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Tag: CDU

Bildungsministerin Karliczek hinterfragt altbacken die gleichgeschlechtliche Familie und wird dafür zurecht, aber zu irrational kritisiert

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In modernen westlichen Gesellschaften lösen sich konservative Dogmen zur Definition, was als Familie zu betrachten ist, zunehmend auf. Urheberrecht Stefan F. Wirth

 

In modernen westlichen Gesellschaften herrschen Toleranz und Gleichberechtigung. Zumindest, wenn es darum geht, welche Geschlechter einander das Ja-Wort geben oder gar, wie das einzelne Individuum sein biologisches Geschlecht überhaupt interpretiert und tituliert haben möchte. Doch auch diese in Liebesangelegenheiten so offenen Gesellschaften sind von einem Komplettpaket zeitgemäß aufgeklärter Lebensführung oft noch weit entfernt. In den USA erinnern drakonische Bestrafungssysteme und dubiose Gesetze zum Waffengebrauch an mittelalterliche Szenarien, während viele europäische Länder vor Nationalempfinden, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in einer Weise geradezu überborden, die vermutlich selbst das Mittelalter so nicht kannte.

 

Politisch korrekte Dogmen und die Biologie des Menschen

 

Es gibt also viele Themen, die in den Fernsehshows dieser Welt für Zündstoff sorgen können. Und dennoch erhitzt die Frage, wer mit wem eine Ehe abschließen darf und welche Rolle Kinder dabei spielen, die Gemüter immer wieder in ganz besonderer Weise. Die Gründe für solche Befindlichkeiten sind steinalt, so alt wie unsere Biologie selbst. Denn wie bei anderen Säugetieren auch, ist die Erhaltung unserer Art davon abhängig, wie erfolgreich unser Nachwuchs heran wächst. Die Frage nach einem geeigneten familiären Umfeld berührt uns dabei zumeist sehr emotional, schließlich geht es nicht in erster Linie um Wissen, sondern schlicht um einen angeborenen Instinkt.

Doch Instinkte allein taugen nicht als sachliche Argumente. Auch Dogmen, die autokratisch festlegen, was gerade als politisch korrekt anzusehen ist, verhindern oft auf Fakten basierende, ernstzunehmende Diskussionen. Dabei gilt jedoch die präzise Suche nach fundiertem Wissen in vielen – ursprünglich – aufgeklärten Kreisen heutzutage oft nicht mehr als „en vogue“ . Und das, obwohl es ein fester Bestandteil der speziellen Biologie des Homo sapiens ist, Zusammenhänge verstehen zu wollen. Unsere im Vergleich zu nächst verwandten Primaten voluminöse Großhirnrinde ist bestens dafür ausgestattet, komplexe und auch widersprüchliche Befunde zu ordnen und sinnvoll zu analysieren.

 

Eine Bildungsministerin fordert mehr Wissenschaft

 

Und hier kommt die Bildungsministerin Anja Karliczek ins Spiel, die im Format „Klamroths Konter“ des Fernsehsenders n-tv ihrem politischen Amt gerecht werdend mehr Wissen einforderte und dafür nun mächtig Kritik einstecken muss. Wer nach wissenschaftlich haltbaren Argumenten fragt, hat zunächst einmal grundsätzlich  gar nichts falsch gemacht. Der sofort in Gang gebrachte linkspolitische Shitstorm ist daher zu relativieren. So bezeichnet beispielsweise die Politikerin Doris Achelwilm der Partei „Die Linke“ den Wissensdrang der Bildungsministerin als „ärgerliche Realitätsverweigerung“. Der Grünen-Abgeordnete Sven Lehmann spricht von „hinterwäldlerischer Haltung“ und davon, dass es längst hinreichend viel Wissen gebe. Die Ministerin habe „offenbar die letzten Jahrzehnte geschlafen“.

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Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) fordert mehr Forschung zur Auswirkung gleichgeschlechtlicher Eltern auf ihre Kinder. Quelle Foto: Wikipedia

 

Die Form der Kritik seitens der genannten linken Parteien führt anschaulich vor, dass es derzeit offenbar im Trend liegt, in Phrasen anstelle der Zuhilfenahme von Fakten zu debattieren. Wissen wird zur Seifenblase degradiert, zu einer Blackbox. Agiert wird nach dem Prinzip: Unser Wissen ist besser als Deins, oder: Unsere Kenntnisse sind zeitgemäßer als Deine. Wissen darf jedoch nicht zur Glaubensangelegenheit verkommen. Richtig wäre es hingegen, zu erwidern: Ich kenne zum Beispiel die Studie soundso, derzufolge Wissenschaftler auf die und die Weise zu folgenden Erkenntnissen gelangt sind, die Deine Fragen aus meiner Sicht hinreichend beantworten. Doch leider treibt der manchmal fragwürdige moderne Zeitgeist mitunter gar absurde Blüten. Denn nicht alles, was sich selbst heutzutage als Wissenschaft bezeichnet und hierfür in der Tat mit exorbitant hohen Forschungsgeldern ausgestattet wird, ist seriös. Das betrifft nicht nur bestimmte Richtungen der Geschichtsforschung. So wurde beispielsweise ein naher Verwandter von mir für eine historische Arbeit promoviert und sitzt dennoch rechts außen innerhalb der AfD im Bundestag. Es betrifft auch Teile der so genannten Genderforschung, in denen eine vorwiegend glaubensbasierte Wissensfindung stattfindet, die beispielsweise die biologischen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen des Homo sapiens negiert.

 

Welche Auswirkungen üben gleichgeschlechtliche Eltern auf ihre Kinder aus?

 

Und damit wären wir zurück beim eigentlichen Thema. Worüber hat sich Frau Karliczek in besagter Fernsehsendung eigentlich inhaltlich geäußert? Die sogenannten Forscher des Gender-Mainstreaming würden wohl sagen, es ging um eine „Gender-Thematik“. Dass die Ministerin ihre von Beginn an eher negative Beurteilung der Homo-Ehe einräumte, war dabei keineswegs vorrangig Stein des Anstoßes. Vielmehr ging es um ihre Äußerung, es sei noch immer eine „spannende Forschungsfrage“, welche Auswirkung gleichgeschlechtliche Eltern auf ihre Kinder ausüben.

Damit geht sie aus meiner Sicht unzweifelhaft über das reine Einfordern wissenschaftlicher Erkenntnisse hinaus, indem sie kaum verhohlen die Befähigung gleichgeschlechtlicher Elternpaare zur gesunden Erziehung ihrer Kinder von vornherein bezweifelt. Ihr pauschaler gedanklicher Ansatz verrät, dass neben einer rein wissenschaftlichen Hinterfragung in der Tat auch eine gewisse hinterwäldlerische Haltung verborgen ist. Frau Karliczek ist eine römisch-katholische CDU-Politikerin. Als solche pflegt sie offenkundig ein Weltbild, das auf dogmatischen Konstrukten der katholischen Kirche basiert. Die Position deren Oberhauptes ist unmissverständlich. So sagte Papst Franziskus im Juni 2018 gemäß der italienischen Nachrichtenagentur Ansa, nur Mann und Frau seien zur Bildung einer Familie imstande. Belege hierfür benötigt ein Papst nicht, denn er betrachtet sich als Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Sein Wort ist daher Gottes Wort und somit ein Beleg an sich.

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Papst Franziskus sieht nur in der Verbindung aus Frau und Mann eine Familie. Quelle Foto: Wikipedia

 

Männer und der Mutterinstinkt, allein erziehende Väter

 

Mehr sachliche Fachkenntnis und echten Wissensdurst hätte Frau Karliczek zum Ausdruck gebracht, wenn sie beispielsweise die Frage aufgeworfen hätte, inwieweit speziell zwei Männern die Erziehung ihrer Kinder zuzumuten sei, ist doch schließlich der Mutterinstinkt – wie der Name bereits andeutet – ein Merkmal, das bei Männern weniger stark ausgeprägt ist. Seriöse Forschungsberichte hierüber sind nämlich in der Tat rar bis nicht existent. Allerdings ist eine inhaltlich beinahe gleichwertige Fragestellung diejenige, ob Männer generell die Erziehung ihrer Kinder im Alleingang bewältigen Können. Hierzu gibt es sehr wohl Forschungsberichte. So beschreibt der Wissenschaftler Dr. Christoph Paulus aus dem Fachbereich Bildungswissenschaften der Universität Saarbrücken, der akademisch unter anderem in den Bereichen pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften ausgebildet wurde, dass sich über 90 Prozent der alleinerziehenden Väter aus einer wissenschaftlichen Stichprobe von ihren Kindern akzeptiert fühlen. Allerdings wird seinen Studien zufolge das Bedürfnis der Kinder nach Schutz und Geborgenheit weiterhin vorwiegend durch die getrennt lebenden Mütter befriedigt. Allgemein kommt er in seiner Studie jedoch zu dem Schluss, dass Kinder allein erziehender Väter eine emotionale Stabilität aufwiesen, die sich im Vergleich mit Kindern gemischter Elternpaare und geordnet nach Altersgruppen stets im Durchschnittsbereich bewegte.

https://www.familienhandbuch.de/familie-leben/familienformen/alleinerziehend/entwickelnsichkinderalleinerziehendervaeteranders.php

Der Forschung zufolge erreichen auch allein erziehende Väter eine emotionale Stabilität ihrer Kinder

 

Der zitierten Forschung ist auch zu entnehmen, dass mit dem Eintritt der Funktion als allein erziehender Vater Veränderungen der Vater-Kind-Beziehung einhergingen. So sei die Bindung „viel enger“ geworden und die Aufmerksamkeit des Vaters gegenüber den Kindern werde „viel aktiver“ zur Verfügung gestellt. Allerdings sei die materielle Situation allgemein als eher „unbefriedigend“ beschrieben worden.

