Warum Flüchtlinge in Deutschland ein Recht auf freundliche Behandlung verdienen und durch Wirtschaftsflüchtlinge dem deutschen Steuerzahler keine dauerhafte Gefahr droht

Ich reise viel, meist aus beruflichen Gründen. Daher weiß ich, wie es sich anfühlt, Gast in einem fremden Land zu sein. Oft bin ich dauerhaft auf die Gastfreundlichkeit in anderen Kulturkreisen angewiesen und mache die Erfahrung, dass mir diese auch stets freundlich entgegen gebracht wird.

Selbstverständlich kann dies nur erwarten, wer die Bereitschaft besitzt, sich den Gegebenheiten anzupassen. Dies jedoch wird den Flüchtlingen, die Deutschland derzeit in großer Zahl erreichen, von vielen pauschal abgesprochen. Es gibt zwar keine Fakten, die diese Vorurteile fremdenfeindlicher deutscher Bürger zu begründeten Anschuldigungen machen. Doch das scheint wenig von Belang für all diejenigen zu sein, die schon immer mit sich selbst unzufrieden waren und nun nach schwächeren Sündenböcken für das eigene verpfuschte Leben suchen.

Nur sehr selektiv interessiert sich der kleingeistige deutsche Wutbürger für die Verwendung seiner Steuergelder. Häufig fürchten sogar insbesondere diejenigen Steuerzahler eine Veruntreuung ihrer Abgaben, deren Steuerleistung aufgrund eines dauerhaften Arbeitslosengeld-II-Bezuges kaum der Rede wert ist.

Vieles geschieht mit Steuergeldern in diesem Land, das kritikwürdig ist, aber kaum je Kritik erfährt. Dies liegt in der tumben Bräsigkeit vieler Bürger begründet, die sich nur dann den Mund zerreißen, wenn ihnen die Medien entsprechende mundgerechte Häppchen vor die Nasen setzen.

Die sozialen Netzwerke schäumen über vor unreflektiertem Unfug. Äußerungen wie „bevor Du Gäste in Dein privates Zuhause einlädst, überlegst du Dir doch auch, ob Du Dir das überhaupt leisten kannst“ oder „die können sich doch alle Handys leisten, was wollen die also hier?“ lassen mir vor Entsetzen und Fremdscham regelmäßig die Nachkenhaare aufrecht stehen.

Deutschland ist seit jeher ein Land, dessen Bevölkerung sich aus verschiedenen Kulturen zusammensetzt, die meist miteinander harmonieren konnten. Wer will denn heute  noch ernsthaft die Nachkommen all derjenigen Gastarbeiter, die in den 1960-er und 70-er Jahren in Deutschland dringend benötigt wurden, verunglimpfen? Das wäre doch absurd, zahlen doch viele von ihnen heute längst mehr Steuern als mancher Deutsche. Auch Muslime tragen mindestens seit jenen Zeiten mit dazu bei, dass unsere Gesellschaft reichhaltiger geworden ist.

Und dennoch muss leider manchmal auch davon berichtet werden, dass gewisse muslimische Mitbürger die Aufklärung, die Freiheit und die hart erkämpften Menschenrechte in Deutschland mit Füßen treten, und dadurch sogar nicht selten schlicht gegen das deutsche Grundgesetz verstoßen. Dies darf natürlich nicht hingenommen werden, ganz im Gegenteil muss unsere freie und demokratische Gesellschaft rigoros seine modernen Werte verteidigen. Das steht immer außer Frage.

Dennoch ist es inakzeptabel, unter verschiedenen Deckmänteln der Ausländerfeindlichkeit zu frönen, zu verallgemeinern, zu pauschalisieren und zu diffamieren.

Unwillkürlich gelangt man in solchen Diskussionen zur Thematik der Religionen. Ich halte alle Religionen für gleichermaßen gefährlich, denn ihr Feind ist die Bildung, ihr Feind ist auch die Kritikfähigkeit. Religionen funktionieren dann am besten, wenn den Gläubigen ihre Mündigkeit vorenthalten werden kann. Religionen sind Machtinstrumente, die sich mit allem, nur nicht dem Jenseits befassen.

Doch zu kritisieren ist in diesem Zusammenhang nicht allein der Islam. Zwei Jahrtausende lang war man beispielsweiser als männlicher Homosexueller, der seine erotische Neigung frei ausleben wollte, ohne Diskriminierungen und eingeschränkte Karrierewege befürchten zu wollen, bestens damit beraten, in einen katholischen Orden einzutreten. Das sogenannte „Zölibat“ war in Wirklichkeit stets ein Deckmantel für ein homoerotisches Leben, das in der Öffentlichkeit zu Unrecht als sittenwidrig galt, als nicht gottgefällig diskriminiert wurde. Es waren die katholischen Mönchsorden schon immer elitäre Geheimbünde, exzentrische Erotikgemeinschaften im Namen eines Gottes, die über schier unmenschliche Reichtümer verfügten. Daran haben auch die Orden, die vorgeblich die Armut predigten, nichts geändert. Religionen sind immer rein weltlicher Natur.

