evolutionsbiologie ist zu einer Wissenschaft verkommen, die ausschließlich für Insider halbwegs nachvollziehbar ist. Eine Nischen-Wissenschaft, voller wirrer Gedanken, in denen die Abfolge eintöniger Basenpaarungen, durch Buchstabenkombinationen dargestellt, alles und nichts erklären kann. Evolutionsbiologen, die ihre eigene Forschung nur im Rahmen einer Blackbox mit abstraktem Vokabular verstehen können, vermögen niemanden mehr vom ursprünglich klaren, argumentativen Gedanken der Evolutionsbiologie zu überzeugen. Nicht andere und auch nicht sich selbst.
Sie sind daher die Schwachstelle, die der moderne Kreationismus sich zunutze macht. Wenn Systematiker und sogar Evolutionsbiologen nicht mehr klar denken können, warum dann nicht gleich die Spiritualität wieder einführen? Gensequenzen hin oder her. Widersprechen sie denn klar nachvollziehbar der biblischen Schöpfungsgeschichte? Vielleicht ja nicht? Welcher der modernen Fachidioten, die sich heutzutage in Deutschland als Biologen bezeichnen dürfen, vermag das schon zu sagen?
Darum stört sich auch keiner an jener perfiden Innovation aus Münster, schleichend und zunächst unauffällig eingeführt durch die katholische Kirche, mit dem Ziel, die kirchliche Lehre wieder als vollwertige Alternative zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen anzubieten. Und wer ist dafür besser geeignet als der Theologe Dr. Rainer Hagencord, der nicht nur katholischer Priester, sondern zudem auch promovierter Zoologe ist? Ein knallharter Naturwissenschaftler also, der zudem das Wort Gottes predigt? Nun, ob die Dissertation mit dem Titel „Das Tier: Eine Herausforderung für die christliche Anthropologie. Theologische und verhaltensbiologische Argumente für einen Perspektivenwechsel“ als knallharte wissenschaftliche Leistung gewertet werden kann, halte ich für mehr als fraglich. Die meisten kompetenten Betreuer der älteren Schule hätten die Annahme einer spirituellen Fragestellung in einer naturwissenschaftlichen Disziplin schlicht verweigert. Und doch fand Herr Hagencord einen Betreuer, weswegen er sich völlig legal als promovierten Naturwissenschaftler bezeichnen darf.
Wenn ein promovierter Naturwissenschaftler über die Schöpfung spricht und die Dackel und Schäferhunde dieser Nation von einem friedlichen Hundehimmel träumen lässt, muss doch da was dran sein, an diesen Wundergeschichten. Schließlich werden sie immerhin durch einen Wissenschaftler vorgetragen.
Zwar spricht nach wie vor kein klares Argument für die Existenz eines biblischen Gottes, auch nicht für eine himmlische Erlösung oder einen Schöpfungsakt in wenigen Tagen. Doch da moderne Systematiker und Evolutionsbiologen vor lauter Fachidiotie ebenfalls keine klaren Argumente mehr vorzubringen wissen, also argumentativ nichts gegen ein angebliches göttliches Wirken einwenden können, begegnet man sich also heutzutage auf Augenhöhe mit den Verkündern spiritueller Zauberwelten.
Daher wird der Kreationismus in Deutschland zunehmend an Einfluss gewinnen, ein Phänomen, das ich mir noch vor 10 Jahren niemals hätte vorstellen können. Nur noch Wenige haben das Potential und die Kraft, sich zur Wehr zu setzen. Denjenigen gilt mein Aufruf: Lasst es im Namen der Aufklärung und unserer wertvollen Bildung nicht zu!
Lasst Euch nicht täuschen durch den Tarnmantel des Tierschutzes. Dies ist nicht, was das Institut für Theologische Zoologie in Münster tatsächlich antreibt. Lasst Euch auch nicht durch den prominenten Namen der Schirmherrin in die Irre führen. Noch vor Jahren schimpfte Jane Goodall in einem Fernsehinterview über ihre verstorbene Kollegin Dian Fossey. Zum Berggorilla sei sie mutiert und habe während einer Vortragsveranstaltung hinter den Kulissen einen Wutanfall erlitten und dabei gebrüllt wie ein gestandener Silberrücken.
Schaut Euch das Video an, das die Rede Jane Goodalls zur Eröffnung der Theologischen Zoologie in Münster zeigt. Da blökt sie plötzlich aus heiterem Himmel die Zuhörer an, denn sie glaubt allen Ernstes, im Verlaufe ihrer Arbeit die Sprache der Schimpansen erlernt zu haben. Wer sich als vermeintlicher Primatenforscher auf das intellektuelle Niveau von Schimpansen begibt, ist in der Konsequenz selbstverständlich für allen spirituellen Quatsch zu haben.