Interessant wären Studien an solchen allein erziehenden Vätern, die in vollständiger Abwesenheit weiblicher Bezugspersonen auch den kindlichen Drang nach Schutz und Geborgenheit erfüllen müssen. Solche Studien sind mir ebenso wenig bekannt wie ernst zu nehmende Forschung an der Situation zweier Väter, die gemeinsam ihre Kinder großziehen. Ich würde allerdings erwarten, dass ein schwules Elternpaar imstande ist, wirtschaftliche Defizite effizienter zu vermeiden als ein Single-Mann. Da eine Rollenteilung im Männer-Doppelpack leichter einzurichten ist, könnte unabhängig von der natürlichen Wesensnatur des Mannes mit Jäger- und Kämpfer-Natur womöglich auch die Vermittlung von Geborgenheit an Kinder leichter umgesetzt werden.

 

Allein erziehende Mütter

 

Forschungen zur Befähigung zweier Mütter, erfolgreich Kinder zu erziehen, sind aus biologischer Sicht eher weniger notwendig. Denn die Beteiligung mehrerer Frauen an der Betreuung von Kindern, besonders der jüngeren Altersgruppen, wurde bereits in urzeitlichen Hominiden-Gruppen praktiziert.

Das konventionelle Familienbild mit Mann, Frau und Kindern, wie es beispielsweise die katholische Kirche predigt, ist aus evolutionsbiologischer Sicht ein künstliches Konstrukt. In archaischen Hominiden-Gruppen lebten Männer- und Frauengruppen in ihrem Alltag weitgehend voneinander isoliert. Während die Männer etwa jagten und Kriege führten, versorgten Frauen in Gruppen den Nachwuchs und gingen auch darüber hinaus anderen Tätigkeiten nach als die Väter ihrer Kinder. Dies kann unter anderem dem starken Geschlechtsdimorphismus entnommen werden, der bei Homo sapiens erheblich deutlicher ausgeprägt ist als bei unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen. Weibchen-Gruppen des modernen Menschen verfügen daher über mehr als 315.000 Jahre Erfahrung in der gemeinschaftlichen Erziehung ihrer Kinder. Väter müssen dabei nicht anwesend sein.

 

Unsere nächsten Verwandten im Reich der Primaten

 

Auf sogenannten phylogenetischen Stammbäumen erscheinen die Schimpansenarten gemeiner Schimpanse und Bonobo beide zusammen als Schwestergruppe des Menschen. Die Erforschung ihrer Verhaltensweisen kann daher unter bestimmten Bedingungen Aufschluss darüber geben, wie die Stammart des Menschen in etwa gelebt haben muss. Diese Rekonstruktion ist allerdings nur dann möglich, wenn es gelingt, spezielle Eigenarten, die nur in den jeweiligen Schimpasenarten ausgeprägt sind, von jenen zu unterscheiden, die bereits auf der Ahnenlinie zum Menschen hin evolvierten und die sich daher die Stammarten von Schimpanse und Mensch teilten.

Generell ist das Sozialverhalten des gemeinen Schimpansen Pan troglodytes dem des Menschen ähnlicher als jenes des Bonobos Pan paniscus. Letzterer weist diesbezüglich also Merkmalskonstellationen auf, die im Verhältnis zur gemeinsamen Stammart beider Schimpansenarten „weiter abgeleitet“ sind, wie Evolutionsbiologen es ausdrücken würden. Gemeint ist, dass sie in Bezug auf bestimmte Systeme von Merkmalen häufiger  Neuerungen evolvierten, die nur ihnen eigen sind, als sich dies beim gemeinen Schimpansen vollzog. Der kann daher in mancher Hinsicht leichter Hinweise auf die frühe Evolution des Homo sapiens liefern. Ein solches Merkmal, das er möglicherweise mit ursprünglichen Menschenarten teilt, ist eventuell die Tatsache, dass mehrere weibliche Schimpansen auch ohne Männer Jungtiere effizient zu komplexen Handlungen erziehen können, und zwar unabhängig davon, ob es sich um die eigenen Kinder handelt oder nicht.

Ein Beispiel hierfür liefern die Forscher S. Hirata und M. L. Celli in ihrer Arbeit aus dem Jahre 2003, die im Wissenschaft-Journal Animal Cognition veröffentlicht wurde. Darin wurde die Rolle von Müttern bei der Vermittlung des Werkzeug-Gebrauchs an Jungtiere untersucht. Dem Ergebnis der Studien zufolge sind junge Schimpansen bereits ab einem Alter von 20 bis 22 Monaten dazu in der Lage, den Vorgang der Nutzung eines Tools zur Gewinnung von Honig perfekt zu imitieren. Dies funktionierte auch, wenn das Weibchen, das die Handlung im Experiment vorführte, nicht leiblich mit dem Jungtier verwandt war. Ein Befund, der meiner Ansicht nach darauf hinweisen könnte, dass die gemeinsame Erziehung von Jungtieren durch Weibchen-Gruppen beim Homo-sapiens deutlich älter ist als der Mensch selbst.

Ein Schimpansen-Junges hat erfolgreich einen Werkzeuggebrauch erlernt, indem es das Verhalten erwachsener Weibchen imitiert. Das lehrende Weibchen muss dabei nicht unbedingt die leibliche Mutter sein. Quelle und Urheberrecht: S. Hirata und M. L. Celli, Wissenschafts-Journal Animal Cognition.

 

 

https://langint.pri.kyoto-u.ac.jp/ai/en/publication/SatoshiHirata/Hirata_and_Celli_2003.html

Studie zum Lernverhalten bei Schimpansen-Jungtieren durch Imitation des Werkzeuggebrauchs erwachsener Weibchen

 

Homosexualität in beiden Geschlechtern ist keine Erfindung des Homo sapiens

 

Homoerotische Verhaltensweisen zwischen Männern oder Frauen sind keine Ausgeburt moderner dekadenter Lebensart. Dies beweisen Beispiele aus der Antike, in der insbesondere auch die männliche Homosexualität in verschiedensten Kulturkreisen weit verbreitet war. Doch auch das Tierreich ist voller Beispiele gleichgeschlechtlicher Akte. Dabei müssen wir uns keineswegs auf jene Tiergruppen fixieren, deren Reproduktionsbiologie generell verschieden von der unsrigen ist. Organismen wie Regenwürmer, Schnecken oder Nematoden oder gar Milben können in diesem Zusammenhang getrost außer Acht gelassen werden. Allein innerhalb der Säugetiere tritt Homoerotik in beiden Geschlechtern häufig genug auf. Doch ist das ein Hinweis auf eine einmalige evolutive Entstehung des Homo-Sex und der entsprechenden Beibehaltung in den verschiedensten Säugetiergruppen? Davon ist aus evolutionsbiologischer Sicht eher nicht auszugehen. Hilfreicher zur Beantwortung der Frage, ob menschliche Homosexualität ein altes Merkmal darstellt, das in der gemeinsamen Ahnenschaft mit rezenten Primaten entstand, ist natürlich die Betrachtung der Verhaltensweisen der mit uns nächst verwandten Menschenaffen.

Berühmt ist die homoerotische Vielfalt an Aktivitäten bei Bonobos. Regelmäßige und manchmal sehr spontane Erotik-Kontakte in allen Lebenslagen sind bei ihnen Normalität. Sexuelle Handlungen dienen bei Pan paniscus nicht nur der Fortpflanzung, sondern auch der Förderung sozialer Bindungen und dem Abbau aggressiver Stimmungen. Bei all dem tritt insbesondere homosexuelles Verhalten besonders häufig auf, sowohl unter Männchen wie auch unter Weibchen. Bonobos sind somit vorwiegend bisexuell veranlagt. Wie häufig und ob überhaupt bei ihnen rein homosexuell lebende Individuen auftreten können, ist mir allerdings nicht bekannt.

Homoerotik tritt beim Bonobo in beiden Geschlechtern häufig auf und dient der Bindung sozialer Kontakte sowie dem Abbau von Spannungen in der Gruppe. Homosexualität ist allgemein häufig im Tierreich anzutreffen. Quelle und Urheberrecht: J. Menendez et al.

 

Über homoerotisches Verhalten beim gemeinen Schimpansen hingegen weiß man meinen Recherchen gemäß erstaunlich wenig. Jedoch gibt es Beobachtungen gleichgeschlechtlicher Handlungen zwischen Gorilla-Weibchen. Es ist aus evolutionsbiologischer Sicht daher durchaus nahe liegend anzunehmen, dass der Trieb des Homo sapiens nach gleichgeschlechtlicher Erotik ein altes Erbe aus dem Reich der Menschenaffen darstellt. Denn ihn betrieb womöglich bereits die letzte gemeinsame Stammart von Gorillas und der geschlossenen Gruppe aus Schimpansen und Mensch.

Lesbische Kontakte könnten dabei eine besonders große Rolle gespielt haben, was bedeuten würde, dass die Jungenaufzucht in Gegenwart von Müttern, die zumindest unter anderem gleichgeschlechtliche Beziehungen zueinander pflegten, bereits unseren menschlichen Urahnen eine Selbstverständlichkeit war. Dass verhältnismäßig wenig über männliche Homosexualität bei Menschenaffen bekannt ist, muss jedoch nicht unbedingt dem tatsächlichen Zustand geschuldet sein. Sex unter Männern ist auch heute noch häufiger ein Tabu-Thema als Lesben-Erotik, und zwar, weil der Akt aus anatomischen Gründen heraus immer besonders explizit ausfällt. Eine instinktive Neigung, aus moralischem Entsetzen heraus wegzuschauen, wenn zwei Affen-Männer miteinander zur Sache kommen, könnte auch modernen Primatologen immer wieder unterlaufen sein. Bei Bonobos, die geradezu in allen Lebenslagen nur so vor Sex strotzen, ist ein Übersehen hingegen schon allein aufgrund der Häufigkeit der Akte gar nicht möglich.