Und doch sind die Religionen nur als Institutionen scharf zu kritisieren. Vorbehalte gegen ihre Anhänger dürfen niemals als Scheinargument für tatsächlichen Menschenhass dienen. Diejenigen nämlich, die andere mit blinder Wut übersäen, hassen in Wahrheit sich selbst für ihre Inkompetenz, ihre Talentlosigkeit, ihren beschränkten Intellekt und ihre allgemeine Hilflosigkeit, im eigenen Leben einen Sinn zu finden.

Eben jene Eigenschaften, Frustration, Depression, Selbsthass, das Empfinden eines unerfüllten Lebens, sind aber oft die Ursachen für ablehnende Reaktionen, die Flüchtlinge in Deutschland erdulden müssen. Wahre Flüchtlingsströme scheinen nämlich derzeit das Land zu überfluten. Und doch droht hierdurch keine Gefahr. Allerdings ist die kritische Frage nach den Ursachen, die ausgerechnet Deutschland zum beliebtesten aller Flüchtlingsziele gemacht haben, durchaus mehr als legitim.

Flüchtlinge nehmen alle denkbaren Strapazen auf sich, um auf unerhörten Umwegen letztlich nach Deutschland gelangen zu können. Warum nur, wenn nicht, weil Deutschland schlicht die falschen Signale setzt, sich mit einer erlogenen Fassade der Welt präsentiert, die im Ausland den Eindruck erweckt, als sei dies ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

Die Wahrheit ist: Deutschland ist reich, und doch hat die breite Bevölkerung kein Geld. Die Lebenshaltung ist in vielen Bereichen geradezu unverschämt teuer. Das wird einen Großteil jener Flüchtlinge, die durch vorwiegend wirtschaftliche Interessen beflügelt wurden, sehr rasch enttäuschen, ja vermutlich geradezu bestürzen. Insbesondere solche Gäste müssen wir daher besonders freundlich und hilfsbereit empfangen. Denn sie sind keine potentiellen Täter, sondern vielmehr Opfer deutscher Großkotzigkeit. Selbstverliebtes Auftreten nach außen, internationale Machtdemonstrationen und skrupellose Vertuschung der eigenen stetig zunehmenden sozialen Verelendung werden nicht dauerhaft über die wahren Zustände im Land hinweg täuschen können.

Sklavenarbeit war hier bis Anfang 2015 noch völlig legal. Erst danach wurde der sogenannte Mindestlohn eingeführt. Noch heute müssen Praktikanten häufig hinnehmen, schwere Arbeit ganz ohne finanzielle Vergütung zu verrichten.

Flüchtlinge dürfen in Deutschland maximal mit Einkünften in Höhe des Regelsatzes nach ALG II rechnen. Dieser beträgt derzeit 399 Euro und soll zum 01.01.2016 auf 404 Euro erhöht werden. Insbesondere Alleinstehende erwarten trotz dieses geringen Aufschlages auch weiterhin starke Einbußen in der Lebensqualität, mit denen sie gerade in Deutschland sicher nicht gerechnet hätten.

Zwar werden vom Staat auch die Kosten für eine Unterkunft übernommen. Aber der ALG II Regelsatz erlaubt es Alleinlebenden nur schwerlich, einen Monat gut zu überstehen.

Ein gutes und frisches Brot kostet in Deutschland zwischen 6,20 € und mehr als 10 €. Hiervon benötigt eine einzelne Person, die sich gesund ernähren möchte, zwei Leiber pro Woche. Gehen wir vom genannten Höchstpreis aus, verschlingt der monatliche Bedarf allein an Brot um die 80 Euro. Ein passender Belag ist darin jedoch noch nicht enthalten. Käse, beispielsweise ein „Gouda jung am Stück“, kostet ab 5, ein Rinderhüftsteak (375 g) sogar mindestens 6 Euro. Ein namhafter Dresdner Christmas Stollen schlägt mit um die 30 Euro ins Leder. Für ein Kabeljau-Filet sind luxuriöse 17 Euro zu berappen. Eine Biosalami kann in Deutschland schon einmal 35 Euro wert sein. Ein Postpaid-Handyvertrag kostet einschließlich notwendiger Flatrates mindestens 30 Euro monatlich, ein Festnetz-Internetzugang noch einmal dasselbe.