Hinweise auf einen ahnengeschichtlichen Zusammenhang zwischen männlicher Homo-Sex-Paare und Kindererziehung werden aber wohl auch bei aufmerksamen Studien an gemeinen Schimpansen und dem Gorilla eher wenig erhellend sein, da bei ihnen die Kindererziehung vorwiegend Frauensache ist. Dennoch wäre es spannend zu wissen, inwieweit es auch in den beiden Schimpansenarten und dem Gorilla erfolgreich alleinerziehende Väter geben kann, zum Beispiel wenn die zugehörigen Weibchen aufgrund von Unfällen, Bejagung durch den Menschen oder Seuchen alle verstorben sind.

 

Das Konzept der Queer-Family und Geschlechterrollen beim modernen Menschen

 

Auch trotz des Fehlens von Langzeitstudien zur Auswirkung gleichgeschlechtlicher Eltern auf den Erfolg der Erziehung ihrer Kinder: Die Existenz der sogenannten Regenbogenfamilien ist längst Realität. Zwar halte ich wissenschaftliche seriöse Studien für wichtig, um das Phänomen in Gänze beurteilen zu können.

Jedoch können wir Zusammenhänge manchmal auch korrekt intuitiv bewerten. Der Mutterinstinkt erlaubt es Frauen in ganz besonderem Maße, durch bloßes Beobachten feststellen zu können, ob sich ein Kind wohlfühlt oder nicht. Das hat nichts mit Glauben oder faulem Zauber zu tun, sondern ist eine durch Evolution entstandene Fähigkeit, zu der weibliche Gehirne unter normalen Bedingungen nun einmal befähigt sind. Aber wie ist das mit den Männern? Können auch sie stumme Signale eines fremden Kleinkindes richtig beurteilen? Die weiter oben zitierte Studie des Forschers C. Paulus weist darauf hin, dass auch Männer mit dem Grad ihrer Anforderungen gegenüber Kindern wachsen können. Wenn nötig, erwacht daher unter Umständen auch im Mann eine Art Muttergefühl, wenn er das leidvolle Gesicht eines Kindes erblickt. Zumindest wäre gemäß der Publikation von solchen Männern, die aufgrund ihrer speziellen Lebenssituation besonders eng an die eigenen Kinder gebunden sind, eventuell auch zu erwarten, dass irgendwann eine Prägung einsetzt, mit Hilfe derer letztlich auch der Zustand fremder Kinder beurteilt werden kann. Schwule Väter und lesbische Mütter zeigen sich und ihren Nachwuchs heutzutage stolz der Öffentlichkeit. Frau und eventuell auch Mann können sich unter Zuhilfenahme ihrer Instinkte und Prägungen dabei ein Bild machen, ob ein Kind glücklich gedeiht oder leidet. Und dazu muss man Fremde nicht einmal auffällig im Supermarkt anstarren. Zahlreiche queere Familien gehen auch vor die Kameras. So gibt beispielsweise die unten aufgeführte Reportage des Senders N24, der jetzt in „Welt“ heißt, recht ausführliche Einblicke in den Alltag lesbischer Mütter und schwuler Väter.

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Regenbogenfamilie: schwule Väter. Quelle: Wikipedia

 

https://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/wenn-schwule-maenner-eltern-werden-vaeter-sein-dagegen-sehr/12931662.html

Wenn schwule Väter Eltern werden, Quelle und Urheberrecht: Der Spiegel

 

Ursprünglich lebende weitgehend isolierte Ethnien

 

Nützliche Hinweise auf das natürliche n- also durch Evolution beeinflusste – Verhaltensspektrum des Menschen, liefern nicht nur wissenschaftliche Befragungen oder Betrachtungen der nächst verwandten Primatenarten. Auch das Studium vollständig oder weitgehend isoliert lebender Ethnien der Jetzt-Zeit kann Aufschluss über die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen der Vergangenheit gewähren, die sich unter wissenschaftlich sinnvollen Voraussetzungen hierdurch manchmal rekonstruieren lassen.

So ist beispielsweise bekannt, dass Homosexualität in zahlreichen afrikanischen Ethnien eine lange Geschichte hat. Absurde Theorien, denen zufolge afrikanische Homo-Neigungen erst durch weiße Kolonialherren auf den Kontinent eingeführt wurden, sind natürlich nicht im Mindesten haltbar.

Stattdessen sind homoerotische Spielarten in unterschiedlichen afrikanischen Stämmen fest verwurzelt. Die Bandbreite entspricht derjenigen, die aus modernen westlichen Sozietäten bekannt sind. So haben bereits die ersten Erforscher des afrikanischen Kontinents, Portugiesen, aus ihrer Sicht „unnatürlichen“ Sex unter Männern im Kongo beobachtet. Der englische Reisende Andrew Battell entrüstete sich in den 1590-er Jahren über eine Ethnie in Angola: „Sie leben wie wilde Tiere, so haben sie Männer, die wie Frauen auftreten, und die sie auch zusammen mit ihren Frauen halten“.

 

https://www.theguardian.com/commentisfree/2014/mar/08/african-homosexuality-colonial-import-myth

Homosexualität bei Urvölkern des afrikanischen Kontinents ist häufig und entspricht ihrem natürlichen Verhaltensspektrum. Quelle und Copyrights: The Guardian

 

Und wie sieht es eigentlich mit den Geschlechterrollen in isolierten Volksgruppen aus. Unterstützen sie das prähistorische Szenario, das ich weiter oben beschrieben habe, demzufolge Männer und Frauen häufig und jeweils für längere Zeit voneinander getrennt lebten und dabei unterschiedlichen Tätigkeiten nachgingen?

Recherchiert habe ich den Wissensstand über Geschlechterrollen in separierten Volksgruppen nicht. Jedoch ist mir eine interessante Filmszene ins Auge gesprungen, die ich einen Bericht wert finde.

So ist der besonders abgeschottet lebende Stamm der Sentinelesen, die auf der indischen Andamanen-Insel North Sentinel Island beheimatet sind, jüngst in die Schlagzeilen geraten. Trotz eines Kontaktverbotes durch die indische Regierung hat ein junger US-Amerikaner den Versuch unternommen, den gegenüber Fremden als besonders feindselig geltenden Stamm aufzusuchen. Diese Kontaktaufnahme hat er nicht überlebt.

In diesem Zusammenhang interessierte ich mich dafür, alte Filmaufnahmen zu sichten, auf denen Miglieder der Sentinelesen zu sehen sind. Viel Material gibt es allerdings nicht zu entdecken, denn seit den 1990-er Jahren lebt der Volksstamm in völliger selbstgewählter Isolation. Gemäß Wikipedia handelt es sich bei ihm offenbar um direkte Nachfahren, die der ersten Welle der großen Auswanderungen aus Afrika vor etwa 100000 Jahren entstammen. Fast nichts ist über ihre Lebensweise bekannt, außer dass sie Jäger, Sammler und Fischer sind. Eindringlinge werden häufig unverzüglich attackiert.

Dennoch gelang es verschiedenen Expeditionen, sich den Sentinelesen zu nähern. Ein im Internet kursierendes Video zeigt eine Kontaktaufnahme durch Vertreter indischer Behörden in den 1990-er Jahren, in deren Verlauf versucht wurde, das indigene Volk mit Kokosnuss-Geschenken gütlich zu stimmen.

Der isolierte Volksstamm der Sentinelesen auf der Andamaneninsel North Sentinel Island. Das Video zeigt eine Kontaktaufnahme der indischen Regierung aus den 1990-er Jahren, bei der den Ureinwohnern Kokosnuss-Geschenke überreicht wurden. Die Aufnahmen zeigen auch ein wenig über die Geschlechterrollen des Volksstamms auf. Quelle: Wikipedia-Nutzer „VVeerla“, Urheberrecht mir unbekannt

 

Die kaum geschnittenen Szenen zeigen männliche und weibliche Vertreter der Sentinelesen, die am Strand die ihnen angebotenen Kokosnüsse entgegen nehmen, beziehungsweise aufsammeln. Manches, was man von archaisch lebenden Volksstämmen erwarten würde, ist in dem Filmmaterial auch zu sehen. Die Männer treten als durchtrainierte und kraftstrotzende Kämpfer auf, die mit Pfeil und Bogen stets kampfbereit zu sein scheinen. Auch uns bekannte Gebärden lassen sich ausmachen. Wie zeigt ein stolzer und Testosteron-schwangerer Krieger denn bei uns seinen seinen Triumph an? Er fasst sich mitten auf der Straße in den Schritt. Das ist nicht ungezogen und vulgär, sondern eher schlichtweg ein evolutionsgeschichtlich urtümliches Verhalten zur Präsentation der reifen Mannbarkeit, das in frappierend ähnlicher Weise auch die Sentinelesen beherrschen. In der Szene 3:57 zeigt ein Krieger den Besuchern nämlich deutlich und unmissverständlich, was er von ihnen hält, indem er seinen ohnehin offen liegenden Penis mit einer gekonnten Geste kurz in die Höhe hält.

Wie sehr sich Männer und Frauen der Sentinelesen im Alltagsleben voneinander durch unterschiedliche Tätigkeiten isolieren oder auch nicht, ist – wie so vieles an ihnen – auch weiterhin unbekannt. Unterdrückt werden Frauen jedoch ganz offensichtlich nicht, sondern scheinen ihren Männern sichtbar auf Augenhöhe zu begegnen. Manchmal gewinnt der Zuschauer sogar den Eindruck, als seien eher – wenn überhaupt- dann die sehr selbstbewusst auftretenden Frauen die Unterdrückerinnen.  Szene 1:34 zeigt, wie eine aufgebrachte amazonenhaft wirkende junge Frau einen irgendwie hilflos umher stehenden Krieger resolut, ja geradezu unter Anwendung körperlicher Gewalt, zur Umkehr zwingt.

Auch unabhängig von derlei Einzelbeobachtungen kenne ich aus evolutionsbiologischer Sicht ganz allgemein keine Indizien für eine biologische Natur der Frauen-Diskriminierung durch ihre Männer. Eher halte ich es für eine sehr ursprüngliche biologische Besonderheit des Menschen – ganz im Gegensatz zu seiner Menschenaffen-Verwandtschaft – dass sich seine Geschlechter zwar erheblich unterscheiden, sich im Gruppen-Ranking jedoch gleichermaßen behaupten können. Dass geradezu frauenfeindliche Kulturkreise weltweit dennoch so verbreitet sind, legt aus meiner Sicht nahe, dass Traditionen zur Unterdrückung von Frauen mehrfach sekundär entstanden, und zwar nachdem die wichtigsten Schritte in der Evolution des Homo sapiens längst abgeschlossen waren. Unmündigkeit müssen Frauen daher nicht als ihr Schicksal betrachten, sondern sollten weltweit selbstbewusst dagegen aufbegehren. Ebenso wenig besteht nicht der geringste Anlass für gleichgeschlechtliche Paare, diffamierende und unwahre Charakterisierungen wie „widernatürlich“ oder „Familien-untauglich“ hinzunehmen. Auch ist mir bislang kein vernünftiger wissenschaftlicher Grund dafür bekannt, warum sich Homo-Paare die Fürsorge für eigene Kinder versagen lassen sollten.

 

Berlin, 22.11.2018, Copyrights für den Text Stefan F. Wirth

 

 

 

Abgeordnete von CDU und CSU mit hohen nicht transparenten Nebeneinkünften, wenigstens schickt die OSZE Wahlbeobachter nach Deutschland

Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren in vielen Bereichen negativ verändert. Das macht sich im allgemeinen Bildungssektor und den Wissenschaften schon länger bemerkbar. Doch auch das Sozialsystem hinkt.

Hochqualifizierte Naturwissenschaftler, insbesondere aus der Grundlagenforschung, wie zum Beispiel Zoologen, flüchten ins Ausland, weil Deutschland großflächig diverse Forschungsdisziplinen nicht mehr finanziert. Das tun inzwischen andere, die USA, auch südamerikanische Länder oder Russland. In den biologischen Disziplinen Systematik, Taxonomie und Phylogenie war Deutschland einst weltweit führend. Heute führen andere.

Doch die CDU dominierte Regierung scheint wenig Interesse an einem hohen Bildungsstandart in Deutschland zu haben. Zu viele Menschen mit intellektuellen Fähigkeiten würden schließlich die Wahlerfolge der Erzkonservativen gefährden.  Denn das haben wir doch schon immer aus den Erfahrungen mit Ländern, die durch Macht-Regierungen kontrolliert wurden, gelernt: Die effizienteste Diktatur lässt sich am besten dort errichten, wo die Bevölkerung am wenigsten weiß.

Hierzulande wissen immer weniger angehende Akademiker, ihre eigene Sprache fehlerfrei zu Papier zu bringen. Wie soll solch eine Bevölkerung noch wissen, wen sie da eigentlich seit über einem Jahrzehnt brav an die Macht wählt?

Bereits die Regierung Adenauer hat Täter des Nationalsozialismus mit politischen Ämtern versehen, andere aus den Gefängnissen in die Freiheit entlassen. So wurden beispielsweise Täter des Konzentrationslagers Buchenwald Mitte der 1950-er Jahre kurzerhand und unbeschwert in die Gemeinschaft zurückgeführt: SS-Obersturmführer Philip Grimm, der unter anderem für den Abtransport behinderter Häftlinge sorgte, SS-Hauptsturmführer Herman Hackman, ließ 8000 Gefangene der Roten Armee durch Genickschuss töten, SS-Hauptscharführer Gustav Heigel, hat über 350 Hinrichtungen durchführen lassen und Wolfgang Otto, SS-Scharführer, in Buchenwald Protokollführer des Exekutionskommandos, hernach bis 1962 Religionslehrer an einer katholischen Volksschule.

In der Ära Kohl war der CDU-Bundeskanzler selbst in einen Korruptionsskandal um vermeintliche Spendengelder verwickelt. Und auch in der Merkel-Regierung ist der Schein zum Machterhalt wichtiger als eine gute und verantwortungsvolle Innenpolitik. Von Politikern gefälschte Doktortitel gelten offenkundig als Kavaliersdelikt. Soziale Not in der Bevölkerung wird durch beschönigende Statistiken vertuscht. Deutschland kann zudem dauerhaft in der international vergleichenden Pisa-Studie keinen hohen Platz mehr belegen.

Doch frei nach dem Slogan Macht allein macht immer noch nicht glücklich sind den Bundestagsabgeordneten von CDU und CSU die beachtlichen monatlichen Diäten in Höhe von fast zehntausend Euro nicht genug. Gemäß einer Studie der Transparenzorganisation abgeordnetenwatch.de erscheinen Abgeordnete dieser Parteien in einem Ranking zur Höhe von Nebeneinkünften deutscher Bundestagsabgeordneter auf neun der ersten zehn Plätze. Die höchsten Nebeneinkünfte werden dabei Philipp Graf von und zu Lerchenfeld zugeordnet.

Alles legal, und doch beanstandet die Organisation aus meiner Sicht zurecht, dass die genaue Herkunft von Summen in Millionenhöhe nicht vollständig angegeben werden muss.

Für die Betroffenen natürlich sehr angenehm. Und solange die politischen Machtverhältnisse bleiben, wie sie heute sind, muss auch in Zukunft niemand ernsthaft befürchten, dass ihm genauer auf die Finger geschaut wird. Dazu muss allerdings die Bundestagswahl auch tatsächlich gewonnen werden. Kein Problem, wenn man ernstzunehmende Wahlprognosen zugrunde legt. Eine Regierung von CDU und FDP wird erwartet.

Wenn es nun aber, selbstverständlich völlig unerwartet, nun doch brenzlig werden sollte, würde man sich dann so ohne Weiteres geschlagen geben? Die OSZE ist davon offensichtlich nicht so ganz überzeugt, weswegen gemäß der Zeit Online drei bis fünf Experten als Wahlbeobachter nach Deutschland entsandt werden sollen.

Eine Geste immerhin, die jedoch auch bei den Wahlen in 2009 den Verlauf nicht in Frage stellte. Das wäre womöglich für ein solch übersichtliches Expertenteam auch schwer in die Wege zu leiten. In anderen Ländern werden ungleich größere Wahlbeobachtungsmissionen durchgeführt. Das Zugeständnis ist dem Artikel zufolge im Übrigen dem Engagement der AfD geschuldet, woraufhin ich nur sehr ungern hinweise. Denn nichts, das sich rechts von CDU/ CSU positioniert, kann Deutschland aus meiner Sicht zugute kommen.

Doch es hat natürlich seine Gründe, dass Teile der Bevölkerung ihr Vertrauen dem rechten Populismus schenken. Denn einfache Antworten und Schuldzuweisungen simulieren häufig greifbare Hoffnung auf Verbesserung, wo in Wahrheit noch ein langer steiniger Weg zu meistern ist.

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in Deutschland groß geworden. Wer am Existenzminimum und darunter lebt, fühlt sich immer häufiger unverstanden. Wie kann ein Politiker, der monatlich über Einnahmen von mehr als zehntausend Euro verfügt, Verständnis für die Nöte derjenigen aufbringen, die sich bei Einkünften von unter 400 Euro ihr Brot nicht leisten können.

Links bietet stets die besseren politischen Konzepte, doch sind sie meist nicht so leicht verständlich wie rechtsradikale Polemik. Umso mehr müssten sich die linken Parteien Linkspartei, Grüne und SPD um ihre Wählerschaft bemühen. Doch es hapert am politischen Engagement. Gerade die kleineren Linksparteien gefallen sich leider zu sehr in ihren Rollen als Opposition.

Deutschland hat jedoch keine Zeit für oppositionelle Genügsamkeit. Denn auf Berlins Straßen ist die Obdachlosigkeit nun allerorts nicht mehr zu übersehen.

 

Copyrights Stefan F. Wirth, 02. August 2017

 

 

Der Fall Petra Hinz (SPD) – eine erneute Attacke gegen die akademische Bildung in Deutschland

Die Medien überschlagen sich mit Berichten über eine Politikerin, die bis dahin kaum bekannt war. Die Bundestagsabgeordnete Petra Hinz (SPD) ist im Zuge von Mobbingvorwürfen, die durch Mitarbeiter gegen die Politikerin erhoben wurden, der Lüge im Lebenslauf überführt worden. Demnach sind erhebliche Angaben im offiziell zugänglichen, jedoch inzwischen abgeänderten Lebenslauf durch Hinz frei erfunden worden.

Von „flunkern“ ist in manchen Presseberichten in diesem Zusammenhang gutwillig zu lesen. Frau Hinz brüstet sich mit einem Abitur, über das sie nicht verfügt. Damit jedoch nicht genug. Da ein Abitur zum Hochschulstudium berechtigt, hat sie ein solches gleich mit erfunden. Zwei juristische Staatsexamina will sie zudem absolviert haben. „Flunkern“ ist etwas anderes!

Wer akademische Ausbildungen, die den seriösen Hochschul-Studenten viel Lebenskraft, Fleiß und Disziplin abverlangen, für so geringwertig einschätzt, dass er/ sie glaubt, die Arbeitsleistung einfach überspringen zu können und dennoch mit denselben Qualifikationen aufzutreten zu dürfen, der tritt das deutsche Bildungssystem mit Füßen. Hier ist nicht „geflunkert“, sondern ein Verbrechen verübt worden. Die Dame schlägt jedem lachend ins Gesicht, der jahrelang büffelt und schweißgebadet ganze Nächte durchgepaukt hat. Die Politikerin der SPD vergeht sich nicht nur an der akademischen Welt, sie hat sich vermutlich auch juristisch strafbar gemacht. Zu Unrecht behauptete Schul- und Universitätsabschlüsse sind eventuell Urkundenfälschungen, auch dann, wenn die schriftliche Fälschung von Zeugnissen nicht erfolgt ist.

Es ist den bisherigen Arbeitgebern von Frau Hinz zu unterstellen, dass bezüglich der vorgeblichen Hinz’schen Vita rigoros und vorsätzlich weg geschaut wurde. Vielleicht, weil sie in den Reihen der Abgeordneten schlicht einen Normalfall darstellt? Fehlende akademische Bildung kann man nicht übersehen. Wie soll zudem glaubhaft gemacht werden, dass der Betrügerin offenbar niemals die Vorlage von Zeugnissen auferlegt worden ist?