Auch der Besuch einer deutschen Apotheke kann einen unkundigen neuen Staatsbürger in Angst und Schrecken versetzen. Stolze 10 Euro blättert man für ein kombiniertes Arzeimittel gegen grippale Infekte hin. Nicht deutlich günstiger ist eine Standard-Packung des Schmerzmittels Ibuprofen 400. Wer gar ein Antibiotikum benötigt, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Im Land des überbordenden Kapitalismus ist das Leben für die Mehrheit der Bevölkerung kein Zuckerschlecken mehr. Ein „Billigflug“ von Berlin nach Saarbrücken kostet einfach um die 350 Euro. Für denselben Preis gelangt man von Berlin nach Sibirien und gleich auch noch einmal zurück. Der Extremkapitalismus hebelt sich in Deutschland zunehmend selbst vom Sockel.

Während die deutsche Kanzlerin monatlich brutto fast 16000 Euro einstreicht (und sich offenbar trotzdem keinen Rhetoriklehrer leisten kann), verdient ein Friseur netto 800 bis 1000 Euro bei Vollzeitanstellung. Das Einstiegsgehalt einer Bäckereifachverkäuferin beträgt in etwa dasselbe. Ihr Ausbildungsgehalt beläuft sich allerdings im ersten Ausbildungsjahr auf nur etwa 600 Euro (ich fürchte brutto). Der Mauerer erreicht dagegen immerhin ein Einstiegsgehalt von etwa 1200 Euro netto, muss dafür aber im ersten Ausbildungsjahr hungern, und zwar mit etwa 700 Euro monatlich.

Ein Assistenzarzt im ersten Jahr verdient in einem Krankenhaus an die 3000 Euro netto. Ein deutscher Jurist gehört ebenfalls zu den wenigen Gewinnern des modernen Superkapitalismus. Ein Bruttogehalt als Rechtsberater eines Unternehmens kann schon einmal bei 7000 Euro brutto angesiedelt sein.

Deutschland ist eine Zweiklassengesellschaft, in der die Armen nichts zu lachen haben. Und zu denen werden sich auch die neuen Bürger hinzugesellen müssen.

Die schrecklichen Gewaltorgien durch muslimische Radikalisten, die die Welt seit Oktober 2015 erneut in Atem halten (23. 10. Anschlag auf eine Moschee in Nigeria mit 28 Toten, 31.10 Bombenexplosion in einem russischen Passagierflugzeug mit 224 Toten, 13.11. Angriffe im Zentrum der französischen Hauptstadt Paris mit 130 Toten, 20.11. Geiselnahme in Malis Hauptstadt Bamako mit 22 Toten) werden nun, wen wundert es, zunehmend instrumentalisiert, um zusätzliche Stimmung gegen Flüchtlinge zu entfachen.

Doch diese Hilfe-Suchenden verdienen nicht nur deswegen das gesamte Repertoire unserer Gastfreundschaft, weil wir schlicht ein freundliches Land sein wollen. Wir haben als westlicher Bündnispartner sogar die Pflicht, mit unserer Hilfsbereitschaft für diejenigen Schäden aufzukommen, die die Westmächte, allen voran die USA,  im nahen Osten vorsätzlich verursacht haben.

Wer westliche Interventionen in arabischen Ländern, insbesondere dem Irak, neutral, aber konsequent beurteilen möchte, kann beispielsweise nicht umhin, eindeutige Angriffskriege durch die USA gegen den Irak einzuräumen. Der Hass, der sich daraufhin in Teilen der geschädigten Regionen ausgebildet hat, sollte daher nicht allzu sehr verwundern.

Nun ist es zwar leicht gesagt, dass der islamische Terrorismus in Teilen eine Schöpfung des Westens ist, andererseits muss dennoch die Frage erlaubt sein, wie gegen diese immer weiter um sich greifende Gewaltbereitschaft aus Gruppierungen des Nahen Ostens vorgegangen werden sollte. Kriege alleine können meiner Ansicht nach den Terror nicht besiegen. Die Unterstützung der Terrorgruppen in den dortigen Bevölkerungen ist schlicht zu groß. Neue Extremisten-Verbände würden schnell aus dem Boden spießen, da die Ursachen für die tief sitzenden Missstimmungen nicht durch immer weitere Gewaltakte seitens westlicher Großmächte ausgeräumt werden können.

Die USA und ihre Bündnispartner müssen endlich damit aufhören, nach antikem Vorbild weltweite Expansionen anzustreben.

Drastischere Worte hierzu fand der emeritierte Professor für Linguistik und Intellektuelle Noam Chomsky, der in einem Fernsehinterview nicht im IS die international bedeutsamste Terrororganisation sieht, sondern stattdessen vor allem Die USA beschuldigt, die Welt unentwegt mit globalen Terrorakten zu traktieren (Interview euronews: https://www.youtube.com/watch?v=Jm3fiiBMZ9w).