Die Medien berichten, dass Hinz aber dennoch ihre politische Arbeit unauffällig und tadellos verrichtet habe. Dies entspricht ja wohl offenkundig nicht der Wahrheit. Die Mobbingvorwürfe der Mitarbeiter belegen dies.

Frau Hinz wusste, wie man Karriere macht und im selben Schachzug noch gegen männliche Mitbewerber im Vorteil bleibt. Ein Hochschulstudium dauert 5-6 Jahre. Da Hinz über 50 ist, waren Männer in einer Zeit, in der die SPD-Politikerin theoretisch Studentin hätte sein können,  dem Militär- oder Zivildienst verpflichtet. Ein obligater Zivildienst als Militärdienst-Ersatz in den 1980-er und 90-er Jahren konnte bis zu 15 Monate lang dauern. Bis ein männlicher Mitbewerber von Frau Hinz dann sein Studium absolvierte und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stand, war er etwa 28 Jahre alt. Frau Hinz als Fälscherin und Betrügerin war bei angeblich vergleichbarer Qualifikation natürlich aufgrund des Geschlechts schon jünger, aufgrund des in Wahrheit fehlenden Studiums sogar deutlich jünger, jünger als jede echte Studentin, als sie sich dem Karriereweg stellte. Kein Militär- oder Zivildienst, keine sechs Jahre Büffeln. Hier hat die Faulheit gesiegt! Auch ihr weibliches Geschlecht hat ihr womöglich in Zeiten des damals schon aufkeimenden Ultra-Feminismus starke Vorteile gegen männliche Konkurrenz eingebracht und der Dame so eine stattliche Karriere geebnet. Nun ist die Lügnerin allerdings auf die Schnauze gefallen, wie wir Berliner gerne sagen. Hoffentlich erwartet Hinz für ihren anmaßenden Betrug ein Strafverfahren.

Doch das ist eventuell eher nicht zu erwarten. Denn die Fälschung von akademischen Werdegängen hat in den derzeitigen Regierungsparteien Tradition und gilt als Kavaliersdelikt. CDU, CSU und SPD, die sich heutzutage nicht mehr voneinander unterscheiden, schaffen systematisch die seriöse Bildung ab. Förderungen für Grundlagenforschung in diversen Fachrichtungen wurden in den vergangenen Jahren drastisch gekürzt, die entsprechenden Wissenschaftszweige sind daher nun vorwiegend im Ausland beheimatet. Doch bereits die Schulbildung, einst in Deutschland von hohem Niveau, kann gemäß PISA im internationalen Vergleich nicht mehr mithalten.

Die deutsche Regierung ist an Schamlosigkeit und Unverschämtheit nicht zu überbieten. Kein Wunder, verfolgt sie doch ausschließlich Machtinteressen. Zahlreiche gefälschte Doktortitel durch Politiker der Regierungsparteien belegen auf imposante Weise, welchen Stellenwert die deutsche Regierung seriösen Akademikern, womöglich noch mit redlich erworbener Promotion (weitere 2-5 Jahre), zugesteht. Keinen! Die genannten Parteien verhöhnen inzwischen ganz allgemein jede Seriosität im Lande auf unglaubliche Weise. Wann wird dem endlich Einhalt geboten?

Die Berliner Rigaer Straße und schwere Krawalle im Juli 2016

Früher war Berlin für seine autonome Szene bekannt und geschätzt. Kreuzberg war zu Zeiten eines geteilten Landes als Refugium für Aussteiger weltberühmt. Etwa so wie die Ostseeinsel Hiddensee auf der Seite der DDR.  Links-alternative Lebensweisen sind den Regierungen in der Nach-Wendezeit jedoch zunehmend ein Dorn im Auge geworden.

Martialische Eingriffe durch gnadenlose Polizeigewalt haben daher in den vergangenen zwanzig Jahren schrittweise aufgeräumt mit einer Subkultur, die sich so schwer durch die Staatsmacht steuern und kontrollieren ließ. Besetzte Häuser, alternative Wohnprojekte, Wagenburgen, Paradiese für Selbstdenker, Idealisten, Künstler und Gesellschaftskritiker wurden gewaltsam aufgelöst, weil Freiheit und unabhängiger Geist nicht zu einem Deutschland im neuen Jahrtausend passen!

Als Relikt vergangener Zeiten ist lediglich der Kiez um die Rigaer Straße übrig geblieben, einem Viertel mit hauptsächlich alter und eher maroder Bausubstanz in Friedrichshain, in dem innovative Bars, Volksküche an wechselnden Orten und originelle Individualisten ein anderes und aus ihrer Sicht wohl auch besseres Leben führen.

Viele Kiezbewohner verfügen nicht über ein regelmäßiges Einkommen, materieller Reichtum fehlt daher, und doch sind die Menschen der Rigaer Straße reicher als manche besser bezahlte Bürokraft aus Mitte oder Charlottenburg. Unabhängigkeit und Freiheit sind nämlich nicht käuflich, sondern erfordern eine ideelle Lebenseinstellung mit Bereitschaft zum Verzicht.

Anders als gewöhnliche Wenig-Verdiener in gehobeneren Berliner Bezirken haben die Bewohner der Rigaer Straße einen meist erstaunlich strukturierten und erfüllten Alltag. Denn sie übernehmen oft zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten, schließlich kann die kostenfreie Verköstigung anderer Kiezbewohner („Volksküche“) nur funktionieren, wenn eine ausgeklügelte Logistik eingehalten wird. Nicht mehr verkäufliche, jedoch noch brauchbare Lebensmittel müssen beschafft werden, jemand muss das Kochen übernehmen und die Gäste bedienen. Das alles funktioniert gut und fast immer auf ehrenamtlicher Basis. Auch die vielseitige Gastronomie ist häufig auf Hobby-Barpersonal angewiesen. Der Vorteil liegt dabei in der sozialen und antikapitalistischen Idee, von der auch Außenstehende profitieren können. Wer in der Rigaer Straße ein gepflegtes Bier trinken möchte, benötigt nicht viel Geld in der Tasche, um seinen Abend in außergewöhnlicher Atmosphäre ausklingen zu lassen.

Wie also kommt CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer auf den bösartigen Gedanken, Menschen, die selbstlos ihre sozialen Ideale leben, als „Staatsfeinde“ zu bezeichnen, die mit Härte zu behandeln seien? Kai Wegner, CDU-Generalsekretär von Berlin, kritisiert den Regierenden Bürgermeister mit den Worten: „Wer Straftäter zu Verhandlungspartnern ausruft, gibt diesen Chaoten das Gefühl, dass sie sich gegen den Staat durchsetzen könnten.“

Lassen wir die Krawalle doch erst einmal außer Acht und fragen wir uns: Wie ist eigentlich die generelle Konfliktbereitschaft seitens der Berliner Polizei und seitens der Politik gegen das alternative Viertel in Berlin zu erklären? Wann immer ich mich in den vergangenen zwanzig Jahren dort aufgehalten habe, erlebte ich eine beeindruckende Idylle. Staatsfeinde? Straftäter? Der Kiez ist, was kriminelle Handlungen anbelangt, eher unauffällig. Die Menschen haben nicht viel, aber sie brauchen auch nicht viel. Selbstversorgung ist angesagt, und ja, manche betäuben sich sicher auch gerne mal mit Drogen oder Alkohol. Doch das ist nun wirklich in allen Berliner Kiezen nichts Ungewöhnliches.

Die wirklich kriminellen Hotspots der Stadt liegen, wie jeder Berliner weiß, eher an anderen Orten der Stadt. Man will hier also durch Verteuflung der kleinen Fische von den wirklich großen der Metropole ablenken. Interessanter Weise sucht die Staatsordnung dort, wo die harte Drogenszene zuhause ist, nämlich eher niemals den Konflikt.

Warum eigentlich nicht? Weil sich die derzeitige korrupte deutsche Regierung nicht die Bohne dafür interessiert, echte Kriminalität zu bekämpfen. Die Regierung will nicht Straftäter ausschalten und die Bürger vor der Abhängigkeit von harten Drogen wie Crystal Meth schützen, sondern ist ausschließlich an ihrem Machterhalt interessiert. Straftaten darf ungehindert begehen, wer ein Mitglied einer relevanten Wählergruppe ist. Da die Berliner Polizei meist notorisch unterbesetzt ist, darf auch –  zumindest im kleineren Rahmen – Straftaten begehen, wer eine gebrochene arme Sau ist.

Wer jedoch aufgrund seiner links-alternativen Lebenseinstellung trotz Armut aufrecht und selbstbewusst bleibt, den erhebt man schnell zum Staatsfeind Nummer Eins. Denn diejenigen, die notfalls auch mit zwei bis drei Euro am Tag zurecht kommen, trotzdem glücklich sind und kraftvoll kritisch auftreten können, sind eine Bedrohung für die regierenden Parteien. Sie könnten nämlich das Sakrileg begehen, zu Wahlen anzutreten und dort ihr Kreuz an unerwünschter Stelle zu machen.

Es handelt sich um ein Klientel, das sich erfolgreich der staatlichen Selektions-Maschinerie entzieht. Denn angestrebt wird ja eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, mit einer intellektuellen Mittel-Schicht an oberer Position und einem Bodensatz, der aus all denjenigen besteht, deren Stimme man lieber nicht vernehmen möchte. Dafür wurde Hartz-IV erfunden. Die Idee ist, unerwünschte Menschen dauerhaft am Boden festzuketten, sie zu zermürben und psychisch zu destabilisieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe für die zahlreichen Jobcenter! Hartz-IV-ler resignieren häufig, fallen dem Alkohol anheim und verlieren jedes politische Engagement. Sie wählen meist nicht.

Die Oberschicht wählt dafür umso eifriger. Denn sie besteht hauptsächlich aus Emporkömmlingen eher niedriger Bildung. Ein Loblied auf den Staat in Form eines Wähler-Kreuzes an erwünschter Stelle ist dann zu erwarten, wenn Menschen weit über ihre Qualifikationen hinaus bezahlt werden. Da denkt sich mancher Bänker, tja, für mich hat es sich gelohnt, es beim Realschulabschluss zu belassen, manche Supermarkt-Verkäuferin verdient so viel Geld, dass sie sich nicht dafür schämen muss, eventuell den eigenen Namen nicht richtig buchstabieren zu können. Ärzte und Juristen frohlocken, denn sie gehören zu den Topverdienern bei häufig sehr bescheidenem Bildungsniveau.

Wem ist all dies unverdiente Glück zu verdanken? Natürlich der liebevollen deutschen Regierung, die ihre Schäfchen mit Geld davon abhält, zu viel kritischen Geist in ihrem Oberstübchen zu beherbergen.

Nun besitzen diese Assis aus der Rigaer doch tatsächlich die Frechheit, sich nicht in das System aus oben und unten einordnen zu wollen.

Querulanten wurden schon immer aufs Schafott gebracht. Weil sie oft andere Lebensideale verfolgen? Nein, weil sie schlicht keine kalkulierbaren Stützen des herrschenden Machtapparates sind.

Aber ich wollte ja eigentlich auf die aktuellen Ereignisse ausführlicher eingehen,  über ein spezielles Hausprojekt und Demonstrationen sprechen, dann die Krawalle verurteilen und weitere Erklärungsversuche ausbreiten. Doch ich bemerke gerade, wie lange mein Artikel schon wieder geworden ist. Im Grunde ist ja auch alles gesagt, mehr ein andermal.

 

Copyrights Stefan F. Wirth, 2016

Warum das Fälschen einer Doktorarbeit kein Kavaliersdelikt ist

Der Regisseur Robert Zemeckis hat uns das Jahr 2015 in seiner Zukunftsvision „Zurück in die Zukunft“ aus dem Jahre 1989 als ein Zeitalter der fliegenden Autos präsentiert. Blanke Fantasie, die sich so schnell nicht erfüllen wird. Und doch beweist der Filmemacher in seiner Komödie intelligente Weitsicht und sieht den Flachbildschirmfernseher im Kinoleinwandformat ebenso zutreffend voraus wie das 3D-Kino, Computerspiele ohne Konsole oder die Multimedia-Brille, wie sie beispielsweise Google entwickelt hat. Doch eines konnte man sich offenbar damals nicht vorstellen: die Möglichkeiten des Internets!

Die Hollywood-Produktion ging stattdessen davon aus, dass Fax-Geräte an Bedeutung zunehmen würden. Und so sieht man in einer Szene, wie via Fax solche Kurzmitteilungen ankommen, wie wir sie heute via Facebook oder Whatsapp versenden würden.

Die Möglichkeiten und auch Gefahren großer öffentlich zugänglicher Internet-Datenbanken im 21. Jahrhundert konnte sich mancher in den 1980er Jahren noch nicht vorstellen.

So ganz offensichtlich auch nicht die späteren Politiker Annette Schavan (CDU) und Margarita Mathiopoulos (FDP). Sie hatten in jener Zeit noch allen Grund zu der Annahme, dass ihre gefälschten Doktorarbeiten schnell und unauffällig in einem schwarzen Loch ewigen Vergessens verschwinden würden. Übrig bleiben sollte nur eines: der Doktortitel mit all seinen positiven Eigenschaften, die er der Trägerin unterstellt.

Auf ein deutlich glatteres Eis hingegen wagten sich jene Fälscher aus den Reihen prominenter Politiker, die nach 2000 noch hofften, ihre späteren Ämter würden ihr damaliges gesetzeswidriges Gemauschel so sehr überschatten, dass ihnen keine Gefahr drohe. Schließlich haben sich die künftigen Möglichkeiten des Internets in jenen Zeiten bereits deutlich erahnen lassen.

Die Hoffnung, nicht entdeckt zu werden, war jedoch eine Fehleinschätzung! Denn seit 2011 gibt es das „VroniPlag“ und ähnliche Internetseiten, die sich auf die Entlarvung gefälschter wissenschaftlicher Arbeiten in Deutschland spezialisiert haben. Ein besonderes Augenmerk gilt und galt dabei natürlich jenen Promovierten, die in hohen Ämtern und Würden eine besondere Vorbildfunktion darzustellen haben. Dank VroniPlag und Co. mussten inzwischen schon einige bekannte Persönlichkeiten der deutschen Politik die Aberkennung ihrer Doktorgrade hinnehmen, meist einhergehend mit einer beachtlichen Medienaufmerksamkeit und dem Verlust ihrer politischen Ämter.

Zwar berichtete auch die populäre Presse ausführlich und zumeist aus kritischer Perspektive heraus. Doch immer wieder wurden Stimmen laut, die in einer gefälschten Doktorarbeit ein Kavaliersdelikt wahrnehmen, das kaum der Rede wert sei. Viele Nicht-Akademiker sind offenbar der Ansicht, dass manchen Persönlichkeiten die Dekoration mit einem Doktortitel per se zustehe, anderen eben nicht. Dass dieser akademische Grad Ausdruck einer erheblichen Lebensleistung ist, scheint vielen deutschen Normalbürgern nicht klar zu sein.

Doch selbst manch ein promovierter Akademiker hält den Medien-Hype um Plagiate in Dissertationen einschließlich der beruflichen Konsequenzen für die Entlarvten für übertrieben. Denn immer wieder werden gerade aus diesen Reihen Meinungen geäußert, die darauf beharren, dass man trennen müsse zwischen damaligem akademischem Fehlverhalten und den Leistungen im heutigen beruflichen Umfeld. Ein wohlwollender und oft auch akademisch differenziert daherkommender Ansatz, der mir dennoch überhaupt gar nicht einleuchten kann.

Zunächst muss einmal klar gestellt werden, was eine Dissertation oder Doktorarbeit überhaupt ist. Was unterscheidet ein solches Werk von einer gewöhnlichen Semesterarbeit oder gar einer Diplom-, Magister-, Bachelor- oder Masterarbeit?

Erst die Dissertation ist eine vollwertige wissenschaftliche Leistung. Denn neben der korrekten wissenschaftlichen Arbeitsweise ist auch die Veröffentlichung der Doktorarbeit Pflicht und somit integraler Bestandteil des Promotionsverfahrens. Nur solche wissenschaftlichen Ergebnisse sind dabei  auch von wissenschaftlicher Relevanz, die publiziert und so einem Fachpublikum zugänglich gemacht worden sind.

Zwar besteht natürlich jedem ehrgeizigen Akademiker auch die Möglichkeit, schon frühere Leistungen wie eine Bachelor- oder Masterarbeit zu publizieren, das geschieht dann jedoch auf rein freiwilliger Basis.

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass beispielsweise eine Bachelorarbeit eine kleine wissenschaftliche Abhandlung sein kann, die den Rang der Publikationswürdigkeit jedoch noch nicht erreicht haben muss. Viele solcher Arbeiten liefern eher erste Grundlagenkenntnisse, um dann darauf aufbauend ein umfassenderes wissenschaftliches Projekt, zum Beispiel eine Dissertation, zu beginnen.

Anders verhält es sich eben mit der Promotionsarbeit, die so umfassend und tief gehend zu sein hat, dass sie sich einer Publikation als würdig erweist.  Ernst zu nehmende wissenschaftliche Beiträge schüttelt jedoch niemand mal eben so im Vorbeigehen aus dem Ärmel. Stattdessen erfordert wissenschaftliches Arbeiten bestimmte Fähigkeiten, die im Vorfeld zu erwerben sind. Manch einer gelangt jedoch niemals zur Qualifikation, um eine Doktorarbeit oder ähnliche Leistungen abschließen zu können. Diejenigen sind natürlich dann daher auch nicht in der Lage, die entsprechenden Lorbeeren zu ernten.

Wer hingegen eine Dissertation erfolgreich beenden konnte, erhält hierfür als Auszeichnung zurecht einen akademischen Titel. Es ist in Deutschland der einzige akademische Titel, der als Namenszusatz im Personalausweis oder Reisepass aufgeführt werden darf.

Hat jedoch jemand eine Doktorarbeit auf unlautere Art und Weise beendet, obwohl er über die dafür notwendigen akademischen Fähigkeiten gar nicht verfügt, trägt er den Titel natürlich zu Unrecht. Abgesehen von kriminellen Aktivitäten, wie beispielsweise dem Verstoß gegen Urheberrechte und allgemein betrügerischem Vorgehen, muss in diesen Fällen zudem die Titel-Anmaßung gerügt werden. Und das unabhängig davon, ob der Betroffene im Anschluss an seine Dissertation eine weitere wissenschaftliche Karriere geplant hatte oder nicht.

Welche Fähigkeiten benötigt der Doktorand denn überhaupt? Er muss Ausdauer beweisen, zielstrebig arbeiten, in der Lage sein, etwas nicht nur zu beginnen, sondern auch zu Ende zu bringen. Er muss mit Begeisterung aus eigenem Antrieb arbeiten können und darf nicht strikt nach definierten Arbeitszeiten fragen. Der Doktorand arbeitet am Tage und in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen, wenn dies für sein Projekt gerade erforderlich ist. Er ist befähigt zur Kooperation mit Wissenschaftlern oder anderen Doktoranden, weiß, wie man recherchiert, zitiert und wissenschaftliche Ergebnisse präsentiert. Ein künftiger Promovierter hat dazu imstande zu sein, die Eigenschaften Fleiß, Talent, Disziplin, Zielstrebigkeit und Kompetenz miteinander zu vereinen.

Wer diese Eigenschaften jedoch nicht aufbringen kann, verwirkt somit auch das Recht, jemals einen Doktortitel zu tragen. Das sollte doch auch jedem Nicht-Akademiker einleuchten können. Oder etwa nicht?

Doch warum wünscht nun jemand, der zur Promotion nicht taugt, den Titel dennoch zu ergattern? Die Antwort liegt auf der Hand: der Doktortitel kann unter bestimmten Umständen ein ausgesprochener Türöffner sein. Kann insbesondere den Zugang zu allgemein nicht notwendiger Weise akademischen Berufsfeldern erheblich erleichtern. Das scheint insbesondere in der Politik regelmäßige Anwendung zu finden. Wer ein hohes Amt möchte, muss beweisen, mehr zu können als die Mitbewerber. Was eignet sich denn hierzu besser als ein Doktortitel. Ist der doch ein klarer Beleg dafür, dass sein Träger über die weiter oben ausgeführten Fähigkeiten nachweislich verfügt.

Fälscher beschaffen sich also zudem einen Vorteil in Bewerbungsverfahren, einen unberechtigten Vorteil. Dies stellt aus meiner Sicht bereits hinreichend die Verbindung zwischen akademischem Fehlverhalten und der neuen Tätigkeit im Anschluss an den akademischen Werdegang her.

Doch damit nicht genug. Gerne bemühe ich auch die Kriminalstatistik. Diese sagt uns etwas aus über die Wahrscheinlichkeit einer Rückfälligkeit von Verbrechern. So haben Wissenschaftler aus Göttingen im Jahre 2014 analysiert, dass insgesamt 34 Prozent aller untersuchten Straftäter wieder rückfällig geworden sind. Im Falle von Raubdelikten ist die Prognose sogar noch schlechter, denn von der analysierten Personengruppe haben 50 % das rekapituliert, wofür sie einst bestraft worden sind. Im Grunde sind Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten mit Raubdelikten durchaus vergleichbar, so meine Einschätzung. Daher ist aus meiner Sicht unbedingt davon auszugehen, dass die Fälscher von Doktorarbeiten auch in ihren Tätigkeiten danach nicht von unmoralischem Handeln und gesetzeswidrigem Vorgehen lassen können.

Politiker mit nachweislich vorsätzlich erschummelten Doktortiteln sind meiner Ansicht nach in der Konsequenz umgehend von ihren Ämtern zu entbinden. Denn Deutschland benötigt in seiner Regierung weder Verbrecher noch potentielle Verbrecher.

Nun sieht man den Mitgliedern der aktuellen Regierung nicht auf den ersten Blick an, dass aus ihren Reihen die meisten Doktorarbeit-Vergehen zu verzeichnen sind. Doch wer auch als Politiker fälscht, tut dies ja gerade im Geheimen, will natürlich mit allen Mitteln nicht publikumswirksam durch seine Zweifelhaftigkeit in Erscheinung treten. Daher kann die Öffentlichkeit nur vermuten, inwieweit die einstigen Täter auch in ihren neuen Ämtern den rechten Weg verlassen haben oder nicht. Ich als Wissenschaftler denke stets nach dem Prinzip der sparsamsten Erklärung. Der zufolge ist zu erwarten, dass die Fälscher von Dissertationen auch als Politiker mehrheitlich keine Skrupel kennen, zum eigenen Vorteil vom rechten Weg abzuweichen.

Zumindest darf hinzugefügt werden, dass noch keiner (modernen) Regierung zuvor so explizit Manipulationen der Arbeitslosenstatistiken nachgewiesen wurden. Auch die politische Kontrolle der vorgeblich freien Medien wird zunehmend aufgedeckt. Namhafte Nachrichtensendungen werden dabei erwischt, bewusst falsches Bildmaterial in aktuellen Zusammenhängen zu präsentieren.

Für wie verdorben darf man die aktuelle Regierung in Deutschland denn überhaupt halten? Diese komplexe Frage will ich hier nicht pauschal beantworten.

Zumindest steht fest, dass seit 2011 acht führenden Politikern zurecht die Doktorwürde aberkannt wurde. Ein weiterer Politiker, Andreas Scheuer, wurde dabei ertappt, sich mit einem Schmalspur-Doktortitel aus dem Ausland zu profilieren, der in Deutschland nur in den Bundesländern Berlin und Bayern geführt werden darf.

Von diesen 9 Politikern, die sich des Missbrauchs eines Doktortitels schuldig gemacht haben, sind drei der CSU, einer der CDU, vier der FDP und einer der SPD zugehörig. Ein aktuelles Verfahren zur Aberkennung des akademischen Grades läuft zudem gerade gegen Ursula Gertrud von der Leyen (CDU).

Man kommt also nicht umhin herauszustellen, dass Politiker linker Parteien ihre Doktortitel offenbar zurecht erworben haben, während in den Zwillingsparteien CDU und CSU sowie in deren Lieblings-Koalitionspartner FDP der durch Betrug erschlichene Doktorgrad offenbar Methode hat.

Das ist nicht nur aus bereits genannten Gründen Anlass für berechtigte höchste Kritik an den entsprechenden Personen. Auffällig ist zudem, dass häufig in Disziplinen promoviert wurde, die vergleichsweise niedrige Ansprüche an eine ordentliche Doktorarbeit stellen. Hierzu gehören die Fächer Jura, Medizin und Sozialwissenschaften.

Diese verteilen sich wie folgt auf die Politiker, deren Doktortitel bereits aberkannt wurden, bzw. deren Aberkennungsverfahren noch läuft: zwei mal Jura, zwei mal Sozialwissenschaften und einmal Medizin.

Nun hat man also in Deutschland extra Schmalspur-Doktorgrade aus dem Boden gestampft, um es Karrieristen zu ermöglichen, ihren Titel mit minimalem Aufwand legal erlangen zu können. Und trotzdem wussten sich die betroffenen späteren führenden Politiker nicht anders zu helfen, als auch unter niedrigen Anforderungen Plagiate anstelle eigener Leistung einzureichen und zu veröffentlichen. Dies wiegt aus meiner Sicht besonders schwer, beweist es doch nicht nur die fehlende moralische Integrität der betreffenden Persönlichkeiten, sondern auch ihre offensichtliche Unfähigkeit zum selbstständigen Denken und seriösen Arbeiten.

Was Deutschland braucht, sind souveräne Politiker, gerne ohne je eine Doktorarbeit verfasst zu haben. Oder solche, die zusätzlich zur allgemeinen Souveränität auch noch einen fleißig verdienten Doktorgrad vorweisen können. Und die können offenkundig nur im linken politischen Segment angetroffen werden.

Manchmal gibt es sogar eine Diskrepanz zwischen juristischer Korrektheit und moralischer Verwerflichkeit. So hat Frau von der Leyen ihren Lebenslauf nebst Doktortitel auch dadurch beschönigt, Stationen an der kalifornischen Elite-Universität Stanford absolviert zu haben.

Die zunächst hierüber entrüstete Elite-Einrichtung, die ihren Namen missbraucht wähnte, musste inzwischen aus juristischen Gründen einlenken. Schließlich seien unter bestimmten Gründen universitäre Aufenthalte denkbar, die im Nachhinein nicht mehr überprüft werden können.

Doch nicht nur aus moralischer, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht ist die Sachlage eindeutig: Wer weder einen Schein noch die Teilhaberschaft an einer wissenschaftlichen Publikation (Co-Autorenschaft oder Benennung in den Danksagungen) vorzeigen kann, die durch Mitglieder dieser Einrichtung veröffentlicht wurde, schmückt sich zu Unrecht mit seinem Aufenthalt an einer ehrenwerten Universität. Wenn Frau von der Leyen nichts dergleichen geleistet hat, ist es aus akademischer Sicht als verwerflich zu beurteilen, Stationen in Stanford im Lebenslauf aufzuführen.

Namhafte Politiker der aktuellen Regierungsparteien haben sich im Sinne dieses Artikels schuldig gemacht, schuldig auch denjenigen gegenüber, die ihre Doktorarbeiten durch Fleiß, Kompetenz und Disziplin, sogar meist mit Begeisterung für das Thema, beendet haben.

Schuldig gemacht haben sie sich aber auch denjenigen gegenüber, die sich keiner Prominenz erfreuen, aber dennoch ihre Arbeiten gefälscht haben. Denn die werden zusätzlich häufig strafrechtlich belangt, was ich hiermit auch für nachweislich schuldige Spitzenpolitiker fordere.

Quellen: u.a. http://de.vroniplag.wikia.com

Das Urheberrecht an diesem und allen anderen Artikeln dieses Blogs liegt ausschließlich bei Stefan F. Wirth, Berlin.

Kanzlerin Dr. Angela Merkel fordert vom deutschen Volk eine Rückbesinnung zu mehr religiöser Spiritualität

Es ist zugegebenermaßen eine Zumutung, die die offenbar schon leicht ermüdete Kanzlerin über sich ergehen lassen muss. So ist sie am 3. September 2015 extra nach Bern gereist, um den Ehrendoktertitel durch die dortige Universität entgegenzunehmen, hat sich die Laudatio des Direktors Martin Täuber angehört, um dann anschließend selbst eine Dankesrede zu halten.

Zum Abschluss gibt es noch einige Fragen durch das Publikum an die Kanzlerin. Schließlich passiert das Unvermutete, eine einfache populistische Frage lässt sie ganz offenbar vollständig die Contenance verlieren. Es scheint, als sei ihr jeder intellektuelle Kontrollmechanismus abhanden gekommen, wodurch sie vor laufenden Kameras ein ungefiltertes Bild über das Selbstverständnis der deutschen Regierungspartei offenbart. Frau Dr. Merkel wirkt noch unbeholfener als sonst. Die Haare sitzen wie eine schlecht auftoupierte Perücke, die Augen wirken klein und eingefallen, die Mundwinkel-Falten ziehen sich tief gefurcht bis unter das Kinn herab. Und Frau Dr. Merkel redet sich um Kopf und Kragen, ihre Ausführungen wirken so krude und unüberlegt, dass die konservativen Medien im Ausland voller Schadenfreude triumphieren.

Was genau ist eigentlich geschehen? Eine Frau mittleren Alters, Blümchenbluse, blonde Schulmädchen-Frisur und übergroße eckige Plastikbrille, möchte wissen, was im Grunde jeder ausländerfeindliche Populist in Deutschland gerne fragen würde. Es gehe doch darum, das Volk auch zu schützen, schließlich „…kommen ja noch mehr Leute mit einem islamischen Hintergrund zu uns. Und ich glaube, was der Herr vorhin angesprochen hat, beinhaltet ja auch eine große Angst hier in Europa zu dieser Islamisierung, die immer mehr stattfindet. Wie wollen Sie Europa in dieser Hinsicht und unsere Kultur schützen?“.

Die Frage birgt nichts Neues, man könnte sie leicht souverän beantworten. Schließlich gibt es keinerlei Hinweise auf eine Bedrohung durch Flüchtlinge. Auch die freche Unterstellung, Deutschland islamisieren zu wollen, lässt jedes argumentative Fundament vermissen. Der Deutsche an sich neigt nun einmal zur Fremdenfeindlichkeit und schreckt daher auch nicht davor zurück, sogar den Diebstahl von Steuergeldern zu unterstellen. Der brave Bürger kann sich offenbar nicht vorstellen, dass hilfebedürftige Ausländer weder per se gefährlich sind noch die Staatskasse aus Steuergeldern über Gebühr belasten. Ganz davon zu schweigen, dass eine große Zahl deutscher Steuerzahler selbst ausländische Wurzeln hat und dass Steuersünder, die ihre Schwarzgeld- Bankkonten im Ausland anlegen, dem deutschen Volk weitaus größeren Schaden zufügen als jeder einzelne Flüchtling jemals vermag.

Doch Frau Merkel argumentiert anders. Ihr Mund verkleinert sich, und verkniffen presst sie die Lippen aufeinander. Die Augen sind zwei schmale dunkle Spalten, und es scheint, als rutsche ihr gleich das Toupet vom Kopf. Der islamistische Terror befinde sich in Syrien, Lybien und dem Norden des Irak, zu dem die Europäische Union leider jedoch eine Vielzahl von Kämpfern beigetragen habe. Überhaupt sei Angst nie ein guter Ratgeber gewesen, weder im persönlichen noch im gesellschaftlichen Leben.

So weit, so mit gutem Willen noch akzeptabel. Zwar tut sich mir die Frage auf, ob eine Schuldanerkenntnis des Westens an der eskalierenden Gewalt im nahen Osten tatsächlich mit Verweis auf immerhin in Deutschland aufgewachsene Terroristen erfolgen sollte. Das benachbarte Ausland jedenfalls spöttelt über diesen eher hilflos wirkenden Argumentationsstrang. Vielmehr hat doch der Westen, insbesondere USA und Großbritannien, aus wirtschaftlichem Kalkül heraus militärische Interventionen in den betreffenden Ländern durchgeführt und damit Hassreaktionen der Bevölkerung hervorgerufen. Das verschweigt die Kanzlerin hier. Und dafür habe ich Verständnis, schließlich beabsichtigt sie ganz offensichtlich, sich aus dieser universitären Veranstaltung herauszuwinden, ohne im Publikum polarisierende Wirkungen zu erzeugen.

Doch da hat die Kanzlerin nicht nachhaltig gedacht. Denn eine Bemühung um kurzfristige Unauffälligkeit kann langfristig schadhaft sein. Frau Dr. Merkel muss sogar damit rechnen, dass die Aufzeichnung dieser Peinlichkeit lebenslang von den Medien hervor gekramt werden wird, immer dann, wenn vom Image der Ex-Kanzlerin und ihrer historischen Bedeutung die Rede sein soll.

Doch warum eigentlich peinlich? Bisher wurde doch lediglich mangelnde rhetorische Eleganz bemängelt, eine Eigenschaft, für die die Kanzlerin bereits seit ihrer Amtsübernahme bekannt ist. Nichts Neues also, könnte man meinen.

Doch, oh Schreck, ihre Einlassungen zur Beantwortung der Frage aus dem Publikum sind noch nicht abgeschlossen. Was nun kommt, ließ mir aus Fremdscham die Nackenhaare zu Berge stehen.

Zunächst führt sie noch aus, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Eine eigenartige Formulierungsweise, wie ich finde, sollte es doch eigentlich besser heißen: Muslimische Menschen gehören zu Deutschland. Doch erbost und verständnislos nehme ich erst die folgenden Ausführungen der Kanzlerin zur Kenntnis:

„Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, wir haben doch alle Chancen und alle Freiheiten uns zu unserer Religion, sofern wir sie ausüben und an sie glauben, zu bekennen. Und wenn ich was vermisse, dann ist das nicht, dass ich irgendjemandem vorwerfe, dass er sich zu seinem muslimischen Glauben bekennt, sondern dann haben wir doch auch den Mut zu sagen, dass wir Christen sind, haben wir doch den Mut, zu sagen, dass wir da in einen Dialog eintreten. Haben wir…(Stotterer, Anm. Autor)…dann aber auch bitteschön die Tradition, mal wieder in den Gottesdienst zu gehen oder bisschen bibelfest zu sein und vielleicht auch mal n‘ Bild in der Kirche noch erklären zu können, und, wenn Sie mal Aufsätze in Deutschland schreiben lassen, was Pfingsten bedeutet, da würd ich mal sagen, isses mit der Kenntnis über das christliche Abendland nicht so weit her. Und sich dann anschließend zu beklagen, dass Muslime sich im Koran besser auskennen, das find ich irgendwie komisch. Und vielleicht kann uns diese Debatte auch mal wieder dazu führen, dass wir uns mit unseren eigenen Wurzeln befassen und n‘ bisschen mehr Kenntnis darüber haben. Und insofern finde ich diese Debatte sehr defensiv. Gegen terroristische Gefahren muss man sich wappnen. …“

Im Anschluss weist Frau Merkel noch darauf hin, dass wir als Deutsche aufgrund unserer historischen Vergangenheit nun wahrlich kein Anrecht auf  „Hochmut“ besäßen. Vielleicht hat sie damit recht. Doch befassen möchte ich mich mit den epischen Ausführungen, die hier in wörtlicher Rede widergegeben sind.

Was genau soll hier vermittelt werden? Unterstellt Frau Dr. Merkel Neid als Ursache für Vorbehalte gegen muslimische Einwanderer, Neid auf eine kulturell-religiöse Identität, die jene Einwanderer besitzen, den zunehmend atheistisch werdenden Deutschen aber fehlt? Oder hat sie sich schlicht im Fach des Zynismus versucht, frei nach dem Motto: Wenn Ihr die komplexe Problematik der Flüchtlingsströme nach Deutschland auf religiöse Vorbehalte reduziert, befasst Euch doch erst einmal mit Eurer eigenen Religion?

Aus Gründen meiner Einschätzung ihres allgemeinen Intellekts traue ich Frau Dr. Merkel dies jedoch nicht zu. Als Vorsitzende einer Partei, die die christliche Religion im Parteilogo trägt, meint sie tatsächlich, was sie sagt, vermisst sie in der Tat die Kenntnis der jüngeren Generation darüber, was Pfingsten eigentlich sei.

Was ist Pfingsten? Natürlich weiß ich das nicht mehr, habe es absichtlich vergessen, aber für diesen Artikel extra einmal nachrecherchiert. Und das, obwohl ich aus reiner Bequemlichkeit der Evangelischen Kirche NOCH nicht ausgetreten bin und obwohl ich (als evangelische Minderheit) eine katholische Privatschule besucht habe.

Pfingsten feiert die „Ausgießung“ des heiligen Geistes. Jener, so die biblische Überlieferung, kam nämlich auf die Jünger und Apostel herab, während sie sich zur Begehung des jüdischen Festes Schawuot zusammenfanden. Die Bibel schildert das Ereignis ausführlich, beispielsweise in der Apostelgeschichte des Lukas (Apg2, 1-4, EU): „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“.

Frau Dr. Merkel: Deutschland braucht keinen Glauben an nicht belegbare Wundergeschichten. Deutschland braucht Bildung. Deutschland war weltweit führend, beispielsweise im Bereich der Naturwissenschaften. Das haben Sie abgeschafft! Hochqualifizierte Forscher flüchten längst ins Ausland, denn sie haben in Deutschland kaum noch Aussichten auf eine Anstellung. Und das, weil Sie, Frau Kanzlerin (bzw. Ihre Regierung), fleißig Forschungsstellen gestrichen haben!

Warum Sie das getan haben (bzw. Ihre Regierung)? Um Kritiker wie mich mundtot zu machen, Kritiker, denen vor Entsetzen schwindelig wird, wenn sie sich Ihre öffentlichen Auftritte anschauen müssen. Kritiker, die zwar voller Mitleid mit Ihnen fühlen, wenn man Sie unvorbereitet mit Fragen konfrontiert, die Ihnen dann aber beim besten Willen nur ein „ausreichend minus“ bescheinigen können, und zwar dafür, dass Sie überhaupt zum Interview erschienen sind.

So auch beim Interview, das Sie, Frau Dr. Merkel, am 7.10.2010 in der ARD bei Anne Will zu bewältigen hatten. Wie Sie sich geschlagen haben, wollen Sie von mir wissen, Frau Merkel? Wie üblich, ist meine Antwort, gerade so bestanden mit einem ausreichend minus, der Anwesenheit wegen!

Deutschland braucht keine Kanzlerin, die für wirre Äußerungen wie die folgende in die Geschichte eingehen wird: „…Dann ist doch die Aufgabe, dass man so heran geht, dass man es schafft, und dann kann man das auch schaffen. Und ich hab überhaupt keinen Zweifel, und stellen Sie sich mal vor, wir würden alle miteinander erklären, wir schaffens nicht. Und dann? Das geht doch nicht!“ (Zitat: ARD, „Anne Will“, 07.10.2015, 21:45).

Nein, Frau Dr. Merkel, da haben Sie recht, das geht so doch nicht! Sie und Ihre Partei sowie Ihre Regierung gehen nicht, und zwar so gar nicht!